Software-Modell der TU München: Fassaden als Lebensräume
Wie kann eine Gebäudehülle gestaltet sein, damit sie möglichst vielen Organismen einen Lebensraum bietet? Forschende der Technischen Universität München haben ein Software-Modell entwickelt, mit dem dieser ökologische Aspekt bereits in der Planung berücksichtigt werden kann.
Quelle: TU München / Universität Genua
Per Computer lässt sich errechnen welche Carnivoren (pink), Pflanzenfresser (lila) sowie Pflanzen und Kleinlebewesen (grün) auf der Fassade niederlassen dürften, unter Berücksichtigung von Informationen über den Schatten des Gebäudes und Bodenflächen auf dem Gebäude (braun).
Wer heute ein Gebäude plant, gestaltet die Aussenhülle nach Aspekten der Architektonik und der Dämmeigenschaften. Die Fassade als möglicher Lebensraum für Tiere, Pflanzen und andere Organismen spielt dabei kaum eine Rolle. Zugleich aber besteht in den wachsenden städtischen Räumen der Wunsch nach einem grünen und belebten Umgebung. Dem wiederum kommt man durch die Gestaltung von begrünten Aussenräumen nach, die am Ende der Bauarbeiten geschaffen werden. Doch die Möglichkeiten, die Aussenwände der Gebäude selbst zu Lebensräumen zu machen, wird kaum genutzt.
Das will ein Team von Forschenden der Technischen Universität München ändern. Im Rahmen des Projekts «Ecolopes» haben sie in Zusammenarbeit mit Unis in Genua und Wien ein Software-Plugin entwickelt, mit dem Architektinnen und Architekten die naturnahe Gestaltung der Fassaden in ihre Planung einbeziehen können. Das Plugin kann mit bestehenden Architektur-Softwares verwendet werden, um auch die grüne Gebäudehülle computergestützt zu planen.
Stabiles Ökosystem planen
Bisher wurde die Software verwendet, um den Wärmeverlust oder Bedarf an Klimaanlagen zu berechnen. Doch das neue Plugin kann berechnen, welche Pflanzen, Tiere, aber auch Kleinlebewesen wie Insekten und Bodenmikroben sich auf der Gebäudehülle niederlassen werden. Konkret wird die Software in Modellen errechnen, welche Pflanzen auf einer bestimmten Bodenart wachsen, wie sich Wachstumsfaktoren wie Licht, Schatten und Feuchtigkeit auswirken, oder welche Tiere sich von der Vegetation ernähren können. So lässt sich ein stabiles kleines Ökosystem planen und realisieren, das nur einen geringen Pflegeaufwand aufweist.
Erste Versuche mit realen Bauprojekten sind bereits im Gange. Im nächsten Frühjahr soll ein erster Prototyp des Plugins zur Verfügung stehen.
Weitere Informationen unter: https://ecolopes.org