Tagung «Sanierung, Umnutzung oder Ersatzbau?»: Zwischen Abriss und Renovation
Der Umgang mit Bestandsbauten ist eine der grossen Herausforderungen unserer Generation. Manchmal sprechen finanzielle oder betriebswirtschaftliche Gründe gegen eine Sanierung – aber häufig lohnt sie sich auch. Gelungene Beispiele gibt es für beide Wege.
Unsere Generation blickt auf ein einmaliges
Erbe der Nachkriegszeit. Drei Viertel der
Projekte, die unser Büro im Moment bearbeitet,
berühren das Thema ‹Umgang mit Bestand›.
Es ist ein grosses Thema der Architekturdebatte
in Europa», so Emanuel Christ von Christ
& Gantenbein, an der Fachtagung «Sanierung,
Umnutzung oder Ersatzbau?» von eco-bau und
NNBS in Basel. «Wenn wir glaubwürdige Arbeit
liefern wollen, müssen wir uns für Bestand interessieren
», fordert Christ.
Das wird, je nachdem, welchen Zweck ein
Gebäude zu erfüllen hat, in sehr unterschiedlicher
Intensität umgesetzt. Martin Hitz, Präsident
des Netzwerks Nachhaltiges Bauen Schweiz
(NNBS), erinnert sich: «Ich habe 2005 den ersten
Supermarkt nach Minergie zertifiziert. Er
wird jetzt abgebrochen und neu gebaut. Ob der
neue dann in 15 Jahren noch gebraucht wird?
Wir haben in der Schweiz längst zu viele Retailflächen.
Warum also tun wir das?»
Ein Gebäude hält 40 bis 80 Jahre. Das geht
in den meisten Fällen deutlich über die Nutzung
hinaus, für die es ursprünglich vorgesehen wurde.
Das Stichwort «Demodierung» begleite ihn seit
20 Jahren, so Hitz. Sobald ein Gebäude alt wirke,
führe das finanziell gesprochen zu Verschrottung.
«Handel ist Wandel, heisst es immer – im Retail
ist die Bereitschaft zum Verschrotten höher als im
Wohnungsbau, denn die Konkurrenz schläft nicht.»
Es sei leider in der Architektur keine Selbstverständlichkeit,
über die Unmittelbarkeit hinauszuschauen,
befindet auch Christ. Gerade wenn
es um Museumsbauten und deren Bedürfnisse
gehe, von denen sein Büro mit dem Ergänzungsbau
des Nationalmuseums in Zürich und dem
Neubau des Kunstmuseums Basel im vergangenen
Jahr gleich zwei fertiggestellt hat, sei das
unerlässlich. «Ziel muss dort dort eine formal dauerhafte
Architektur sein.»