Weko eröffnet erneut Untersuchung gegen Bündner Baufirmen
Die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) geht erneut gegen Bündner Baufirmen vor. Nur ein Jahr nach der letzten Kartellbusse eröffnete sie eine neue Untersuchung gegen mehrere Unternehmen in der Region Moesa, also in den beiden Südtälern Misox und Calancatal.
<p>Warnschild, Symbolbild.</p>
Es bestünden Anhaltspunkte für Absprachen von mehreren Unternehmen bei der Vergabe von Offerten für Bauprojekte (im Fachjargon Submissionsabreden genannt), teilte die Weko am Freitag mit. Bei solchen Absprachen würden die Offerierenden ihre Angebote typischerweise mit dem Ziel abstimmen, einem Unternehmen den Auftrag zu einem bestimmten Preis zuzuschanzen.
Die Wettbewerbskommission habe entsprechende Hinweise vom Kanton Graubünden erhalten und Hausdurchsuchungen durchgeführt. Die Razzien hätten in den letzten Tagen stattgefunden, sagte Weko-Direktor Patrik Ducrey auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP.
Noch keine Namen genannt
«Im Rahmen der Untersuchung ist zu prüfen, ob tatsächlich kartellrechtlich unzulässige Wettbewerbsbeschränkungen vorliegen», schrieb die Weko. Die Namen der Baufirmen habe man noch nicht bekannt gegeben, weil man noch nicht wisse, wer wirklich in den Fall verwickelt sei und wer nicht, sagte Ducrey.
Die Namen würden in zwei bis drei Wochen im Schweizerischen Handelsamtsblatt veröffentlicht. Angaben zum Umfang und der Dauer des Verfahrens konnte der Weko-Direktor nicht machen.Bündner Baufirmen stehen notorisch im Visier der Weko. Die Kartellwächter führten bereits zehn Untersuchungen zu Submissionsabsprachen im Kanton durch.
Erst Ende Mai zahlte der grösste Schweizer Baukonzern Implenia dem Kanton Graubünden in einem Vergleich eine Million Franken wegen illegaler Preisabsprachen. Insgesamt beliefen sich die Vergleichszahlungen von mehreren Baufirmen mit dem Kanton Graubünden nach Abschluss der Implenia-Vereinbarung auf total 9 Millionen Franken. Untersuchungen hatten die in den Jahren 2004 bis2012 begangenen Kartellverstösse ans Tageslicht gebracht.
Einmal sechs und einmal zwei Millionen
Im Sommer letzten Jahres waren mit neun Strassenbauunternehmen Vergleiche mit einer Ausgleichssumme von sechs Millionen Franken abgeschlossen worden. Zuvor, im Frühjahr 2019, war sich die Regierung mit fünf Engadiner Baumeistern über die Zahlung von 2 Millionen Franken einig geworden.
Die Weko hatte nach Abschluss der Untersuchungen mehrere Unternehmen mit insgesamt elf Millionen Franken gebüsst. 40 Unternehmen waren in Absprachen bei 1160 Bauprojekten involviert gewesen. Die Akten zu den Untersuchungen umfassen laut Weko-Angaben Millionen von Seiten. (sda awp / pb)