12:00 BAUBRANCHE

Engpässe bei Stahl und Metallen wegen Ukrainekrieg

Teaserbild-Quelle: CC BY-SA 3.0

Der Krieg in der Ukraine hat zur Folge, dass sich die Engpässe auf den Stahl- und Metallmärkten weiter verschärfen: Die Ukraine und Russland gehören zu den fünf weltweit grössten Nettoexporteuren von Stahl und Vorprodukten. Laut dem Dachverband Metal Suisse hat dies auch Auswirkungen für die Schweiz. Er fordert, verstärkt auf Kreislaufwirtschaft zu setzen.

Azovstal-Stahlwerk

Quelle: CC BY-SA 3.0

Das Azovstal-Stahlwerk in Mariupol im 2007; Es ist am 19. März bei Gefechten zerstört worden.

Bei den metallischen Rohstoffen sind die europäischen Märkte schon 2021 von Engpässen geprägt gewesen. Immerhin zeichnete sich dann zum Jahreswechsel für einige Produkte – etwa Baustähle – eine Erholung ab, während die Versorgung mit Aluminium oder Stahlblechen weiterhin sehr eingeschränkt geblieben ist. „Diese ersten Lichtblicke verschwinden nun durch den Krieg im Osten von Europa“, schreibt der Dachverband Metall Suisse in seiner aktuellen Medienmitteilung. „Die bereits hohen Preise für viele Metalle schiessen seit Kriegsbeginn in die Höhe.“

Mit dem Krieg stehe nicht nur die Wirtschaft in der Ukraine still, warnt der Verband. Die von der EU ergriffenen Sanktionen gegenüber Weissrussland und Russland erschwerten den Warenaustausch mit diesen Staaten. So hat der Stahlkonzern Severstahl seine Lieferungen in die EU gestoppt, nachdem auch sein Haupteigentümer – Oligarch Alexei Mordaschow – von den Sanktionen betroffen ist. 

Wie Metal Suisse weiter schreibt, führte die Angst, dass Russland als Gegenmassnahme auf die Sanktionen die Lieferungen von Aluminium, Nickel und vom vor allem in der Automobil- und der Elektronikindustrie benötigten Palladium einschränken könnte, zu derart massiven Preissteigerungen an der London Metal Exchange, dass der Handel einiger Produkte ausgesetzt werden musste.

Ukraine: Zerstörung eines der grössten Stahlwerke von Europa

Derweil hat in der Ukraine der Produzent Metinvest die Produktionsstätten in Mariupol geschlossen. Auch Arcelor Mittal Kryvyi Rih hatte laut Metal Suisse Produktionseinschränkungen bekannt gegeben. Mit der am vergangenen Freitag in der Ukraine zerstörten Azovstal fällt eines der grössten europäischen Stahlwerke für Vorprodukte der Stahlherstellung dauerhaft aus. Nach dem mit dem Angriff auf die Hafenstädte im Süden der Ukraine der Schwarzmeer-Markt zum Erliegen gekommen ist, sorgt dies gemäss Metal Suisse unter anderem dafür, dass sich der türkische Markt nach neuen Quellen umsehen muss.

Nicht nur dies wirkt sich gravierend auf die Märkte aus. Auch höhere Transportkosten und Engpässe bei den Transporten in Kombination mit gestiegenen Gas- und Energiepreisen verteuern die Produkte, wie Metal Suisse mitteilt.  Die Drohung einer Gasverknappung habe zusätzliche Brisanz, da die Produktion erhebliche Mengen dieses Rohstoffs benötige.

Schweiz: Preisanstieg für Stahl und Produktionseinschränkungen wegen hoher Energiekosten

Auch die Schweiz bekommt die schwierige Situation zu spüren: Für die Markversorgung mit Aluminium und Stahl bedeute das nicht nur einen enormen Preisanstieg in kurzer Frist. Auch wüssten die ersten Händler und Importeure, dass es wieder zu einer Marktverknappung kommen könnte. Die ersten Werke hätten bereits darauf hingewiesen, dass die Produktion aufgrund hoher Energiekosten eingeschränkt wird und nicht alle Anfragen zu 100 Prozent berücksichtigt werden könnten.

„Für unsere Kunden in der Bauwirtschaft bedeutet dies nicht nur höhere Preise“, wird Thomas Freuler, Präsident des Schweizerischen Stahl- und Haustechnikhandelsverband (SSHV) in der Metal-Suisse-Mitteilung zitiert. „Sie müssen auch damit rechnen, dass es zu Verzögerungen bei den Lieferungen kommt, da nicht genug Material auf dem Markt ist.“ –

Die aktuelle Situation weiter: „Der Preisdruck war in der Vergangenheit bei Stahl-, Metall, Fenster und Fassadenbauern bereits enorm. Im letzten Jahr führten die hohen Produktpreise bereits dazu, dass die verbleibenden Margen erodierten“, meldet  Metal Suisse. Entsprechend ernst sei nun die Situation für viele KMU. Metal-Suisse-Präsidentin Diana Gutjahr warnt: „Die Preise für wichtige Bau- und Industriematerialien werden steigen und die Kosten der Betriebe werden explodieren.“ Aus dieser Situation gelte es, etwas zu lernen.

Versorgung mit Metallen über Kreislaufwirtschaft verbessern

Gutjahr fordert deshalb den Bundesrat dazu auf, seine Lehren aus der aktuellen Lage zu ziehen. Das heisst, dass wie bei der Energie- und Gasversorgung auch die Versorgung mit Metallen sichergestellt werden muss. Dies, weil die Abhängigkeit von den internationalen Märkten hoch ist und man in der Vergangenheit viele Produktionsstandorte verloren hat. Bundesbern müsse die Hand reichen und mit der Branche die Abhängigkeit vom Ausland nachhaltig reduzieren, heisst es in der Medienmitteilung des Verbands.

Geschehen soll dies, indem  verstärkt auf Kreislaufwirtschaft gesetzt wird. Der Verband rät, den in der Schweiz anfallenden Schrott als Rohstoff zu sehen und zu nutzen. „Aktuell drohen die Diskussionen rund um die Finanzierung des Ausbaus der erneuerbaren Energien das energieintensive Recycling in der Schweiz zu benachteiligen.“ Metal Suisse moniert, dass eine nachhaltige Gesamtstrategie, wie die Energiestrategie des Bundesrates umgesetzt und das formulierte Netto-Null-Ziel erreicht werden können, fehlt und dass dies zu Unsicherheiten führt. (mai/mgt)

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