Wenn sich Erdgasboykotte auf Asphaltwerke und Strassenbau auswirken
Wird Erdgas und Öl aus Russland boykottiert, könnten dies die Schweizer Asphaltwerke zu spüren bekommen. Und damit auch die Versorgung von Strassenbaustellen in der Schweiz mit Asphalt und Gussasphalt.
Kommt es zu einem Öl- und Erdgasboykott gegenüber Russland, bekommt dies auch die Schweiz zu spüren: Gestern berichtet die NZZ am Sonntag, dass zwar ein Dokument zum Strategie- und Planungsprozess der wirtschaftlichen Landesversorgung (WL) vorhanden ist, aber dass darin nicht festgelegt ist, wie der Bund bei einer Kontingentierung vorgehen würde. Laut dem Papier befinden sich diese Durchführungsunterlagen noch in Erarbeitung. Das Thema drängt angesichts des Ukrainekriegs: Denn bei massiven Engpässen halten diese Unterlagen konkret fest, welche Branchen und Unternehmen weiterhin Gas erhalten und welche nicht.
Immerhin hat der Bund vergangenen August mit der Vernehmlassung für eine neue Verordnung begonnen, damit er die Unterlagen erarbeiten und die Gasversorgung der Schweiz sicherstellen kann. Der erläuternde Bericht zur Vorlage analysiere die Situation schonungslos, schreibt die „NZZ am Sonntag“ und zitiert daraus. Bei den vorhandenen Bewirtschaftungsmassnahmen im Gasbereich bestehe Stand heute keine volle Einsatzfähigkeit. Es herrsche eine „versorgungspolitische Dringlichkeit“. Wie die Zeitung weiter meldet, ist die Vernehmlassung abgeschlossen. Eigentlich wäre eine Fachstelle für Gas nötig, wie dies beim Strom der Fall ist. Doch bis wann und welcher Form ein solche geschaffen ist – das ist laut „NZZ am Sonntag“ „völlig offen“.
Neue Brenner oder bestehende Brenner umrüsten
Zu entscheiden, was für Firmen und welchen Wirtschaftszweigen Prioritäten eingeräumt werden, ist nicht einfach. Die Zeitung illustriert dies unter anderem am Beispiel der Asphaltsuisse. Der Branchenverband habe sich in einem Brief an mehrere Bundesstellen gewendet, inklusive an die Energieministerin Simonetta Sommaruga. „Abschaltungen von Asphaltwerken könnten weitreichende Folgen für die Versorgung der Strassenbaustellen in der Schweiz mit Asphalt und Gussasphalt zur Folge haben“, wird der Verband im Artikel zitiert.
Die Crux an der Sache: Weil viele Asphaltproduzenten nicht mehr über die technischen Möglichkeiten verfügen, können sie nicht einfach auf das Verbrennen von Öl umstellen. Hinzu kommt noch, dass ein solcher Umstieg im diffizilen Produktionsprozess Qualitätseinbussen zur Folge haben kann, wie Verbandspräsident Bernhard Kunz gegenüber der „NZZ am Sonntag“ ausführte. Doch leider sei all das bei vielen Gaslieferanten zurzeit wenig bekannt. Sie ziehen deshalb laut Kunz falsche Schlüsse darüber, wie rasch sich der Gasverbrauch in der Asphaltbranche in einem Notfall tatsächlich reduzieren lässt.
Dennoch, das Problem könnte offenbar entschärft werden. Kunz betone, dass es durchaus Möglichkeiten für die Senkung des Gasverbrauchs in der Branche gebe, schreibt die „NZZ am Sonntag“. Zum Beispiel mit der Nachrüstung mit Ölbrennern samt Tanks oder mit der Einführung neuer Brenner, die mit Holzstaub funktionieren. Dies braucht etwas Zeit: Dafür seien in Minimum mehrere Monate nötig, wird Kunz zitiert. (mai)