12:16 BAUBRANCHE

Verkehr Bern und Wallis: Ampel auf Orange und auf Grün

Geschrieben von: Stefan Schmid (sts)
Teaserbild-Quelle: RBS, Sam Bosshard

Im Raum Bern werden grosse Strassenverkehrsprojekte trotz weit fortgeschrittener Planung wohl erst mittelfristig umgesetzt, während im Oberwallis der Bau der Autobahn A9 planmässig vorankommt. Flächengrösse, Topographie und dichte Besiedelung bleiben bestimmende Faktoren für die hohen Investitionen in die Infrastruktur von Strasse und Schiene.

Die Berner Fahrgäste stellen dem öffentlichen Verkehr grundsätzlich ein gutes Zeugnis aus, was Angebot, Netzqualität und Zuverlässigkeit betrifft, wie regelmässig durchgeführte Umfragen der Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion über die Kundenzufriedenheit ergeben.

Die Mobilitätsstrategie 2040 der Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) will die Verkehrssysteme noch besser koordinieren und auf die Bedürfnisse der Gemeinden abstimmen. Sie hat dazu beim Kanton für den öffentlichen Verkehr ein Angebotskonzept 2022 bis 2025 eingereicht, das Taktverdichtungen bei Bussen und Züge vorsieht.

Die Forderungen der RKMB betreffen auch den Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS). Der baut in Jegenstorf im Hinblick auf die Ausweitung des Angebots für rund 45 Millionen Franken am bestehenden Standort den Bahnhof neu, was dank längeren Zügen zu Spitzenzeiten eine Steigerung der Kapazität um 50 Prozent ermöglichen soll. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich im Herbst 2024 starten und bis Ende 2026 dauern.

Zwei Hubs zur Entlastung in Bern

Ein Anliegen von Kanton und SBB ist die vernetzte Bahnverkehrsplanung zwischen den Städten Bern, Biel und Thun, die in der «Gesamtperspektive Bern» skizziert ist. Verkehrsplaner hoffen, dass mit dem Projekt «Zukunft Bahnhof Bern» das Passagieraufkommen beim zweitgrössten Bahnhof der Schweiz bewältigt werden kann. Prognosen der SBB gehen aber davon aus, dass 2030 gegenüber 2016 rund 40 Prozent mehr Passagiere oder täglich 375 000 Personen den Bahnhof frequentieren werden.

Eine Entlastungslösung sieht die Stadt in dezentralen Mobilitätshubs in Holligen und beim Wankdorf, wo zurzeit die Entflechtung der Gleisanlagen umgesetzt wird. Stadt und SBB wollen den Bahnhof Wankdorf im kantonalen Entwicklungsschwerpunkt ab 2021 weiterentwickeln.

Der Bahnhof Holligen wird ebenfalls umgestaltet (siehe Projekt-Übersicht Bern). Beim Hauptbahnhof, wo täglich 900 Züge abgefertigt werden, wurde im letzten Sommer bereits ein neues, elektronisches Stellwerk in Betrieb genommen, das die Koordination aller drei Bahnhöfe sicherstellen kann. Im Rahmen des Projekts «Zukunft Bahnhof Bern» laufen zurzeit die Bauarbeiten für den Tiefenbahnhof von Regionalverkehr Bern-Solothurn RBS.

Zugangsschacht RBS-Bahnhof

Quelle: RBS, Sam Bosshard

Beim künftigen RBS-Bahnhof beim Hauptbahnhof Bern sind derzeit die Bauarbeiten für den Zugangsschacht im Gang. Ab 2021 erfolgt von dort aus über den Stollen der Vortrieb für die unterirdischen Bahnhofskavernen.

Güterverlagerung auf gutem Weg

Beim Lötschberg-Scheiteltunnel hat die BLS die Bauarbeiten Ende April wieder aufgenommen, nachdem Bauunternehmen, Suva und BLS im Zusammenhang mit dem Coronavirus ein umfassendes Konzept zum Schutz der Mitarbeitenden eingeführt hatten. Die Arbeiten werden von 2018 bis 2022 etappenweise unter laufendem Bahnbetrieb durchgeführt. Der Scheiteltunnel hat sich als Ausweichroute bewährt, als die Züge nach dem Wassereinbruch in die Neat-Röhren umgeleitet werden mussten. Hätte sich das Ereignis weiter nördlich in der einzig durchgehend befahrbaren Röhre zugetragen, wäre eine Komplettsperrung der Verkehrsverbindung unumgänglich gewesen.

Nicht erst seit diesem Ereignis ist der Vollausbau eine wichtige verkehrspolitische Forderung. Denn laut Gesetz zur Umsetzung der Alpeninitiative sollen pro Jahr im Transitverkehr maximal 650 000 Lastenwagen durch die Alpen fahren. Die Verlagerung ist auf gutem Weg. Während im Jahr 2000 noch 1,4 Millionen Lastwagen Güter durch die Alpen spedierten, waren es 2018 noch rund 941 000. Im Verlagerungsbericht schlägt der Bundesrat ein zusätzliches Massnahmenpaket vor, um den Gütertransport auf der Schiene weiter voranzutreiben. Der Teilausbau des Lötschberg-Basistunnels ist nun im «Ausbauschritts 2035» enthalten. Die Bauarbeiten dauern voraussichtlich von 2022 bis 2028.

In den Ausbauschritt Aufnahme gefunden hat auch der S-Bahnhof Thun-Nord zur Erschliessung des kantonalen Entwicklungsschwerpunkts. Gerechnet wird mit Kosten von 39 Millionen Franken. Nicht Teil des Ausbauschritts ist der Grimseltunnel, für eine Planungsstudie wurden aber drei Millionen Franken gesprochen. Ebenfalls im Gang sind bau- und sicherheitstechnische Massnahmen am Furkatunnel.

Mehr Mittel für Bahninfrastruktur

Der Bundesrat will zudem in den nächsten vier Jahren den Gütertransport durch die Alpen auf der Schiene mit einem Rahmenkredit von 300 Millionen Franken für Investitionsbeiträge an private Güterverkehrsanlagen fördern. Der Betrag ist in der Botschaft des Bundesrats ans Parlament für Investitionen in die Bahninfrastruktur vorgesehen. Laut dem im Mai gestellten Antrag sollen zwischen 2021 und 2024 gesamthaft 14,4 Milliarden Franken in die Verfügbarkeit und die Qualität des Schienennetzes investiert werden, 1,2 Milliarden mehr als bisher.

Der Antrag des Bundesrats kommt mitten in der Corona-Krise zum richtigen Zeitpunkt, denn das zusätzliche Investitionsvolumen dürfte die Wirkung eines Konjunkturprogramms zur Ankurbelung der Bauwirtschaft haben. Konkret geht es um die Erneuerung von Fahrbahn, Bahnhöfen, Sicherungsanlagen und Brücken sowie Tunnel, aber auch um die Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes. Voraussichtlich 7,6 Milliarden erhalten die SBB, rund 5,9 Milliarden die übrigen Bahnen. 300 Millionen Franken dienen als Reserve für Unvorhergesehenes und Naturereignisse, 500 Millionen Franken betreffen netz- und unternehmensübergreifende Aufgaben wie das Zugbeeinflussungssystem ETCS oder den Bahnstrom.

Anfang Mai hatten bereits die Branchenorganisation für Infrastrukturbau Infra Suisse und der Schweizerische Baumeisterverband in einer gemeinsamen Erklärung gefordert, bei den in den nächsten Jahren ohnehin anstehenden Arbeiten für die Instandhaltung der Infrastrukturen und die Modernisierung des Gebäudeparks die Prozesse von der Planung bis zur Umsetzung zu beschleunigen.

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