08:08 BAUBRANCHE

Watt d’Or 2025: Neuartige Sorptionsspeicher-Wärmepumpe ausgezeichnet

Teaserbild-Quelle: Screenshot, Youtube, ewb

Das Bundesamt für Energie hat am Donnerstagabend zum 18. Mal den Energiepreis Watt d’Or vergeben. Ausgezeichnet wurden unter anderem eine neuartige Sorptionsspeicher-Wärmepumpe, ein Mini-Wärmeverbund und ein Ladetunnel für Elektro-LKWs.

Mit dem Watt d’Or zeichnet das Bundesamt für Energie (BFE) seit 2007 jedes Jahr aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich aus. Mit dem Energiepreis sollen die Wirtschaft, die Politik und die breite Öffentlichkeit dazu motiviert werden, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken.

40 Bewerbungen wurden für den diesjährigen Energiepreis eingereicht, 18 Beiträge schafften es in die Endrunde, wie das BFE am Donnerstag mitteilte. Daraus kürte die Jury unter dem Vorsitz von Jurypräsidentin Susanne Vincenz-Stauffacher die Siegerprojekte in den vier Kategorien und vergab dieses Jahr zusätzlich einen Spezialpreis. (mgt/pb)


Das sind die Gewinner des Watt d'Or 2025

Neuartige Sorptionsspeicher-Wärmepumpe in Frauenfeld TG

Kategorie: Energietechnologien

Seit Herbst 2024 ist in Frauenfeld TG eine einzigartige Energie-Innovation in Betrieb: Die Sorptionsspeicher-Wärmepumpe «SeasON», entwickelt von der Hochschule Luzern (HSLU) und der Matica AG aus Kaltenbach TG. Der Claim von SeasON «today's energy - tomorrow's warmth» beschreibt, worum es geht: Überschüssige erneuerbare Energie wird im Sommer durch ein thermochemisches Verfahren für den Winter gespeichert. Dazu wird Natronlauge verwendet. Diese wird im Sommer mit erneuerbarem Strom oder Wärme konzentriert, indem ihr Wasser entzogen wird. Natronlauge und Wasser können so bis zum Winter verlustfrei bei Raumtemperatur gelagert werden. Wird die Lauge dann wieder mittels Verdampfung und Absorption von Wasser verdünnt, entsteht Wärme, mit der die Sorptionsspeicher-Wärmepumpe fast ohne zusätzliche elektrische Energie heizen kann.

Wie gut das funktioniere, zeige die erste Pilotanlage in Frauenfeld, schreibt das BFE. Dafür erhält das Team einen Watt d’Or. Gemäss Communiqué sollen in den nächsten Monaten zudem zwei weitere, grössere Pilotanlagen in der Schweiz und in Deutschland realisiert werden.


Doppelte Erne durch Agri-PV-Anlage in Buchs

Kategorie: Erneuerbare Energien

Pflanzen brauchen Sonnenlicht zum Wachsen. Und Photovoltaikmodule braucht es, um Strom zu produzieren. Mit der Agri-Photovoltaikanlage auf den Dächern der neuen Gewächshäuser der Lubera AG in Buchs SG kann das Sonnenlicht gleichzeitig für beide Zwecke genutzt werden. Die vom städtischen Energieversorger Ewb erstellte Anlage ist 10'700 Quadratmeter gross und erzeugt jährlich rund 750'000 kWh Solarstrom. Die über 6'600 Photovoltaikmodule mit 812 kWp installierter Leistung wurden von der Firma Insolight aus Renens VD und dem Bünder Unternehmen Reech aus Landquart entwickelt. Die Module sind ins Dach integriert und lichtdurchlässig, so dass für die Stromproduktion 20 Prozent und für die Pflanzen im Gewächshaus 80 Prozent des Sonnenlichts nutzbar sind. Für die PV-Anlage und die doppelte «Ernte» erhält das Team einen Watt d’Or.


Ein Tunnel zum Laden von Elektro-LKWs

Kategorie: Energieeffiziente Mobilität

Die Galliker Transport AG will bis 2050 CO2-neutral zu werden. Diese Vision wird konsequent umgesetzt: Rund zehn Prozent der Fahrzeugflotte sind bereits mit alternativen Antrieben unterwegs. Aber auch die Ladeinfrastruktur soll aufgerüstet werden. Dies sei mit dem «innovativen, unterirdischen Elektropower-Tunnel» am Hauptsitz in Altishofen LU gelungen, schreibt das BFE. 28 Elektro-LKW mit bis zu 200 kW Leistung können darin laden. Realisiert wurde das Projekt von der Galliker Transport AG gemeinsam mit der Fent AG aus Seon AG, der Thomas Lüem Partner AG aus Baar ZG und der CKW AG aus Luzern. 


Nanoverbund: Wärme mit den Nachbarn teilen

Kategorie: Gebäude und Raum

Strom von der PV-Anlage auf dem Dach kann heute mit Nachbarn in einem Zusammenschluss zum Eigenverbrauch geteilt werden. Das gleiche Prinzip macht aber auch bei der Wärme Sinn: Denn viele Heizungen in Wohngebäuden sind überdimensioniert und deshalb gar nicht ausgelastet. Teilt man die Wärme aus der eigenen Heizung mit den Nachbarn, spart das Unterhalts- und Heizkosten. Wie gut das funktioniert, habe das Energieunternehmen IWB (Industrielle Werke Basel) in einem Basler Quartier unter Beweis gestellt, heisst es im Communiqué.

Seit Herbst 2023 sind dort drei Reiheneinfamilienhäuser mit einer Erdsondenwärmepumpe und zwei Gasheizungen wärmetechnisch zu einem Nanoverbund – einem Mini-Wärmeverbund – zusammengeschlossen. Im ersten Winter wurden sie zu über 90 Prozent mit erneuerbarer Wärme aus der Wärmepumpe beheizt und dies zu 15 Prozent tieferen Kosten als zuvor. Der Nanoverbund kann gemäss BFE eine Lösung für rund 300'000 Gebäude in der Schweiz sein, die mindestens an ein anderes Haus grenzen und eine Lösung brauchen. Technisch sei der Nanoverbund einfach umsetzbar. «Die Basler Idee hat also das Potenzial, in der ganzen Schweiz Fuss zu fassen», heisst es im Communiqué.


Spezialpreis der Jury

Netztarife tragen zu einem effizienten und sicheren Stromnetz bei. In der Schweiz wird immer mehr Strom dezentral produziert und ins Stromverteilnetz eingespeist, zum Beispiel aus Photovoltaikanlagen auf Gebäuden. Daneben gibt es immer mehr Verbraucher, die Strom aus dem Verteilnetz beziehen, zum Beispiel Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen. Dadurch wird das Verteilnetz immer mehr belastet.

Damit die Verbraucher auch in Zukunft effizient und zuverlässig mit Strom versorgt werden und der erzeugte Strom abtransportiert werden kann, braucht es laut BFE nicht nur den Ausbau der Verteilnetze. Massgeblich dazu beitragen könnten auch dynamische Netztarife. Ihr Potenzial könne dank «smart metern» erschlossen werden, die inzwischen weit verbreitet seien, heisst es in der Mitteilung.

Die Branche beschäftige sich mit den Netztarifen aktiv und mit verschiedenen Ansätzen. Vier Projekte erhalten dafür den Watt d'Or 2025 in der Kategorie «Spezialpreis der Jury»: Die Genossenschaft Elektra, Jegenstorf BE, Groupe E FR, AEM TI sowie die EKZ zusammen mit der ETH Zürich ZH.

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