Steiner AG reicht Gesuch um provisorische Nachlassstundung ein
Der Zürcher Immobiliendienstleister Steiner AG hat beim Bezirksgericht Zürich ein Gesuch für eine provisorische Nachlassstundung eingereicht. Hintergrund davon sei ein Liquiditätsengpass, der die Geschäftstätigkeit gefährdet habe.
Quelle: Steiner AG
Hauptsitz der Steiner AG in Zürich.
Steiner erklärt den Liquiditätsengpass am Donnerstag in einem Communiqué
mit «unvorhersehbaren Entwicklungen» im Zusammenhang mit «einigen
wenigen Bauprojekten» im Zuge des Ausstiegs aus dem
Generalunternehmer-Geschäft.
Der Konzern
lag zuletzt insbesondere mit dem Spital Wetzikon quer, wo die Arbeiten am Neu-
und Erweiterungsbau im Mai eingestellt worden waren. Dies als Folge der
Kündigung der Steiner AG als Generalunternehmerin. Der Neubau ist erst zu 70
Prozent fertig.
Vorwurf und Gegenvorwurf
Die
Spitalbetreiberin Gesundheitsversorgung Zürcher Oberland (GZO) AG steht seit
Anfang Mai selber in Nachlassstundung. Sie kritisierte die ausgestiegene
Generalunternehmerin Steiner scharf. Dass das Bauunternehmen den Vertrag gekündigt habe, sei widerrechtlich,
erklärte die GZO Mitte Mai. Ob die Sache vor Gericht endet, ist noch offen.
Steiner
warf der GZO vor, sie habe seit April 2024 die vertraglich geschuldeten
Zahlungen nicht mehr geleistet. Sie habe zudem mitgeteilt, dass sie nur über
eine Liquidität von 50 Millionen Franken verfüge, die aber für den
Spitalbetrieb vorgesehen sei. Die Vertragsauflösung sei daher «rechtlich
zwingend» gewesen, argumentierte Steiner.
Die GZO
ihrerseits erklärte, dass sie im April zwar eine Zahlung über 3,9 Millionen
Franken zurückgehalten habe, dies aber weil das Bauunternehmen seinen
Verpflichtungen nicht nachgekommen sei. Sie kritisierte zudem eine fehlende
Transparenz bei der Baubuchhaltung und steigende Gesamtkosten.
Steiner will Immobilienentwicklung schützen
Ziel der
Nachlassstundung sei es, insbesondere die Position der Gläubiger zu stärken,
betonte Steiner am Donnerstag in der Mitteilung. Der Zahlungsaufschub
verschaffe dem Unternehmen Zeit, um «Lösungen für Zahlungsverzögerungen
von Kunden aus früheren Projekten im Baubereich» zu erarbeiten.
Gleichzeitig
würden damit «diese Risiken» vom profitablen und erfolgreichen Geschäft der
Immobilienentwicklung ferngehalten. Die Entwicklung von Immobilienprojekten ist
nämlich der Bereich, auf den sich Steiner seit einigen Monaten fokussiert.
Das
Baugeschäft hatte Steiner Anfang Jahr an den französischen Mitbewerber
Demathieu veräussert. Der Verkauf der Tochter Steiner Construction SA an die
Baugruppe mit Sitz im lothringischen Montigny-lès-Metz wurde im Januar 2024
unter Dach und Fach gebracht.
Die Steiner AG gehört seit 2010 zur indischen Hindustan Construction Company Ltd. (HCC) mit Sitz in Mumbai. Mit dem Gesuch um eine Nachlassstundung schliesse Steiner ihre Transformation vom Generalunternehmer zum Immobilienentwickler nun erfolgreich ab, hiess es in der Mitteilung. (awp sda)
Quelle: Deborah Spinelli/GZO Spital Wetzikon
Blick auf das heutige Spital Wetzikon: Die Arbeiten am Neu- und Erweiterungsbau sind seit Anfang Mai eingestellt, nachdem sich die Steiner AG als Generalunternehmerin vom Projekt zurückzog.