10:24 BAUBRANCHE

Verkehrsprojekte in Bern und Wallis: 11,6 Milliarden für Nationalstrassen

Geschrieben von: Claudia Porchet (cet)
Teaserbild-Quelle: Yoshi Nagamine/weberbrunner architekten

In Bern wurden grosse Strassenumfahrungen und Anschlüsse bewilligt, darunter Generationen-projekte. Das Wallis wird grosszügig subventioniert, womit nicht alle einverstanden sind. 

A1 Grauholz Bern

Quelle: Astra / a1-bern-nord.ch

Die nach Norden verlaufende A1 zwischen Bern-Wankdorf und Schönbühl.

Bei den Nationalstrassen will der Bundesrat bis 2030 Projekte im Umfang von rund 11,6 Milliarden Franken in Angriff nehmen. Sie befinden sich hauptsächlich in den grossstädtischen Räumen sowie auf den verbindenden Hauptachsen. Subventioniert wird in diesem Jahr das Nationalstrassennetz mit sagenhaften 2,8 Milliarden Franken. 482 Millionen sind dabei für grössere Projekte im Rahmen des Strategischen Entwicklungsprogramms Nationalstrassen (STEP) vorgesehen. Weitere 453 Millionen fliessen in den Betrieb der Nationalstrassen. Um das Nationalstrassennetz weiter fertigzustellen, sind 264 Millionen Franken für Neubauten geplant.  

Die insgesamt rund 2,8 Milliarden Franken stammen aus dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF), so das Bundesamt für Strassen (Astra). 

Nationalstrassennetz Bern-Nord  

Priorität hat ein Kernstück des Schweizer Nationalstrassennetzes: Die nach Norden verlaufende A1 zwischen Bern-Wankdorf und Schönbühl. Auf dieser Strecke verknäuelt sich der grossräumige Transitverkehr Romandie – Deutschschweiz mit dem regionalen Verkehr der Agglomeration Bern. In den Spitzenzeiten sind hier laut Astra Staus an der Tagesordnung. Der Ausweichverkehr fliesst wie immer über benachbarte Verkehrsachsen und durch Dorfzentren. 

Geplant sind zusätzliche Fahrstreifen. So wird es auf der zirka neun Kilometer langen Strecke A1 zwischen Wankdorf und Schönbühl künftig vier Spuren geben. Zudem müssen alle Brücken, die im betreffenden Abschnitt über die A1 führen, ersetzt werden. 

Kirchberg schliesst direkt an Wankdorf an. Neben Wankdorf – Schönbühl wird auch der Abschnitt Schönbühl – Kirchberg erneuert. Die A6 wird von vier auf sechs Fahrstreifen ausgebaut. Neben der Fahrstreifenergänzung geht es auch um eine allgemeine Erneuerung der Infrastruktur. Im Abschnitt Schönbühl – Kirchberg könnten die Arbeiten nach Beendigung des Projektes Wankdorf – Schönbühl starten, also aus heutiger Sicht ab etwa 2033, schreibt das Astra. 

Die vorgeschlagenen Erweiterungen seien allerdings nicht nur ökonomisch in höchstem Masse fragwürdig, sondern auch verkehrspolitisch. «Wie Erfahrungen zeigen, führt die Beseitigung von Engpässen oft nur zu einer Verlagerung: Wenn die A1 zwischen Wankdorf und Kirchberg aus-gebaut wird, werden die folgenden Abschnitte Richtung Zürich unweigerlich zum Flaschenhals», kritisiert die NZZ. 

Visualisierung neue Aarebrücke

Quelle: Swiss Interactive AG

Bei der Verkehrssanierung Aarwangen soll unter anderem eine 480 Meter lange Brücke über der Aare gebaut werden (Visualisierung).

Umfahrungen Aarwangen BE 

Mit einer neuen Umfahrungsstrasse soll  Aarwangen vom Durchgangsverkehr entlastet werden. Für die Verkehrssanierung bewilligte der Grosse Rat 2022 einen Kredit von 98 Millionen Franken: rund 98 Millionen Franken für die Verkehrssanierung im Raum Aarwangen und rund 314 Millionen Franken für eine Verkehrssanierung im Raum Burgdorf / Oberburg. Die Vorlage wurde dem Stimmvolk vorgelegt und angenommen. 

Doch die Linke will weiterkämpfen. Aber wie? Da nützen Verträge wie das Pariser Klimaabkommen oder Schutzgebiete wie das Smaragdgebiet nichts. Vielleicht braucht es den Blick über die Grenze gar nicht. Immerhin hat der Kanton Bern den Klimaschutz in die Verfassung geschrieben. Noch fehlen die Gesetze, die konkret festlegen, wie der Klimaschutzartikel umgesetzt werden soll, schreibt die Berner Zeitung. 

Das Projekt «Emmentalwärts» BE 

Grosse teure Durchgangsstrassen sind auch bei Burgdorf, Oberburg und Hasle bei Bern geplant. Die Hauptmassnahmen des Projekts «Emmentalwärts» umfassen Umfahrungen für Oberburg und Hasle. 424 Millionen Franken wurden dafür budgetiert. Nach Abzug aller Bundesbeiträge blieben für den Kanton Kosten von 314 Millionen Franken. Das wäre ein neuer Rekord für ein Berner Strassenprojekt, bestätigt Kantonsoberingenieur Stefan Studer gegenüber dem Bund.  

Die Abstimmung vom 12. März (die Vorlagen wurden angenommen) über die Umfahrungen Oberburg und Aarwangen liess zudem einen Glaubenskrieg neu aufflammen. Jenen über die Frage, ob mehr Strassen mehr Verkehr bedeuten und man zu dessen Reduktion auf neue Strassen verzichten sollte. Diese These vertritt das autokritische, rot-grüne Lager. Das bürgerliche Lager hält dagegen, die Mobilität gehöre zu den individuellen Freiheiten, fasst der Bund zusammen. 

Visualisierung Bahnhof Langenthal Bern

Quelle: Yoshi Nagamine/weberbrunner architekten

Der neue Berner Bahnhof Langenthal soll zum Stadtzentrum werden. Hier: die extra breite Passage.

Der neue Bahnhof Langenthal BE 

Seit diesem Jahr ist der Bahnhof Langenthal eine Grossbaustelle. Man möchte aus dem Konglomerat ein einheitliches neues Stadtzentrum bauen. Das Problem: Der Bahnhof ist entzwei geteilt, er trennt den Norden vom Süden. Im Norden befindet sich ein Wohngebiet, im Süden das Stadtzentrum. Es fehlt eine Verbindung der beiden Ortsteile. Zudem haben die Bahnhofplätze auf beiden Seiten Gestaltungspotenzial nach oben. Die Stadt will nun zusammen mit den SBB ein attraktives Ganzes bilden. 

Im Norden entsteht «Langenthal Mitte». Es soll mit Wohnungen, Gewerbe und Dienstleistungen zu einem urbanen Quartier werden. Zudem wird hier ein neuer Bahnhofplatz zum Stadtplatz umfunktioniert. Dieser neue Ort im Norden soll dereinst Herzstück des Quartiers werden. Für barrierefreie Bushaltestellen ist der südliche Bahnhofplatz vorgesehen. Eine extra breite Passage soll die angrenzenden Stadtquartiere miteinander verbinden. Gemäss SBB dient sie künftig nicht mehr nur Fussgängern, sondern auch Velofahrerinnen. Letztere erhalten in der Unterführung einen separaten Fahrbereich. 

Es ist eines der grössten städtischen Bauprojekte. Für den Umbau des Bahnhofssind die SBB verantwortlich, für den öffentlichen Raum in seiner Umgebung die Stadt. Im Mai 2019 bewilligte Langenthals Stimmbevölkerung einen Rahmenkredit von rund 71 Millionen Franken. Allerdings wird die Stadt nicht die ganzen Kosten allein tragen müssen. Bund und Kanton beteiligen sich massgeblich an der Er-neuerung der Infrastruktur. Nun hat der Stadtrat der Überbauungsordnung dem Bahnhofplatz zugestimmt und das Projekt damit einen entscheidenden Schritt weitergebracht, so das Thuner Tagblatt. 

Im August 2022 genehmigte der Stadtrat die Überbauungsordnung. 2024 startet der Bau des Bahnhofplatzes Süd. Bis 2026 will die Stadt die Bahnhofplätze Nord und Süd sowie die Velostation im Süden realisieren. 2027 werden voraussichtlich die letzten Abschlussarbeiten erfolgen.  

A9 Tunnel Auffahrt vom Vispertal in Südröhre

Quelle: Kecko flickr CC BY 2.0

Das Wallis erhält 111 Millionen für den A9-Ausbau. Bild: Die Auffahrt vom Vispertal in die Südröhre.

Fertigstellung A9 im Oberwallis 

Die 350 Franken Million teure Nordröhre des Tunnels Visp (TUVI) wurde 2022 eröffnet. Im September 2022 zeigte sich, dass ein fertiggestellter Abschnitt zwischen Raron und Niedergesteln einen halben Meter zu schmal gebaut wurde.

Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) veröffentlichte diesen Februar ihren Abschlussbericht, in dem sie zum Schluss kam, dass die Baumängel nicht in allen Punkten nachvollziehbar waren. Im Bericht wird von einer besorgniserregenden Situation bezüglich der Fertigstellung der Autobahn A9 im Oberwallis geschrieben. Kritisiert werden unpräzise Ausschreibungen der Projekte und damit Verteuerungen einzelner Abschnitte, fasst der Walliser Bote zusammen.

Im Bericht steht weiter, dass das Astra problematische Teilstücke mehrfach überprüft hat, aber herausfinden musste, dass die Walliser Dienststelle für Nationalstrassenbau die Empfehlungen nicht umgesetzt hatte. Das EFK betont mit Nachdruck, dass das Oberaufsichtsorgan das Astra sei und dass die Autobahn zu 90 Prozent vom Bund finanziert werde. Nach dieser Rüge fügt die EFK laut Walliser Bote noch an, «dass es sich bei Bedarf das Recht vorenthält, eigene Audits durchzuführen, um die Feststellungen des Astra zu unterstützen.» 

Gemäss Astra wird die Fertigstellung der A9 rund vier Milliarden Franken kosten. Die Finanzierung erfolgt zu 96 Prozent aus Bundesgeldern, vier Prozent finanziert der Kanton Wallis. Die Inbetriebnahme der letzten Teilstrecke ist für das Jahr 2024 geplant.

111 Millionen für A9-Ausbau VS 

So weit, so schlecht. Allzu traurig jedoch braucht der Kanton nicht zu sein: Von den rund 3 Milliarden des Bundes fürs Nationalstrassennetz erhält der Kanton 111 Millionen für den Ausbau der fehleranfälligen A9. Damit erhält das Wallis im Vergleich zu anderen Kantonen den grössten Kredit.  

Drei Milliarden sind bereits verbaut in die bestehenden A9-Teilstücke. Bis zur Vollendung des Bauwerks mit dem Teilstück durch den Pfynwald bis in die frühen 2030er-Jahre kostet das Projekt jedes Jahr rund 100 Millionen Franken. 96 Prozent dieser Gelder kommen aus Bern, schreibt der Walliser Bote. 

Matterhorn Gondel Glacier Paradise

Quelle: Tower of Orthanc/CC BY-SA 3.0/Wikimedia Commons

18 Walliser Bergbahnen sollen vom Bund und Staat fast 52 Millionen erhalten. (Symbolbild)

52 Millionen an Walliser Bergbahnen  

Und weiter geht es mit den Subventionen: 18 Walliser Bergbahnen sollen vom Bund und Staat fast 52 Millionen erhalten, notabene «Betriebe, die in der letzten Saison Rekordgewinne geschrieben haben», fasst der Walliser Bote zusammen. Was den Unterwalliser SP- Abgeordneten und Gewerkschafter Blaise Carron wütend machte. Es gehe nicht an, den Mitarbeitern der Bergbahnen schlechte Löhne auszuzahlen und sich die Betriebe nicht an Normalarbeitsverträge halten und gleichzeitig Staatsgelder kassieren würden, sagt er gegenüber dem Walliser Boten.

Carron will nun per Abänderungsantrag erreichen, dass die Unterstützungsgelder mit den Normalarbeitsverträgen verknüpft würden. Auf der rechten Seite betonte man die Wichtigkeit der Unterstützungsgelder, da die Gelder aus der Zeit der Pandemie nicht kompensiert seien. Die Gelder würden den Walliser Tourismus stärken. Nach einer lebhaften Debatte war das Eintreten auf die Vorlage unbestritten.

Geschrieben von

Redaktorin Baublatt

Claudia Porchet ist Philologin und interessiert sich für Architekturgeschichte, Kunst am Bau und Design. Ebenso begeistern sie neue Forschungsresultate aus allen Bereichen. Zudem ist sie für die Kolumnen zuständig und steht deshalb in Kontakt mit allen grossen Verbänden.

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