Spuren von mittelalterlichem Dorf in Jegenstorf gefunden
Der Archäologische Dienst des Kantons Bern hat im Frühjahr in einer Rettungsgrabung in Jegenstorf Spuren eines frühmittelalterlichen Dorfes entdeckt. Die Funde werden nun im Historischen Museum in Bern ausgestellt.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Benedikt Gfeller
Die Ausgrabung im Dorfkern von Jegenstorf 2024.
Der Archäologische Dienst des Kantons Bern barg in einer Baugrube zwischen Kirche und Schloss in Jegenstorf aus verschiedenen Gruben mittelalterliches Fundmaterial, wie der Kanton Bern und das Bernische Historische Museum am Montag mitteilten.
Unter den Fundstücken sind Reste von Keramikgefässen, diverse Eisenfragmente oder Tierknochen. Diese bieten Einblick in den Alltag eines mittelalterlichen Dorfes und erzähle von einem einfachen Leben ohne Überfluss, heisst es weiter.
Reste für die Nachwelt gesichert
Die Reste von mittelalterlichen Dörfern seien heute im sichtbaren Baubestand fast vollständig verschwunden. Von Zeit zu Zeit würden diese aber bei archäologischen Ausgrabungen wie in Jegenstorf entdeckt. Im Kanton Bern sind in den letzten 30 Jahren Teile von mehreren mittelalterlichen Dörfern archäologisch untersucht worden.
Darunter Hofgruppen mit Holzgebäuden, die zum Teil mit Pfosten in der Erde verankert sind. Die Spuren dieser Dörfer und das Fundmaterial sind aber vergänglich. Gegenstände aus gebranntem Ton, Stein, Metall und Knochen erhalten sich im Boden, während jene aus Holz, organischem Geflecht, Textil oder Leder in der Regel rasch zerfallen.
Reste solcher mittelalterlichen Dörfer werden laut Kanton und Museum deshalb nur in Ausnahmefällen entdeckt. Mit Ausgrabungen wie in Jegensdorf würden diese Reste für die Nachwelt gesichert, heisst es in der Mitteilung weiter.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Pierre Eichenberger
Blick in ein mittelalterliches Grubenhaus während der Ausgrabung in Jegenstorf 2024.
Seltene Funde aus mittelalterlichen Dörfern
Das Bernische Historische Museum präsentiert die Stücke aus Jegenstorf nun in seinem Grabungszelt. Es zeigt Funde von Grabungen in der Gemeinde von 2024 sowie von 2006 bis 2008, die vom Kochen, Reisen, Handwerk, Bauen und Geld im Mittelalter erzählen. So etwa ein Reitersporen, der auf die Nutzung von Pferden und Ritter hinweist.
Zu sehen sind zudem weitere Gegenstände aus anderen mittelalterlichen Siedlungen im Kanton Bern, darunter Knochenartefakte und gut erhaltene Holzobjekte. Ein grosses Lebensbild des Künstlers Joe Rohrer zeigt zudem eine zeitähnliche Siedlung in der heutigen Schweiz und lässt Besucher in die Lebenswelt der damaligen Dorfbewohner Jegenstorfs eintauchen.
«Diese Funde zeichnen ein ganz anderes Bild dieser Zeit, die oftmals als düstere Epoche der Geschichte wahrgenommen wird», wird Vanessa Haussener, Kuratorin Archäologie und Projektleiterin im Bernischen Historischen Museum, in der Mitteilung zitiert. Die Ausstellung dauert vom 29. Oktober bis am 4. Mai 2025. (pb/mgt/sda)
Weitere Informationen unter: www.bhm.ch
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Benedikt Gfeller
Untersuchung der mittelalterlichen Siedlungsspuren in Jegenstorf 2024.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern
Schöpfkelle aus dem mittelalterlichen Dorf Oberbüren. Der seltene Holzfund ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Badri Redha
Der 2006 in Jegenstorf gefundene hochmittelalterliche Reitersporen aus Eisen.