15:03 BAUBRANCHE

Verschmelzung von innen und aussen

Teaserbild-Quelle: Foto: zvg

Beim Haus für den Schmuckdesigner Georg Spreng wurde mit Traditionen gebrochen. Inmitten prachtvoller Natur entstand ein unkonventionelles Haus, das Lust aufs Wohnen macht.

Vor Jahrmillionen aus dem Jurameer emporgestiegen, erstreckt sich die Schwäbische Alb bizarr geformt und sanft gewellt zwischen Donau und Neckar. In der südwestlichen Ecke Deutschlands, wo einst glühendes Gestein aus den unzähligen Vulkanen gegen den Himmel geschleudert wurde, liessen sich bereits vor 35 000 Jahren die ersten Menschen nieder. Schwäbisch leitet sich her vom germanischen Stamm der Sueben, die zur Zeit Julius Cäsars hier siedelten. Alb stammt von dem keltischen Wort Alpis, was mit nährendem Berg übersetzt werden kann. In dieser völker- und erdgeschichtlich inte¬ressanten Landschaft ist der bekannte Schmuckdesigner Georg Spreng aufgewachsen. Stets mit der Natur und den Menschen verbunden, liess der kreative Kopf in der Nähe von Schwäbisch Gmünd für sich und seine Familie ein Haus mit Atelier bauen. Hoch erhoben an einem Südwesthang am Dorfrand von Wissgoldingen fand Spreng das ideale Grundstück für seinen ersten Hausbau. Auf der Suche nach dem richtigen Architekten stiess der Schmuckgestalter auf ein spannendes Einfamilienhaus in unmittelbarer Nähe und so auf das junge Team von C18 Architekten aus Stuttgart. «Die klare Formensprache der Architekten überzeugte mich, und zudem empfand ich ihre Art zu bauen noch nicht so geprägt von bestimmten Stilen», beschreibt Spreng seinen damaligen Entscheid.

Lehrreiche Erfahrung

Für Georg Spreng war die vierjährige Planungszeit zusammen mit den Architekten eine äusserst lehrreiche Erfahrung. «Zu Beginn stand für mich die Frage, wie wollte ich wohnen», erinnert sich der Designer. In diesem Prozess griff er vor allem auf die Erfahrung zurück, die er in Kanada gemacht hat. Dort lebte Spreng auf einem Grundstück, das so gross war, dass man sich darauf habe verlaufen können. «Man spürte eindrücklich, wie verletzlich der Mensch ist und wie stark die Natur sein kann», sagte Spreng. Er spricht weiter von seiner intensiven Beziehung zur Natur, die in seiner Jugendzeit auf der Alb entstanden und in Kanada weiter gewachsen ist. So erklärt sich auch die Idee, die er bei seinem Haus verwirklichen liess: «Eigentlich wollte ich gar kein Haus, sondern eine wandlungsfähige Hülle, die Schutz vor Wind, Regen, Kälte und Sonne bot. Für mich war die Beziehung von innen und aussen extrem wichtig.» Als Designer befindet sich Spreng stets auf der Suche nach Klarheit und Reduktion. So musste für ihn das Hausprojekt diesen gestalterischen Ansatz mit dem Wunsch nach Gemütlichkeit verbinden. Diese Vorgaben setzten Marcus Kaestle, Andreas Ocker und Michel Roeder perfekt um. Durch die selbstverständliche Einbettung des Baukörpers in seine Umgebung tritt dieser selber in den Hintergrund. Das Haus der Familie Spreng versteht das Team von C18 Architekten als ein Werkzeug, um die Landschaft zu erleben und mit ihr in Verbindung zu treten. Der Baukörper steht an einer Hangkante und öffnet sich vollständig nach Südwesten in die kaum bebaute Umgebung. Man sieht nicht nur auf die Felder und Wiesen der Schwäbischen Alb, sondern erlebt auch die vier Jahreszeiten mit den unterschiedlichen Wettereinflüssen hautnah mit. Eine offene Raumstruktur und eine raumhohe Verglasung mit einer Höhe von bis zu 3,80 Metern lösen den Übergang von innen nach aussen auf. Das Schiebefenstersystem unterstützt einerseits die Entwurfsidee und genügt andererseits höchsten bauphysikalischen Ansprüchen: Die grossflächigen, rahmenlosen und flächenbündig eingebauten Schiebefenster aus Aluminium und Edelstahl sind viergleisig verschiebbar. Bei maximaler Transparenz bleibt auch die optimale Isolation mit Sky-Frame gewährleistet. Die Landschaft scheint sich im Innern fortzusetzen.

Haus als Experimentierfeld

Zwischen Architekt und Bauherr entwickelte sich ein intensiver Dialog, ein gegenseitiges Anstacheln. Das Haus war für die beiden Parteien ein Experimentierfeld. So entdeckt man im und ums Haus teilweise ungewöhnliche Materialkombinationen und modernste Technik. ¬Weiter findet man nirgends im Aussenbereich gepflasterte Wege oder glatte Terrassen, stattdessen grober Kies wie im Bett eines Gebirgsflusses. Weisse Fliesen an der Fassade, riesige Vorhänge aus einem silbrig glitzernden Material, das beim Gerüstbau eingesetzt wird, oder eine Stampflehmwand im Erdgeschoss prägen das farblich dezent gehaltene Ambiente. Auf die Frage, wie es sich heute wohnt, antwortet Georg Spreng spontan: «Sensationell! Ich sagte meiner Familie, packt einen Koffer, und lasst uns ins neue Heim in die Ferien reisen. Es war wunderbar, in ein leeres Haus zu ziehen. Raum zu haben, Licht und Sonne zu spüren, ist für mich das grösste Gut.»

von Roland Merz

Interview mit Beat Guhl, Erfinder Sky-Frame

«Bedürfnis nach maximaler Transparenz»

Was bedeutet für Sie moderne Architektur?

Zum einen spricht mich Architektur ganz einfach an. Andererseits ist man als Metallbauer laufend daran, die Herausforderungen zeitgemässer Bauweise zu lösen, und damit auch ein wenig stolz, an so gelungenen Lösungen mitgewirkt zu haben. Moderne Architektur steht für mich aber auch für lichtdurchflutete Räume und so für mehr Lebensqualität.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Schiebefenster ohne Rahmen zu entwickeln?

Beim Bau des eigenen Hauses schlug mein Architekt diesen Typ von Fenster vor. Der Markt bot damals noch kein Produkt an, das die zeitgemäss geforderten und vom Preisniveau vorausgesetzten Eigenschaften aufwies.

Zudem spürte ich als innovativer Metallbauer ganz einfach das Bedürfnis der Architekten. Ziel der Entwicklung war es deshalb, dieses Bedürfnis nach maximaler Transparenz ohne Kompromisse bei der Wärmedämmung zu befriedigen. Im Frühling 2002 schliesslich haben wir Sky-Frame zum Patent angemeldet und sechs Monate später zum ersten Mal installiert.

Welche Hürden mussten Sie in der Entwicklung des Produkts überwinden?

Hürden gab es viele. Wichtig ist, dass man an eine Vision glaubt, sich mit viel Herzblut dafür engagiert und nie aufgibt. Besonders stolz sind wir auf unser Schwellendetail: Dieses ist normengerecht, nachhaltig, zuverlässig und erzielt Bestwerte bezüglich Isolation.

Was musste bei der Konstruktion beachtet werden, damit das Fenster den Minergie-Standard erfüllt?

Wir mussten eine Lösung finden, welche die sehr guten Eigenschaften von Sky-Frame 2 noch weiter optimiert. Vorgegeben waren Topwerte bezüglich Isolation, Luft- und Schlagregendichtigkeit. Ausserdem gibt es klare Vorschriften bezüglich der Qualitätsüberwachung.

Wie begegnen Sie den stetig wachsenden Anforderungen im Einbruchsschutz?

Sky-Frame bietet dank Mehrpunktverriegelung sowie systembedingter Verklebung der GFK-Profile bereits in der Standardausführung eine gute Einbruchhemmung. Bei erhöhtem Sicherheitsbedürfnis können die einbruchgeprüften Sicherheitsfenster (WK2-Ausführung) eingesetzt werden. Zudem bieten wir eine breite Palette an Überwachungskomponenten für Alarmanlagen. Erst kürzlich haben wir ein beschusssicheres Haus umgesetzt.

Welches Fenster ist bei Ihnen zu Hause eingebaut?

In unserem Haus ist das allererste Sky-Frame-Schiebefenster eingebaut. Noch dieses Jahr werden wir das 2000. Objekt mit Sky-Frame realisieren. Und dies neun Jahre nach dem Einbau des Prototyps im Eigenheim.

von Roland Merz

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