Watt d'Or 2021: Eine Schneekugel für Energievorbilder
Das BFE hat zum 14. Mal den Energiepreis Watt d’Or vergeben. Ausgezeichnet wurden unter anderem ein schwimmendes alpines Solarkraftwerk im Wallis und eine Überbauung in Männedorf, die ihren Energiebedarf komplett mit Photovoltaik und Windenergie deckt.
Quelle: Bundesamt für Energie
Der Schweizer Energiepreis Watt d'Or wird jedes Jahr durch das Bundesamt für Energie verliehen.
Mit dem Watt d’Or zeichnet das Bundesamt für Energie (BFE) seit 2007 jedes Jahr aussergewöhnliche Leistungen im Energiebereich aus. Mit dem Schweizer Energiepreis soll die Wirtschaft, die Politik und die breite Öffentlichkeit dazu motiviert werden, die Vorteile innovativer Energietechnologien für sich zu entdecken.
Der Watt d’Or ist nicht dotiert, es werden also keine Preisgelder ausgeschüttet. 64 Bewerbungen wurden für den diesjährigen Energiepreis eingereicht und von einem Expertenteam geprüft. Für die Endrunde nominiert wurden 24 Beiträge. Daraus hat die Jury – zum letzten Mal unter dem Vorsitz der ehemaligen SP-Ständerätin Pascale Bruderer – die Siegerprojekte in den vier Kategorien gekürt. Dieses Jahr gibt es in der Kategorie «Gebäude und Raum» zwei Gewinner.
Die Preisverleihung im Kongresszentrum Kursaal in Bern fand
dieses Jahr aufgrund der Pandemie in kleinerem Rahmen statt. Ausgezeichnet
wurden unter anderem ein alpines Solarkraftwerk auf dem Stausee Lac de Toules
im Wallis sowie eine Überbauung in Männedorf, die ihren
kompletten Energiebedarf mit Photovoltaik- und Windenergieanlagen abdeckt. (mgt/pb)
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Sie unten.
Verteilnetze für klimaneutrale und erneuerbare Energiezukunft fit machen
Kategorie: Energietechnologien
Firma: Adaptricity AG
Die Verteilnetze spielen auf dem Weg zu einer klimaneutralen
Schweiz eine wichtige Rolle. An ihnen hängen das übergeordnete Übertragungsnetz
mit den grossen Kraftwerken sowie die Steckdosen der Verbraucher. Aber auch
immer mehr Solaranlagen, Elektrotankstellen und Wärmepumpen stossen hinzu. Bisher
wurden die Verteilnetze deshalb stetig und teuer ausgebaut. Eine bessere,
kostengünstigere Lösung bietet laut BFE das ETH-SpinOff Adaptricity. Mit seinen
Softwarelösungen liefert es smarte Antworten für die Planung sowie die
transparente Überwachung der Netze und macht die Verteilnetze auf diese Weise
fit für die klimaneutrale und erneuerbare Energiezukunft.
Quelle: Romande Energie
Das erste schwimmende Solarkraftwerk auf dem Stausee Lac des Toules im Wallis ist ein grosser Erfolg.
Ein alpiner Stausee ist auch ein Solarkraftwerk
Kategorie: Erneuerbare Energien
Firmen: Romande Energie und ABB Schweiz
In den Schweizer Alpen ist die Atmosphäre dünner und die Sonnenstrahlung
stärker. Im Winter reflektiert der Schnee zudem das Licht. All dies sind ideale
Voraussetzungen für die Solarstromproduktion. Der Westschweizer
Energieversorger Romande Energie nutzt die alpinen Bedingungen für den weiteren
Ausbau seiner erneuerbaren Stromproduktion. Konkret wurde dafür auf dem Stausee
Lac des Toules im Wallis auf 1‘800 Metern über Meer ein schwimmendes
Solarkraftwerk installiert. Damit liefert der Stausee neben der Energie aus
Wasserkraft nun auch Solarstrom. Die weltweit einzigartige Anlage wurde gemeinsam
mit ABB Schweiz realisiert.
Ein Kreislauf für erneuerbaren Wasserstoff für den Schwerverkehr
Kategorie: Energieeffiziente Mobilität
Firmen: Hydrospider AG, Hyundai Hydrogen Mobility AG, H2
Energy AG, Förderverein H2 Mobilität Schweiz
Wasserstoff wird bei der weltweiten klimaneutralen Energieversorgung eine wichtige Rolle spielen. Viele Länder und die EU sind deshalb daran, umfassende Wasserstoffstrategien zu definieren. Es geht dabei aber nicht nur um die CO2-freie Versorgungssicherheit, sondern auch um einen Milliardenmarkt für Wasserstoff- und andere klimafreundliche Technologien. Dank einer weltweit einmaligen Initiative spielt auch die Schweiz hierbei bei den ganz Grossen mit.
So bauen die Hydrospider AG, die Hyundai Hydrogen Mobility
AG, die H2 Energy AG und der Förderverein H2 Mobilität Schweiz hierzulande den
weltweit ersten kommerziellen Kreislauf für erneuerbaren Wasserstoff auf. Das Unternehmensnetzwerk
treibt dabei Angebot und Nachfrage nach erneuerbarem Wasserstoff ohne
staatliche Förderung parallel voran. Das Businessmodell umfasst
Wasserstofflastwagen und -tankstellen sowie Produktion und Logistik des
erneuerbaren Wasserstoffs. Heute sind rund 50 Wasserstofflastwagen in der Schweiz
unterwegs, bald sollen es über 1'000 sein.
Quelle: zvg
Ausgezeichnet: Wohnsiedlung in Männedorf, ein gemeinsames Projekt der Umwelt-Arena Schweiz und der René Schmid Architekten AG.
Ein ökologisches und ökonomisches Vorzeigeprojekt
Kategorie: Gebäude und Raum
Firmen: Umwelt Arena Schweiz und René Schmid Architekten AG
In ihrer neuen Überbauung in Männedorf setzen Walter Schmid, Energiepionier und Präsident der Stiftung Umwelt Arena Schweiz und sein Sohn, der Architekt René Schmid, René Schmid Architekten AG, auf die Energieselbstversorgung im Verbund. Der gesamte jährliche Energiebedarf der Überbauung wird mit Photovoltaikanlagen an den Fassaden und auf dem Dach und zusätzlich mit Windenergieanlagen selbst produziert. Dennoch sind die Gebäude nicht energieautark, sondern ans Strom- und Gasnetz angeschlossen.
Die Hälfte des selbst produzierten Stroms verbrauchen die Mieter
direkt vor Ort. Der Rest wird im Stromnetz zu einer Power-to-Gas Anlage
transportiert, zu erneuerbarem Gas umgewandelt und im Erdgasnetz für die Strom-
und Wärmeproduktion im Winter gespeichert. Die Verbundnetze sorgen also für die
saisonale Speicherung der selbstproduzierten Energie. Dieses Konzept ermöglicht
eine vollständig erneuerbare und CO2-freie Energieversorgung und leistet laut
BFE einen aktiven Beitrag zur Reduktion der Winterstromlücke.
Von der Energieschleuder zum Passivhaus
Kategorie: Gebäude und Raum
Firmen: Mettiss AG und Beat Kegel
Die meisten älteren Bürogebäude der Schweiz sind laut BFE Energieschleudern. Energetische Sanierungen würden dabei viel Geld kosten und oft lange dauern. Zudem werden Bauherren durch die komplizierte Haustechnik verunsichert. Ein frisch saniertes Bürogebäude in St. Gallen beweist das Gegenteil. Im Zuge des Projekts wurde das Energiekonzept von Beat Kegel – kurz «Kegels Regel» - zusammen mit dem St. Galler Immobilienunternehmen Mettiss AG umgesetzt.
Dadurch konnte die Sanierung rasch und kostengünstig
realisiert werden und das Gebäude erreicht den Passivhaus-Standard. Dies wird
durch ein kostengünstiges Low-Tech-Lüftungs- und Heizungssystem mit vorgefertigten
Brüstungselementen und Verbundlüftern in den Türen ermöglicht. Die neue
Mieterin, die Universität St. Gallen, sei mit dem Raumklima und den
Energiekosten zufrieden. «Kegels Regel» kann laut BFE bei der Sanierung
weiterer Bürogebäude wie auch im Wohnungsbau und bei Neubauten Schule machen.