10:37 KOMMUNAL

Wakkerpreis 2022 geht an die Gemeinde Meyrin in Genf

Teaserbild-Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz

Meyrin GE wird vom Heimatschutz mit dem Wakkerpreis 2022 ausgezeichnet. Der Gemeinde sei es gelungen, die Anliegen von Menschen und Natur zusammenzuführen und eine hohe Baukultur mit mehr Biodiversität für alle hervorzubringen.

Villa du Jardin Botanique alpin in Meyrin

Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz

Denkmalgeschützte Gebäude wie die «Villa du Jardin Botanique alpin» oder die sich zurzeit im Umbau befindende «Maison Vaudagne» werden zu sozialen Zentren umgenutzt, sensibel renoviert und erweitert.

Auf dem Gemeindegebiet von Meyrin starten regelmässig Flugzeuge, die die Westschweiz mit der Welt verbinden. Und im nicht weit davon entfernten CERN findet internationale Forschung auf höchstem Niveau statt. Diese Dynamik und die Stadtnähe hätten die Bevölkerung seit 1950 um 1200 Prozent ansteigen und vielfältig werden lassen, hält der Schweizer Heimatschutz am Donnerstag in einer Mitteilung fest. Heute lebten 26'000 Menschen aus mehr als 140 Nationen in Meyrin. 

Mit langfristigen Visionen habe sich Meyrin innert zweier Generationen vom Bauerndorf zur lebenswerten und lebendigen Grossgemeinde innerhalb der Genfer Agglomeration entwickelt. Die Gemeinde mache mit ihrem Handeln deutlich, wie auf kommunaler Ebene im Dialog mit der Bevölkerung Verantwortung für Mensch und Umwelt übernommen werden könne. 

Historischer Dorfkern gut erhalten 

Der historische Dorfkern des einst ländlich geprägten Meyrin sei trotz der dynamischen Siedlungsentwicklung gut erhalten; die überlieferten Bauten würden gepflegt und an neue Bedürfnisse angepasst. Nicht wenige davon hätten heute eine öffentliche Nutzung und ermöglichten Begegnungen im Herzen der Gemeinde. 

Besonders prägend für das Bild von Meyrin sei die erste Satellitenstadt der Schweiz, die «Nouvelle Cité», die im grossen Massstab in den 1960er-Jahren als Massnahme gegen die Wohnungsnot erstellt wurde. Das baukulturelle und soziale Potenzial der Nachkriegsarchitektur mit ihren grosszügigen Freiräumen sei früh erkannt worden. 

Satellitenstadt in Meyrin

Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz

Die ortsbildprägende Struktur der Satellitenstadt wurde erhalten. Das herausfordernde Erbe der Autostadt der Moderne wird in eine nachhaltige Zukunft des Langsamverkehrs und des Öffentlichen Verkehrs überführt.

Heute werde das riesige Ensemble nachhaltig saniert und nach klaren planerischen Vorgaben nachverdichtet – hauptsächlich durch Aufstockungen. Dabei werde das städtebauliche Gerüst beibehalten, und mit Verkehrsberuhigungen und landschaftlichen Projekten würden die Freiräume aufgewertet. 

Vorbildliches Ökoquartier «Les Verges»

Den jüngsten Schub hat die Gemeinde laut dem Schweizer Heimatschutz mit dem Bau des Ökoquartiers «Les Vergers» erhalten. 1350 Wohnungen mit Platz für 3000 Menschen sind damit neu hinzugekommen. Bei der Planung des neuen Quartiers habe die Gemeinde die Bevölkerung auf ausserordentliche Weise miteinbezogen und die Ausrichtung auf soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit ins Zentrum gestellt. 

Meyrin wird als würdiger Preisträger zum 50-Jahr-Jubiläum des Wakkerpreises bezeichnet. Die Genfer Gemeinde steht laut dem Schweizer Heimatschutz sinnbildlich für die führende Rolle der Gemeinden bei der Schweizer Siedlungsentwicklung und habe exemplarisch bewiesen, dass hohe Baukultur gekoppelt an Klimaverträglichkeit und Biodiversität über die Jahre hin erreicht und gepflegt werden könne. 

Der Schweizer Heimatschutz vergibt jährlich einer politischen Gemeinde oder in Ausnahmefällen Organisationen oder Vereinigungen den mit 20'000 Franken dotierten Wakkerpreis. Erstmals ermöglicht wurde die Preisvergabe 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz. (sda/pb)

École Les Vergers in Meyrin

Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz

Architekturwettbewerbe haben gemäss Heimatschutz wertvolle zeitgenössische Architektur hervorgebracht, wie beispielsweise die «École Les Vergers».

Lac des Vernes in Meyrin

Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz

Der «Lac des Vernes» dient dem Abwassermanagement in der Gemeinde und ist zugleich ein Biotop zur Förderung der Artenvielfalt und ein beliebtes Naherholungsgebiet.

Baubestand der 1960er Jahre in Meyrin

Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz

Mit dem Prinzip der Verdichtung durch Aufstockungen wird der grosse Baubestand der 1960er-Jahre ressourcenschonend weiterentwickelt. Mit energetischen Optimierungen und dem Anschluss an ein nachhaltiges Energie- und Wärmenetz wird die CO2-Bilanz der Brauchenergie deutlich verbessert.

Neubauquartier Les Vergers in Meyrin

Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz

Ein von der Bewohnerschaft betriebener urbaner Landwirtschaftsbetrieb im Neubauquartier «Les Vergers» sensibilisiert für lokale Produkte und ist zugleich Element der Freiraumgestaltung.

Neubauquartier Les Vergers in Meyrin

Quelle: Gaëtan Bally / Schweizer Heimatschutz

Durch partizipative Prozesse hat die Bevölkerung die Entwicklung des Öko-quartiers «Les Vergers» mitgestaltet. Genossenschaftswohnungen und von der Bevölkerung getragene öffentliche Angebote prägen das Quartierleben.

Ehemaliges Bauernhaus La Planche in Meyrin

Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz

Meyrin stellt das ehemalige Bauernhaus «La Planche» seit dessen Instandsetzung der städtischen Landwirtschaftsgenossenschaften «Les Vergers» zur Verfügung.

L’enfance du pli in Meyrin

Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz

Der «Fonds d'art contemporain de Meyrin» ermöglicht vielfältige Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Sinnbildlich dafür steht «L’enfance du pli». Die Gemeinde setzt auf ein eigenständiges, reichhaltiges Kulturangebot, das die Identifikation mit dem Ort und den Austausch fördert.

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