Wegen Hitze und Krieg könnte es bei Strom und Gas eng werden
Zwar ist die Versorgung der Schweiz mit Strom und Gas zurzeit gesichert. Doch im Winter könnte es eng werden mit der Versorgung. Gründe sind Unterbrüche der Gas-Lieferungen wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sowie das trockene Wetter in der Schweiz.
Quelle: Maganscan, Pixabay-Lizenz
Gasflammen (Symbolbild)
Zwar seien die Speicherseen in den
Bergen gefüllt wie im langjährigen Mittel, schreibt die Elektrizitätskommission
(Elcom) am Mittwoch. Es fliesse nun aber weniger Wasser zu, wegen der
vergleichsweise frühen Gletscherschmelze und der Hitzeperiode.
Gas ist laut Elcom von Bedeutung, um im Winter genügend
Strom produzieren zu können. Die laufenden Wartungsarbeiten in Russland an der
Pipeline Nord Stream 1 hätten hauptsächlich für die Speicher in Deutschland,
Tschechien, die Slowakei und Österreich Folgen. Die Gasflüsse in die Schweiz
seien normal.
Allfälliger Lieferstopp für Gas
Bei einem allfälligen russischen Gaslieferstopp könnten aber
laut Elcom grosse Stromunternehmen in Liquiditätsprobleme geraten. Über einen Rettungsschirm für systemkritische Stromkonzerne berät
zurzeit das Parlament. Der Ständerat hat das dringliche Gesetz dazu im Juni
angenommen.
Massnahmen für die sichere Energieversorgung hat der
Bundesrat mehrere beschlossen. Im Februar präsentierte Energieministerin
Simonetta Sommaruga Pläne für eine Wasserkraftreserve: Betreiber von
Speicherkraftwerken sollen gegen Entgelt eine bestimmte Menge an Energie
zurückhalten, die dann bei Bedarf abgerufen werden kann.
Weiter auf dem Tisch sind Reservekraftwerke für Lagen mit
Energieknappheit. Als gesetzliche Grundlage für die Umsetzung – vor allem mit
bestehenden Anlagen – prüft das Departement für Umwelt, Energie, Verkehr und
Kommunikation (Uvek) eine Verordnung, weil die Arbeit an einer Gesetzesvorlage
längere Zeit in Anspruch nimmt.
Im Mai verpflichtete der Bundesrat die Gasbranche,
Speicherkapazitäten in Nachbarländern und Optionen für zusätzliche
Gaslieferungen zu sichern. Die Schweiz ist nach Angaben des Uvek bei der
Gasversorgung vollständig von Importen abhängig.
Schnellere Bewilligung für Wind- und Wasserkraftanlagen
Eine dringliche Verordnung dafür hat der Bundesrat bereits
in Kraft gesetzt. Der Bundesrat hat das Konzept der Branche und der
Bundesbehörden für eine Gas-Reserve für den kommenden Winter zur Kenntnis
genommen. Zudem strebt die Schweiz Solidaritätsabkommen mit Deutschland,
Italien und Frankreich an.
Längerfristig will der Bundesrat die Bewilligungsverfahren für Wind- und Wasserkraftanlagen beschleunigen – die Vernehmlassung dazu läuft. Mit dem Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien, das das Parlament zurzeit berät, will der Bundesrat erreichen, dass in der Zukunft mehr einheimische Energie verfügbar ist. (sda/pb)