Ursache für Föhren-Massensterben: Regenmangel im Hoch- und Spätsommer
Im Wallis und anderen trockenen Alpentälern sterben seit den 1990er-Jahren immer wieder massenweise Waldföhren ab. Dies, obwohl sich die Niederschläge in den entscheidenden Sommermonaten gegenüber zu früher nicht verringert haben. Ein Forschungsteam der der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat eine Erklärung dafür gefunden.
Quelle: Andreas Rigling, WSL
Abgestorbene Föhren bei Visp im Frühling 2017.
Immer wieder sterben an den Berghängen des Wallis seit 1990er-Jahren reihenweise Waldföhren. Dies weckte die Neugier von Wissenschaftlern des WSL. Dies, weil die Massensterben nicht nur die Jahre mit schweizweiten und europaweiten Hitze- und Trockenheitsextremen wie zum Beispiel 2003 oder 2018 betreffen, mit denen sich das Phänomen erklären liesse.
Um herauszufinden, was genau dahinter steckt, analysierte ein Forschungsteam der WSL die Daten zu vier seit den 1990er- respektive 2000er-Jahren untersuchten Forschungsflächen im Wallis: Visp, Pfynwald, Saillon und Lens. Dabei wurden Faktoren wie der Nadelverlust der Baumkronen - ein wichtiger Indikator zum Baumzustand -, der Insektenbefall, die Bodenfeuchte und der Mistelbefall unter die Lupe genommen. Zusätzlich wurden seit den 1980er-Jahren von Meteoschweiz erhobene Daten zu Regen, Temperatur, Luftfeuchte, Sonneneinstrahlung und Wind in die Forschungen mit einbezogen, aus diesen können auch Extreme wie Hitze- und Frostereignisse abgeleitet werden.
Mehrere Massensterben von Föhren in Visp
Dabei zeigte sich, dass sich das plötzliche Föhrensterben klar
auf einzelne Jahre mit besonders regenarmen Sommermonaten von Juli bis
September zurückführen lässt, wie Stefan Hunziker von der WSL-Gruppe Ökosystem-Ökologie
erklärt. Zwar trugen Faktoren wie Insekten oder Frühjahrsfrost vereinzelt zur
Sterblichkeit mit bei, sie gaben aber nicht der Ausschlag. So kam denn das plötzliche
Absterben vieler Bäume überwiegend dort vor, wo Regenmengen im Sommer häufiger
besonders tief ausgefallen sind.
In Visp, wo mehrere Föhren-Massensterben verzeichnet worden sind, konnten laut WSL mit dem Regenmangel in diesen Monaten erklärt werden. Dies, obwohl dort in den letzten vier Jahrzehnten besonders regenarme Sommermonate weder extremer noch häufiger geworden sind.
Dies sei nur scheinbar ein Widerspruch, schreibt die WSL in der Medienmitteilung. Der globale Klimawandel habe seit den 1980er-Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen und im Wallis im Frühling und Sommer zu höheren Lufttemperaturen von rund zwei Grad geführt. Gleichzeitig hat die Luftfeuchte ab und die Anzahl Sonnenstunden zugenommen. „Diese Veränderungen erhöhten den Wasserverlust der Föhren aus den Nadeln während der Photosynthese und liessen die Böden im Sommer stärker austrocknen“, heisst es weiter. Bei einem kurzen Regenguss könnten sich die Bäume zwar vom erhöhten Trockenstress wieder erholen, bleibe dieser aber aus, sei das Risiko von schweren Schäden oder kompletter Vertrocknung hoch.
Wichtig für Holzwirtschaft und Schutzwälder
Ähnliche Ereignisse, bei denen plötzlich zahlreiche Föhren gestorben sind, sind auch aus anderen trockenen Alpentälern bekannt, aber auch aus Ländern wie Spanien, Deutschland und Rumänien. «Auch dabei spielt der Niederschlag im Hoch- und Spätsommer vermutlich die entscheidende Rolle», sagt Hunziker. In Zukunft werden die Regenmengen im Sommer eher abnehmen, während der Wasserverlust durch Verdunstung weiter zunimmt. Wer diese Wälder bewirtschaftet, muss damit rechnen, dass sich die Waldstruktur und Artenzusammensetzung verändert.
Die Waldföhre ist heute einer der häufigsten und typischsten Waldbäume des Wallis und Europas. Sie ist nicht nur für die Holznutzung wichtig, sondern auch als Hauptbaumart im Schutzwald an steilen Hängen wichtig. Die Aussichten für die Föhrenwälder in tieferen Lagen im Wallis sind gemäss Hunziker nicht gut. - Das Wallis ist wie andere trockene Alpentäler eine Art Frühwarnregion für die heisseren und trockeneren Zeiten, die auch anderen Regionen bevorstehen. (mai/mgt)
Quelle: Gestumblindi, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Waldföhre bei Laupersdorf.