Trübere Aussichten: KOF-Konjunkturbarometer sinkt wieder
Nach einer kurzen Erholungsphase sinkt das KOF-Konjunkturbarometer im Oktober erstmals wieder. Mit den steigenden Coronazahlen haben sich die Konjunkturaussichten für die Schweiz wieder eingetrübt.
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Das Coronavirus sorgt für nicht allzu rosige Aussichten.
Der KOF-Konjunkturbarometer ist im Oktober um 3,5 auf 106,6 Punkte gesunken. Zuvor hatte der von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich erhobene Indikator - nach einem historischen Einbruch auf 49,6 Punkte im Mai - vier Monate in Folge zugelegt. Experten hatten einen Wert im Bereich von 107 bis 110 Punkten erwartet. Angesichts der Pandemiesituation und der daraus voraussichtlich resultierenden Einschränkungen seien die Konjunkturaussichten für die Schweiz verhalten, heisst es in der Medienmitteilung der KOF zu den aktuellen Zahlen.
Befindet sich die Wirtschaft in einer Stagnationsphase?
Allerdings: Die zuletzt stark steigenden Corona-Fallzahlen spiegeln sich noch gar nicht voll im jüngsten „Leading Indicator“ der KOF. Wie KOF-Chef Jan-Egbert Sturm gegenüber Wirtschaftsnachrichtenagentur erklärt, basiert das Barometer hauptsächlich auf Daten, die in den ersten zwei Oktober-Wochen erhoben worden sind. „Die Wirtschaft hat sich in den letzten Monaten stark erholt, ist aber noch weit weg von ihrem Vor-Pandemie-Niveau.“ Sturm, der auch Wirtschaftschef der nationalen Covid-19-Task-Force ist, fügt hinzu, dass die zweite Welle die Wirtschaft jetzt natürlich noch einmal tangiert.
Aktuell geht Sturm aber davon aus, dass das Ausmass des nächsten Rückschlags beschränkt ausfallen wird: „Faktisch befinden wir uns derzeit in einer Stagnationsphase.“ Und sobald die Situation einigermassen im Griff sei, sollten auch wieder etwas grössere Wachstumsraten möglich sein." - Noch vor einem Monat hatten die KOF-Forscher für die Schweizer Wirtschaft nach dem Corona-Schock einen V-förmigen Konjunkturverlauf in Aussicht gestellt. Doch damals meldete das Bundesamt für Gesundheit noch rund 500 neue Coronavirus-Ansteckungen täglich - mittlerweile liegen die Zahlen im beinahe fünfstelligen Bereich.
Gebeuteteltes Gastgewerbe, weniger geplagte Baubranche
Erneut trübe Geschäfte prognostiziert das jüngste KOF-Barometer für das Gastgewerbe und den Bereich "übrige Dienstleistungsbranchen". Diese Bezeichnung fast breites Spektrum an mehrheitlich binnenorientierten Branchen zusammen, zum Beispiel Reisebüros oder Immobilienverwalter. Derweil befindet sich die Gastronomie wegen der Corona-Pandemie in einer existenziellen Krise; Gemäss einer Umfrage von Gastrosuisse steckt die Hälfte der Betriebe in ernsten finanziellen Schwierigkeiten. Viele dürften nicht überleben.
Im Produzierenden Gewerbe – Verarbeitendes Gewerbe und Bau – deuteten Indikatoren für die Beurteilung von Exportaussichten, der allgemeinen Geschäftslage und der Produktionskapazitäten in eine negative Richtung, heisst der Medienmitteilung der KOF. Diese Einschätzung werde verstärkt durch Indikatoren, die die Wettbewerbssituation betreffen. Was hingegen Lager, Beschäftigung und Vorprodukteeinkauf anbelangt, stellen die die KOF-Ökonomen ein positives Signal fest.
Beim Verarbeitenden Gewerbe und dort insbesondere in der Elektroindustrie, der Nahrungs- und Genussmittelhersteller und der Metallindustrie weisen die Indikatoren laut KOF in eine negative Richtung. Beim Maschinen- und Fahrzeugbau orteten sie hingegen ein „leicht positives Signal“. Mehrheitlich unverändert geblieben ist die Situation in der Textilindustrie, der Bereich Papier und Druck, der Bereich Holz, Glas, Steine und Erden sowie der Bereich Chemie, Pharma und Kunststoffe. (awp/sda/mgt/mai)