Ukraine-Krise: Gasverband befürchtet keine Lieferausfälle in der Schweiz
Lieferengpässe beim Gas wegen der Ukraine-Krise befürchtet
der Verband der Schweizerischen Gasindustrie (VSG) keine. Allerdings könnte
sich der Konflikt auf die Gaspreise auswirken, wie VSG-Sprecher Thomas Hegglin gegenüber
der Nachrichtenagentur AWP erklärte.
„Die Schweiz ist sehr gut ins internationale Gasfernleitungsnetz eingebunden, was die Versorgungssicherheit grundsätzlich erhöht“, so Hegglin. Die Schweiz verfüge auf der Transitleitung, die durch das Land läuft, seit 2017 über die Möglichkeit des Umkehrflusses. Das heisst, dass das Gas nicht nur von Norden nach Süden fliessen kann, sondern auch in der Gegenrichtung. Damit ist die Schweiz ist laut Hegglin in alle Himmelsrichtungen an die grossen Märkte angebunden.
Im Weiteren haben im Unterschied zu früher alle diese Märkte Zugang zu Flüssigerdgas (LNG). Das per Tankschiff gelieferte Gas eröffne zusätzliche Beschaffungsmöglichkeiten, auch wenn diese teurer sei, sagte Hegglin weiter. Es gebe in der EU rund 40 LNG-Terminals, wo das Gas vom Tanker in die Pipelines eingespeist werde. „Das entschärft die Beschaffungsproblematik durch einen allfälligen Boykott von Russland.“
Gas aus Russland
Die Schweiz kauft ihr Gas vor allem an den Handelspunkten in den Nachbarländern Deutschland, Frankreich und Italien sowie in den Niederlanden, wie der Sprecher erklärte. Dennoch stammte im Jahr 2020 laut Verbandsstatistik knapp die Hälfte des Schweizer Gases aus Russland. Knapp ein Viertel lieferte Norwegen und ein Fünftel die EU. Algerien machte 3 Prozent der Lieferungen aus.
Durch die Stornierung der Betriebsbewilligung für die
umstrittene Pipeline Nord Stream 2 durch den deutschen Kanzler Olaf Scholz sei
die Versorgungssicherheit der Schweiz nicht tangiert, sagte Hegglin. Welchen Anteil
die Gasmenge in der Schweiz ausmacht, die über die erste Pipeline Nord Stream 1
über Deutschland in die Schweiz fliesst, konnte der Verbandssprecher nicht
sagen. „Wir wissen, aus welchen Förderländern das Gas kommt, aber nicht über
welche Pipelines das Gas nach Europa gelangt.“ (awp/sda/mai)