Krieg in der Ukraine: So reagieren Schweizer Firmen
Der Krieg in der Ukraine trifft auch zahlreiche Schweizer Firmen - direkt oder indirekt. Unternehmen mit Niederlassungen in der Ukraine wie die Geberit oder die ABB stellen die Sicherheit ihrer Angestellten in den Fokus.
Auch wenn die Schweiz insgesamt nur wenig Handelsvolumen mit Russland oder der Ukraine hat, gibt es rund 130 Schweizer Firmen, die direkt in der Ukraine aktiv sind.
Eine davon ist Geberit. Der Sanitärtechnikkonzern betreibt im Westen der Ukraine ein Produktionswerk. Weil die Kämpfe derzeit vor allem im Osten des Landes wüten, bestehe aktuell keine grosse Gefahr. "Stärker betroffen ist unsere ukrainische Vertriebsgesellschaft mit Hauptsitz in Kiew", teilt der Sanitärtechnikkonzern weiter mit. Geberit sei daher in engem Austausch mit den lokalen Verantwortlichen. Der Schutz und die Unterstützung der lokalen Mitarbeitenden stehe dabei für das Unternehmen an erster Stelle.
Auch bei der ABB betont man, dass für das Unternehmen die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeitenden Priorität hat. ABB verfüge jedoch nur über eine sehr kleine Präsenz in der Ukraine, hauptsächlich im Servicebereich. In Russland beschäftigt der Konzern weniger als 1000 Angestellte an zwei Produktionsstandorten sowie mehreren Servicecentern. Diese liegen jedoch nicht in der Nähe der ukrainischen Grenze. Derzeit seien auch keine Mitarbeitenden auf Arbeits- oder Projekteinsätzen in der Ukraine tätig. - Im zurückliegenden Jahr erwirtschaftete ABB weniger als 2 Prozent des Umsatzes in Russland. Der Technologiekonzern könne zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht abschätzen, welche Auswirkungen Sanktionen und möglichen Gegensanktionen auf die Geschäftstätigkeiten haben werden.
Lieferkettenengpässe könnten sich verschärfen
Auswirkungen hat der Krieg unter Umständen auch auf Firmen, die nicht direkt mit eigenen Niederlassungen in der Ukraine oder Russland vertreten sind. Wie Martin Neff, Ökonom von Raiffeisen gegenüber der Nachrichtenagentur AWP ausführte, sind vor allem rohstoffabhängige Branchen wie die Industrie betroffen.
Weil der wichtigste Treiber der Schweizer Wirtschaft aber die Pharmaindustrie ist, erwartet der Ökonom durch ausbleibende oder verzögerte Lieferungen keine grossen Einflüsse auf die Gesamtwirtschaft. – So hat auch der Pharmakonzern Roche eine Niederlassung in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Das Unternehmen beobachte die Entwicklung derzeit intensiv. Zur Aufrechterhaltung des Betriebs auch im Kriegsfall gebe es "robuste Pläne", hiess es bei Roche auf Anfrage AWP.
In der Textilbranche könnte es hingegen zu einer Verschärfung kommen. Da die Schweiz vor allem Güter aus der Textil- und Bekleidungsindustrie sowie landwirtschaftliche Güter aus der Ukraine importiert, könne es in diesen Sektoren zu Lieferschwierigkeiten kommen, ordnet ZKB-Ökonom David Marmet die Situation ein. (awp/sda/mai)