Verkehrssituation Zentralschweiz: Auf Schiene und Strasse tut sich was
Der Ausbau des öffentlichen Verkehrs auf Strasse und Schiene sowie wichtige Strassenbau- und Tunnelprojekte stehen weiterhin im Mittelpunkt der Verkehrspolitik der Zentralschweiz. Die Transitachse am Gotthard war in diesem speziellen Jahr zwar nicht immer chronisch überlastet, doch die Vorbereitungen zur zweiten Gotthardstrassenröhre sind bereits gestartet.
Die Corona-Krise hielt in diesem Jahr alle im Atem
beziehungsweise im Stillstand. Die meisten Baustellen der Zentralschweiz
blieben von den drastischen Massnahmen wie in den Kantonen Genf und Waadt
verschont. Doch es kam angesichts der Schutzmassnahmen und Auflagen teilweise
zu Verzögerungen im Bauablauf.
Grosse Zentralschweizer Verkehrsprojekte sind in der
Planungsphase oder bereits im Bau. Sie sollen die Engpässe beseitigen, die im
öffentlichen wie auch Individualverkehr bestehen. So wurde laut Luzerner
Zeitung (16. Juni 2020) bei einer Umfrage im Jahr 2019 der Verkehr von 57
Prozent der Befragten als grösstes Problem im Kanton und in der Stadt
eingestuft. Auch wenn sich 72 Prozent der ÖV-Nutzer zufrieden mit der Situation
zeigten, es besteht weiter Handlungsbedarf.
Das Bevölkerungswachstum, die Siedlungsentwicklung und die
Wirtschaftssituation erfordern den Ausbau sowie neue Strategien. So
forderte der SP-Politiker Mario Stübi während einer Sitzung des Luzerner
Stadtparlaments, den Anteil des Autoverkehrs in der Stadt bis zur
Inbetriebnahme des Durchgangsbahnhofs im Jahr 2040 zu halbieren. Heute werden
in Luzern rund 47 Prozent der Distanzen per Auto zurückgelegt. Diese soll neu
auf 23 Prozent gesenkt werden. Die Mobilitätsstrategie sah für 2035 einen
Anteil von 36 Prozent vor. Dieses Ziel wird nur zu erreichen sein, wenn die
anstehenden Grossbaustellen das bisherige ÖV-Angebot nicht beeinträchtigt.
Luzerner Autobahn-Grossprojekt
Der Bypass wird konkret: Die Finanzierung des 1,8 Milliarden
Franken teuren Ausbaus der Autobahnen A2 und A14 wurde im letzten Jahr durch
die Bewilligung der eidgenössischen Räte mit dem «Ausbauschritt 2019»
gesichert. Das Ausführungsprojekt «Gesamtsystem Bypass Luzern» des Astra lag ab
Ende Juni öffentlich auf. Luzern, Kriens, Emmen und Ebikon haben Einsprache
eingelegt. Das Projekt soll damit nicht verhindert werden, sondern die
Gemeinden wünschen sich konkrete Lösungsansätze, die auch mit der
Stadtentwicklung im Einklang stehen.
Der teuerste Projektteil, mit 1,5 Milliarden Franken vorveranschlagt, ist der neue Bypass-Tunnel zwischen Emmen und Kriens. Er soll den Verkehr auf der bestehenden Autobahn entlasten. Die restlichen 300 Millionen sind für den Ausbau der A14 auf sechs Spuren und den neuen Rathausen-Tunnel eingeplant.
Quelle: © simon+kim
Die Situation um den Luzerner Bahnhof wird sich mit dem Bau des Durchgangsbahnhofs total ändern, denn sechs Hektar Gleisanlagen werden stillgelegt.
Aufgrund der Verkehrsprognosen wird angenommen, dass der
Autoverkehr bis 2040 gegenüber 2015 um über 20 Prozent zunehmen wird. Die A2
ist bereits heute an ihr Kapazitätslimit gelangt. Als wichtiges
Verbindungsstück auf der europäischen Transitachse wirken sich schon kleinste
Verkehrsbehinderungen auf den gesamten Verkehr in der Stadt und Region aus. Der
Bypass stellt eine Ausweichroute, denn der Tunnel wird in Zukunft nur dem
Transitverkehr dienen. Die heutige Autobahn soll hingegen als Stadtautobahn den
lokalen Verkehr aufnehmen.
Das umstrittenste Teilstück des Bypass-Projekts befindet
sich in Kriens, wo sich die alte und neue Autobahn auf insgesamt acht
Fahrspuren vereinen sollen. Die beiden bestehenden Viadukte sollen neu gebaut
werden. Zudem muss eine neue unterirdische Verbindung zwischen dem alten
Sonnenbergtunnel und dem Anschluss Kriens gelegt werden. Um den massiven Ausbau
auszugleichen, will der Bund die Autobahn auf einer Länge von 240 Metern
überdachen und begrünen. Damit wird das heutige Südportal des Sonnenbergtunnels
in südlicher Richtung verschoben. Kriens ist mit dieser Lösung nicht
einverstanden und fordert eine Verlängerung der Überdachung bis zum Eingang des
Schlund-Tunnels. Diese Lösung bedeutete Mehrkosten von rund einer halben
Milliarde Franken.
Frühestens 2024 erfolgt der Baustart, die Bauzeit soll rund
zwölf Jahre betragen. Zunächst erfolgt der Ausbau der Tunnel Schlund und Spier
auf jeweils drei Spuren, der Bau des Bypass-Tunnels und die Anpassungen im
Bereich Verzweigung Rotsee. Der Vortrieb und Rohbau des Bypass-Tunnels wird
fünf Jahre in Anspruch nehmen.
Spange Nord ist Vergangenheit
«Nach der Überprüfung des Projekts Spange Nord nimmt die Regierung Abstand vom bisherigen Projekt und unterstützt die Variante Autobahnanschluss Luzern-Lochhof mit einer Brücke über die Reuss. Der Zubringer in das Maihof-Quartier entfällt», lautete eine Meldung im vergangenen Oktober. Rund 200 Millionen Franken hätte das Projekt verschlungen. Das ursprüngliche Projekt konnte im Variantenvergleich nicht überzeugen. Nun soll mit der Inbetriebnahme des Anschlusses Luzern-Lochhof und einer Verbindung Richtung Westen an das bestehende Kantonsstrassennetz über eine neue Brücke eine bessere Wirkung erzielt werden. Die Kosten werden auf rund 40 Millionen Franken geschätzt.
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