Was ist ein Bauwerktrenner?
An der Baumaschinen-Messe Baumag in Luzern präsentiert sich der Schweizerische Verband der Betonbohr- und Betonschneidunternehmungen mit einer grossen Sonderschau zum Thema „Betonrückbau“. Mit der grossen Präsenz auf 1200 Quadratmetern Ausstellungsfläche will der Verband auch auf den Mangel an Bauwerktrennern aufmerksam machen.

Quelle: Stefan Breitenmoser
Beat Rudolf von Rohr ist Inhaber der Bohrex AG und CFO des Schweizerischen Verbandes für Betonbohr- und Betonschneidunternehmungen.
In der Schweiz wird seit ungefähr 40 Jahren Beton gebohrt und geschnitten. Es ist quasi die Nachfolgetechnik vom Spitzen mit Presslufthämmern und vom Betonbrennen mit der Sauerstofflanze. Seit 1987 existiert ausserdem der Schweizerische Verband der Betonbohr- und Betonschneidunternehmungen (SVBS), welchem ein Viertel der rund 300 Betriebe angehört, welche in der Schweiz im kontrollierten Rückbau tätig sind. Der Verband geht davon aus, dass etwa 1500 Menschen in dieser Branche tätig sind. Trotzdem gehört sie mit geschätzten 300 Millionen Franken Umsatz pro Jahr eher zu den kleineren Branchen innerhalb der riesigen Bauwelt.
Zu unterschätzen sind die Leistungen der Rückbauspezialisten deshalb keineswegs. Eigentlich überall, wo gebaut (oder präziser: getrennt) wird, kommen sie zum Einsatz. Sie schneiden, bohren und sägen Beton und andere Baumaterialien, entfernen die herausgetrennten Bauteile und entsorgen sie. Sei dies im Hoch- und Tiefbau oder im Infrastruktur- und Untertagebau. „Hauptsächlich kommen wir schon bei Umbauten zum Zug, doch bei Neubauten wird in der Rohbauphase aus Kostengründen oft auf Aussparungen verzichtet. Deshalb erstellen die Bauwerktrenner die Öffnungen für technische Installationen und Leitungen später millimetergenau am richtigen Ort“, sagt Philippe Wingeier, Präsident des SVBS.
Handliche Geräte
An der Sonderschau in der Halle 1 der Baumag wird dem interessierten Besucher sofort klar, welche technischen Fortschritte diese Branche in den letzten Jahren erfahren hat, stellen doch neun Firmen ihre neuesten Geräte aus. „Die Geräte sind im Laufe der Jahre viel handlicher und leichter geworden. Früher liefen alle Maschinen noch hydraulisch und wir mussten ganze Öl-Aggregate aufbauen, um sie anzutreiben. Heute funktionieren fast alle Maschinen elektronisch im Hochfrequenz-Bereich, was die ganzen Installationsarbeiten wesentlich vereinfacht hat“, erklärt Beat Rudolf von Rohr, Inhaber der Bohrex AG. So kann man heute wirklich von kontrolliertem Rückbau sprechen, da er viel erschütterungsfreier als früher mit dem Presslufthammer von statten geht. Denn nur so kann die bestehende Bausubstanz auch wirklich geschützt werden.
Lehrlinge gesucht
Um allerdings den Rückbau auch wirklich sauber und perfekt auszuführen, sind gut ausgebildete Fachleute unabdingbar. Seit zehn Jahren gibt es daher den Beruf des Bauwerktrenners, welcher auf die Zusatzausbildung „Betontrenner-Fachmann“ folgte. Die Lehre dauert drei Jahre und schliesst mit dem Eidgenössischen Fähigkeitszertifikat ab. Die deutschsprachigen Lernenden besuchen dabei die Berufsschule Zofingen, die Romands die Berufsschule Tolochnaz und die Tessiner jene in Mendrisio. Ausserdem finden jedes Jahr überbetriebliche Kurse im SVBS eigenen Ausbildungszentrum in Bellach statt.
„Obwohl es sich beim Bauwerktrenner um einen interessanten Beruf handelt, haben wir aber leider zu wenig Lehrlinge“, sagt Wingeier. Der Mangel an Fachkräften habe aber auch damit zu tun, dass viele Arbeiter im Alter von 50 Jahren die Stelle und in den meisten Fällen die Branche wechseln, da es sich um einen körperlich anstrengenden Beruf handelt. Deshalb bräuchte es jedes Jahr rund 70 Neueinsteiger. Zurzeit sind es aber nur etwa 50 (darunter übrigens auch fünf Frauen). Es ist also nur logisch, dass der SVBS immer auf der nach jungen, willigen Fachkräften ist. „Schliesslich handelt es sich beim Bauwerktrenner um einen Beruf, bei dem man mit hochmodernen, technischen Geräten und sehr selbstständig arbeiten kann“, beschreibt der Verbandspräsident die Vorteile der Berufs. (Stefan Breitenmoser)