Steiner AG kritisiert Aussagen des Spitals Wetzikon als «polemisch»
Die Steiner AG weist die Vorwürfe der Wetziker Spitalverantwortlichen als «polemisch, nicht nachvollziehbar und unhaltbar» zurück: Die Finanzierung des Spitalneubaus sei nicht gesichert gewesen, deshalb habe sie sich als Generalunternehmerin zurückziehen müssen, teilte die Steiner AG am Mittwoch mit.
Tatsache bleibe, dass die Steiner AG den
Vertrag mit der Spitalbetreiberin Gesundheitsversorgung Zürcher Oberland (GZO
AG) im April gekündigt habe, heisst es in der Mitteilung. «Die
Vertragsauflösung war rechtlich zwingend, um die Steiner AG, ihre
Mitarbeitenden und sämtliche Stakeholder inklusive der mit dem Projekt
beauftragten Subunternehmern zu schützen.»
Die GZO AG habe seit April die vertraglich
geschuldeten Zahlungen nicht mehr geleistet. Sie habe zudem mitgeteilt, dass
sie nur über eine Liquidität von 50 Millionen Franken verfüge, die aber für den
Spitalbetrieb vorgesehen sei. «Für die Steiner AG bleibt damit unklar, wie viel
von diesem Betrag für die Baukosten zur Verfügung steht und ob künftige
Zahlungen eingehalten werden können.»
Die GZO AG ihrerseits hatte am Dienstag an
einer Medienkonferenz erklärt, dass sie im April zwar eine Zahlung über 3,9
Millionen Franken zurückgehalten habe, dies aber weil das Bauunternehmen seinen
Verpflichtungen nicht nachgekommen sei. Sie kritisierte zudem eine fehlende
Transparenz bei der Baubuchhaltung und trotz vertraglichem Kostendach stetig
steigende Gesamtkosten.
Vorwürfe gehen hin und her
Die Steiner AG habe die Sachlage falsch
oder gar rufschädigend wiedergegeben, kritisierten die Spitalveranwortlichen am
Dienstag an ihrer Medienkonferenz. Deren Vorwürfe stufte nun die Steiner AG am
Mittwoch als schwer ein, die es zum Schutz ihrer Reputation klarzustellen
gelte.
Die gegenseitigen Vorwürfe sind eine Folge der angespannten Lage des Spitals: Die GZO AG steht seit Anfang Mai in Nachlassstundung. Sie kann vorerst nicht betrieben werden. Damit hat sie Zeit gewonnen, um eine Lösung für die Refinanzierung einer Obligationenanleihe zu finden. Diese für den Spitalneubau aufgenommene Anleihe über 170 Millionen Franken wäre am 12. Juni ausgelaufen.
Kanton hilft nicht aus
Wegen seiner finanziellen Schieflage hatte
sich das Spital auch an den Kanton Zürich gewandt. Dieser wollte dem Spital
jedoch kein Darlehen in der Höhe von 180 Millionen Franken gewähren, weil es
für die Versorgung der Oberländer Bevölkerung «nicht unverzichtbar» sei. Danach
kündigte die Steiner AG als Generalunternehmerin für den 220-Millionen-Bau den
Vertrag und legte die Baustelle still. Der Neubau ist gemäss Spitalangaben zu
70 Prozent fertiggestellt.
Auf den Spitalbetrieb haben die
finanziellen Probleme und der Baustellen-Stillstand keinen Einfluss. Dieser
läuft vorerst normal weiter. Die GZO AG betreibt in Wetzikon ein regionales
Schwerpunktspital mit 150 Betten und beschäftigt 900 Mitarbeiter. Zwölf
Gemeinden halten die Aktien – Wetzikon, Rüti, Hinwil und Wald als
bevölkerungsstärkste Gemeinden anteilsmässig am meisten. (sda)