Trotz Corona: Stabiles Lehrstellenangebot auf dem Bau
Trotz der Coronakrise ist der Bedarf an Nachwuchskräften in der Baubranche nach wie vor hoch. Das zeigt eine von bausinn.ch durchgeführte Umfrage unter 400 Baufirmen. 94 Prozent werden demnach ihre Nachwuchsrekrutierung unverändert fortführen.
Quelle: analogicus, pixabay.com, public-domain-ähnlich
Trotz Corona setzen viele Baufirmen ihre Nachwuchsrekrutierung unverändert fort.
Das sei deutlich mehr als in anderen Branchen, wie die
Imagekampagne bausinn.ch in einem Communiqué von Mittwoch schreibt. Rund ein
Drittel der Baufirmen setze bei der Suche nach Lernenden vor allem auf das
Beziehungsnetz der Mitarbeitenden, Kunden und Lernenden. An zweiter Stelle liegen
verschiedene Plattformen für die Nachwuchsrekrutierung.
Für 2020 habe das Staatssekretariat für Bildung, Forschung
und Innovation SBFI im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Anstieg der
abgeschlossenen Lehrverträge vermeldet. Darüber hinaus habe eine weitere
Umfrage von «LehrstellenPuls» gezeigt, dass über alle Branchen hinweg 76,8
Prozent der Ausbildungsbetriebe 2021 gleich viele oder sogar mehr Lehrstellen
anbieten als 2020.
Jährlich über 2‘500 Lehrstellen nicht besetzt
94 Prozent der befragten Baufirmen setzen ihre
Nachwuchsrekrutierung unverändert fort. Das seien rund ein Fünftel mehr
rekrutierungswillige Firmen als in anderen Branchen. Diesen überdurchschnittlich
hohen Anteil erklärt sich bausinn.ch mit
der seit Jahren anhaltenden grossen Nachfrage nach Lernenden in den rund 50
Bauberufen. Nach wie vor sei zu wenig bekannt, dass auch die Baubranche eine
gute Basis für die persönliche Karriere darstelle.
Die Babyboomer-Generation gehe nun nach und nach in Pension.
Aufgrund dieser demographischen Entwicklung müssen in der Schweiz ab 2021 mehr
Personen ausgebildet werden als bisher. Die Baubranche treffe dies stärker als
andere. Denn nach wie vor könnten auf dem Bau jedes Jahr über 2‘500 Lehrstellen
nicht besetzt werden, wie bausinn.ch weiter schreibt.
Rekrutierung über Beziehungsnetz
Weiter zeigt die Umfrage, dass 33 Prozent der befragten Baufirmen
Lernende vor allem über ihr Beziehungsnetz rekrutieren. Der grösste Anteil
davon entfällt mit 15 Prozent auf Mitarbeitende, 10 Prozent auf Kunden und 8 Prozent
auf Lernende. Ein Viertel findet ihre Nachwuchskräfte hingegen über die
Plattformen Lena (11%), berufsberatung.ch (9%) und Yousty (6%).
17 Prozent werben über Inserate, Social Media, Presse
oder mit einem Tag der Offenen Tür für die Lehrstellen. Und 4,5
Prozent nennen die erfolgreiche Unterstützung des lokalen Gewerbevereins. Knapp
die Hälfte der Firmen hatte die diesjährigen Schnuppertage zudem noch vor März
durchgeführt. In rund 60 Prozent lagen deshalb bereits vor der Coronakrise
Lehrverträge vor.
Auch gute Chancen für Frauen
Für eine Lehre in der Baubranche sprächen nach Ansicht der
Arbeitgeber vor allem die guten und vielfältigen Aus- und Weiterbildungen, die
heutigen und zukünftigen wirtschaftlichen Potenziale der Baubranche, die
Abwechslung in den Tätigkeiten sowie die Tatsache, dass man mit einer guten
Ausbildung immer eine Arbeitsstelle findet.
Insgesamt arbeiten über 320‘000 Menschen in der Baubranche,
wie bausinn.ch weiter mitteilt. Auch für weibliche Nachwuchskräfte würden sich
hier gute Chancen bieten. Rund 5‘000 Frauen seien bereits in den klassischen
Bauberufen tätig. Der Anteil der weiblichen Lernenden schwanke aber sehr stark
innerhalb der Baubranchen. So liege dieser bei Malerinnen bei rund 50 Prozent.
In anderen Berufen seien hingegen nur 1 bis 5 Prozent der Lernenden weiblich.
Berufliche Entwicklungschancen auf dem Bau
Die Webseite bausinn.ch beschäftigt sich mit dem Image der
Baubranche und möchte insbesondere auf die beruflichen Entwicklungsschancen in
der Bauwirtschaft aufmerksam machen. Getragen wird sie von den Organisationen Gebäudehülle
Schweiz, Metaltec Suisse, dem Schweizerischen Baumeisterverband, dem Schweizerischen
Gerüstbau-Unternehmer-Verband, dem Schweizerischen Maler- und
Gipserunternehmer-Verband sowie dem Schweizerischen Verein für Schweisstechnik.
(mgt/pb)
Die Berufe in den befragten Baubranchen
Abdichter dämmen und dichten anspruchsvolle
Dachkonstruktionen, Flachdächer, Terrassen, Vordächer und Keller gegen Regen-
und Grundwasser ab und begrünen Dachflächen. Je nach Oberfläche oder Wunsch des
Bauherren arbeiten sie mit Bitumen, Gussasphalt, Kies, Erde, Pflanzen,
Kunststoffen und vielen anderen Stoffen.
Dachdecker isolieren und decken geneigte Dächer mit
Tonziegeln, Faserzement, Metall Naturschiefer oder Solaranlagen. Ein gut
isoliertes Dach trägt wesentlich zu einem tieferen Energieverbrauch bei. Eine
Solaranlage erzeugt Strom und/oder Warmwasser.
Fassadenbauer dämmen das Gebäude und geben ihm ein Gesicht.
Dabei arbeiten sie mit verschiedensten Materialien von Faserzement und Holz
über Keramik und Metall bis hin zu Naturstein und Glas sowie Solarmodulen.
Gerüstbauer erstellen sichere Zugänge. Sie installieren und
demontieren Fassadengerüste, Bauaufzüge, Notdächer und Sondergerüste, aber auch
andere temporäre Bauten wie Tribünen oder Fussgängerpasserellen.
Gipser-Trockenbauer konstruieren und verputzen Wände, Decken
und Aussenfassaden und tragen zur Energieeffizienz bei, indem sie Fassaden
isolieren. Ebenso verzieren sie mit Stuckaturen Wände und Decken oder fertigen
Konstruktionen für die bessere Akustik. Immer häufiger verwenden sie für ihre
Arbeiten moderne Maschinen.
Maler führen Anstricharbeiten im Innen- und Aussenraum aus.
Sie bemalen Fassaden, Wände, Decken, Böden, Türen, Fenster und andere
Gebäudeteile mit Farben und Lacken. Damit tragen sie zum Schutz und zur
Erhaltung von Bauwerken bei.
Metallbauer spezialisieren sich auf den Metallbau, auf
Schmiedearbeiten oder den Stahlbau. Im Metallbau stellen sie Bauteile wie
Türen, Fenster, Fassaden, Treppen, Balkone und Vordächer her. Im Stahlbau
arbeiten sie in grossen Montagehallen und fertigen Tragkonstruktionen für
Hallen, Brücken oder Lifte.
Metallbaukonstrukteure konstruieren und planen Wintergärten,
Fenster, Türen, Tore, Treppen, Geländer und Tragkonstruktionen für Bauwerke wie
Fabriken, Fussballstadien, Lifttürme sowie für Metall-, Glas- und
Spezialfassaden.
Schweissen ist in der Baubranche bei zahlreichen Projekten
unverzichtbar. Unter anderem wird im Metall- und Stahlbau sowie im Anlagen- und
Apparatebau Schweisstechnik eingesetzt. Im Gegensatz zu anderen Ausbildungen
sind in der Schweisstechnik die Weiterbildungen international anerkannt.