08:24 BAUBRANCHE

Themenwelten in alter Artillerie-Festung

Auf dem Gotthard-Passwird die Artillerie-Festung Sasso da Pigna mit Ihren riesigen Kavernen und kilometerlangen Stollen zu einem Museum umgebaut. Es soll sich Wasser, Mobilität und Lebensraum, Wetter und Klima, Energie und Sicherheit widmen sowie um den Umgang mit den Ressourcen. Am 12,7 Millionen-Projekt wird zurzeit mit Hochdruck gearbeitet. Im Sommer 2012 soll es den Betrieb aufnehmen.

Das Neue Museum ist Teil des Gemeinschaftsprojektes der Kanone Uri, Tessin, Wallis und Graubünden. Die Gotthardkantone planen die Region zu einem zusammenhängenden Lebens- und Wirtschaftsraum auszubauen und unter der international zugkräftigen Marke "San Gottardo" zu einer "einzigartigen Schweizer Destination" zu entwickeln. Die Finanzierung wird durch eine Partnerschaft von Wirtschaft, Stiftungen sowie Privatpersonen mit dem Bund und den vier Gotthardkantonen sichergestellt. Für die Gestaltung der Ausstellung zuständig ist die Kuratorin, Lisa Humbert-Droz. Ab dem vierten Jahr wird mit einem kostendeckenden Betrieb gerechnet. Die Initiatoren rechnen mit etwa 375'000 Besucher pro Jahr.

Eine Schau für einen Mythos

Der Gotthard ist ein starker Mythos für die Schweiz. Die Zeit, da der Gotthard als einziges Tor zum Süden und als Symbol einer unbezwingbaren Schweiz galt, ist vorbei. Nach wie vor verkörpert er aber die Lebensgrundlage, die die Alpen spenden: Energie, Wasser, Lebensraum, Mobilität, Wärme und Kälte, Schutz und Geborgenheit. Die Ausstellungsmacher wollen keine gewöhnliche Schau gestalten, sondern die Gotthard-Themen so in Szene setzen, dass Raum für Erlebnisse und Reflexionen entstehen.

Der Weg in die Ausstellung führt durch einen etwa 170 Meter langen, feuchten Gang. Musik und Lichtspiele werden ihm in Zukunft eine stimmungsvolle Atmosphäre verleihen. In den Kavernen angekommen, soll das Publikum in die verschiedenen Themenwelten eintauchen können. So ist etwa vorgesehen, im Raum "Wetter und Klima" eine Landschaft aus Wasser und Pflanzen zu schaffen. In seiner Mitte soll laut Humbert-Droz ein Stück Gletscher die möglichen Konsequenzen der Klimaerwärmung bewusst machen. In einem anderen Raum zeigen vier 450-Kilo Kristalle aus dem Gotthard-Massiv, welche Schätze sich in den Tiefen des Berges über Millionen von Jahren formten. - Die Ausstellung der Themenwelt beschränkt sich auf die ebenerdigen Räume des alten Artilleriewerks. Daran angeschlossen, wird zusätzlich ein Museumsrundgang durch die höher gelegten Militäranlagen. Der Weg in das Militärmuseum führt unterirdisch über 475 Stufen bergauf. Nach Eröffnung sollen die 87 Höhenmeter mit einer Standseilbahn überwunden werden können.

Festung im Zweiten Weltkrieg errichtet

Die Festung Sasso da Pigna ist eine der grösseren Artillerie-Festungen im Raum Gotthard. Sie wurde zwischen 1941 und 1944 gebaut. Bestückt war sie mit vier schweren Festungsgeschützen, mit denen das Oberwallis bis nach Ulrichen, der als Einfallstor ins Bedrettotal geltende italienische San Giacomopass und das Passgebiet des Lukmaniers erreicht werden konnten. Dazu kamen vorgelagerte Infanterie und Fliegerabwehr-Stellungen. Die Festung umfasst über 8000 Quadratmeter Nutzfläche und 2,4 Kilometer Stollenlänge. 1998 wurde die Festung ausser Dienst gestellt. Teile davon mit Unterkünften, Maschinenräumen, Geschützstellungen, Infrastruktur-Einrichtungen werden dem Publikum zugänglich gemacht als Teil des neuen Museums.

Optimistische Besucherzahlen?

Der Gotthard-Pass ist mehr oder weniger während sechs Monaten im Jahr geöffnet. Die erwarteten etwa 375'000 Besucher pro Jahr bedeuten eine Tages-Frequenz von ca. 2000 Besuchern. Das mag während der Hauptreisezeiten im Juli und August allenfalls möglich sein, wenn der Pass stark frequentiert wird von Reisenden, die bewusst nicht den Tunnel benutzen und die Passwelt geniessen wollen. Wer die Verhältnisse kennt, weiss, dass bei schlechtem Wetter und an normalen Tagen die Verkehrsfrequenzen sehr schwach sein können. Hinzu kommt, dass auf dem Pass bereits das Nationale Gotthard-Museum mit einer eindrücklichen Ausstellung auf dem neuesten Stand der Ausstellungstechnik eine attraktive Schau zur Passgeschichte bietet. Aussserdem gibt es noch zwei Restaurants, eines auch mit Selbstbedienung im alten Hospiz und das Touristen-Hotel daneben. Nördlich vom Pass, unterhalb der Lucendro-Staumauer wird noch das Festungshotel betrieben. Neben all diesen "Konkurrenz-Attraktionen" erscheinen die erhofften 375'000 Besucher eine optimistische Annahme. Zum Vergleich: das ganzjährig geöffnete Zürcher Kunsthaus mitten in der Stadt hat pro Jahr etwa 300'000 Besucher.

Swiss Alps AG, SBB und Co.

Die vier Gotthardkantone, der Bund, die Schweizerische Post, die Credit Suisse Foundation sowie Swisscom als Hauptpartnerin des Projekts haben mit ihrer Unterstützung das Projekt ermöglicht. Unterstützt wird das Projekt zudem von der SBB und der Andermatt Swiss Alps AG, welche in Andermatt ihre exklusive Ganzjahres-Feriendestination realisiert. Die Projektträgerschaft zählt zudem zahlreiche weitere Unternehmen, Stiftungen sowie Privatpersonen zu ihren Förderern. (mai/mgt)

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