Studie: Klimaerwärmung begünstigt Rattenpopulation in Städten
Weltweit nehmen in den Städten die Rattenpopulationen zu. Laut einer aktuellen Studie hängt diese Entwicklung mit der Klimaerwärmung und dem Städtewachstum zusammen. Für die Untersuchung hat ein Team der Universität von Richmond (USA) sechzehn Städte unter die Lupe genommen.
Quelle: John Woodhouse Audubon
Braune Ratte oder Wanderratte (Mus decumanus) aus "The viviparous quadrupeds of North America" (1845), illustriert von John Woodhouse Audubon (1812-1862). Original aus der New York Public Library
Für die Studie hat das Team um den Biologen Jonathan Richardson von der Universität von Richmond öffentliche Beschwerde- und Inspektionsdaten aus 16 Städten weltweit analysiert, allerdings grossmehrheitlich aus den Vereinigten Staaten. Das heisst aus Washington D.C., New York, San Francisco, Oakland, Buffalo, Chicago, Boston, Kansas City, Cincinnati, Dallas, St. Louis, Louisville, New Orleans, Toronto, Tokio und Amsterdam. Richardson und seine Kollegen kamen zum Schluss, dass vor allem drei Aspekte einen Einfluss auf die Grösse der Rattenpopulation haben: die Bevölkerungsdichte, die Urbanisierung und steigende Temperaturen.
So verzeichneten sie in elf oder gut zwei Dritteln der untersuchten Städte einen deutlichen Anstieg der Anzahl Ratten; die ersten fünf Plätze belegen Washington D.C., San Francisco, Toronto, New York City und Amsterdam. Lediglich in drei Städten liess sich ein Rückgang feststellen - in Tokio, Louisville und und New Orleans. Dabei zeigte sich, dass in Städten, in denen die Temperaturen im Laufe der Zeit stärker angestiegen sind, auch die Rattenpopulation stärker gewachsen ist. Dasselbe gilt für Städten mit einer hohen Bevölkerungsdichte und einer intensiven Urbanisierung.
Höherer Temperaturen, mehr Ratten
„Der Besorgnis erregendste dieser Zusammenhänge, den wir festgestellt haben, ist der Zusammenhang zwischen der Klimaerwärmung und den Rattenpopulationen, weil die globalen Temperaturen ausserhalb der Kontrolle einzelner Städte liegen“, sagt Richardson. Temperaturanstiege könnten die saisonalen Aktivitätsperioden von Ratten verlängern, sodass sie im Winter länger aktiv bleiben und im Frühjahr früher mit der Nahrungssuche an der Erdoberfläche beginnen können. „Selbst eine oder zwei zusätzliche Wochen oberirdischer Aktivität können bei wildlebende Ratte zu ein oder zwei weiteren Fortpflanzungszyklen führen und das Bevölkerungswachstum beschleunigen.“
Richardson rät Kommunen daher, bei der Bekämpfung von Rattenpopulationen, das vom Klima beschleunigte Wachstum bei der Planung der Rattenbekämpfung zu berücksichtigten. Laut Richardson ist solches entscheidend, will man die Ausbreitung der Tiere erfolgreich eindämmen. Zudem macht die Studie laut ihren Autoren deutlich, dass Städte dafür mehr Ressourcen, sowohl Budget als auch Personal, brauchen. Richardson dazu: „Nur wenn wir uns mit den Umweltfaktoren auseinandersetzen, die Ratten begünstigen, und wenn wir den kommunalen Nagetierbekämpfern die erforderlichen Ressourcen und Werkzeuge zur Verfügung stellen, können wir hoffen, unser wachsendes Rattenproblem in den Griff zu bekommen.“ (mai)