Wenn Hersteller die Leistung ihrer Solarmodule als zu hoch angeben
Halten die Herstellerangaben zu Photovoltaikmodulen was sie versprechen? Nicht immer, oft wird ihre Leistung zu hoch angegeben. Dies zeigt eine langfristige Analyse zur Leistungsübereinstimmung von Photovoltaikmodulen des deutschen Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) durchgeführt hat.
Quelle: Moerschy, Pixabay-Lizenz
Solarmodule liefern nicht immer ganz, was der Hersteller verspricht.
Die Untersuchung basiert auf über 70'000 Solarmodulen, die seit 2012 im Kallibrierlabor des Instituts getestet worden sind. Oder vielmehr auf einem Teil des umfangreichen Datensatzes, das heisst auf1034 Leistungsmessungen von monokristallinen PV-Modulen. Letztere kommen bei den meisten Dächern zum Einsatz, sie haben einen Wirkungsgrad von bis zu über 20 Prozent.
Zwischen 2012 und 2016 lag Unterschied zwischen den Leistungsangaben des Herstellers und der im Labor gemessenen Leistung im Schnitt unter einem Prozent und damit laut dem Forschungsteam «im üblichen Bereich». Oft wurden gar höhere Leistungen als die angegebene gemessen. Doch nach 2016 kippte der Trend ins Negative: «Für das Jahr 2023 gipfelte das in einer negativen Abweichung zwischen Hersteller-Angabe und unserer Überprüfung von etwa 1,3 Prozent», erklärt Daniel Phillip, Leiter der Abteilung Modulcharakterisierung und Zuverlässigkeit am Fraunhofer ISE erklärt. «Eine positive Abweichung wurde so gut wie nicht mehr beobachtet», so der Experte. Immerhin verbesserte sich die Situation laut Phillip vergangenes Jahr leicht: «Im Jahr 2024 beobachten wir eine leichte Trendwende, aber immer noch im Mittel starke negative Abweichungen von 1,2 Prozent.»
Hersteller Tendenz zu «optimistischen» Leistungsangaben als Problem erkannt
Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Herstellerfirmen die Tendenz zu «optimistischen» Leistungsangaben als Problem erkannt haben. «Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Daten repräsentativ für den deutschen Installationsmarkt sind, entspricht eine durchschnittliche Minderleistung von 1,2 Prozent bei einem Zubau von 16,2 Gigawatt im Jahr 2024 einer Gesamtleistung von etwa 195 Megawatt», sagt Philipp. Dies entspricht der Nennleistung von einem der grössten Solarparks in Deutschland.
Andreas Bett, Institutsleiter am Fraunhofer ISE, meint dazu: «Die Erkenntnisse machen auch deutlich, wie wichtig eine verlässliche, kontinuierliche und unabhängige Infrastruktur zur Qualitätsüberprüfung von PV-Modulen ist. Gerade gerade auch dann, wenn für den deutschen und europäischen PV-Markt eine über 90-prozentige Importabhängigkeit bei den PV-Komponenten vorliegt.» (mgt/mai)
