Sika kauft Bauchemie-Unternehmen MBCC Group im Wert von 5,5 Mrd
Der Bauchemiehersteller Sika beschleunigt sein Wachstum mit einer Milliardenübernahme in Deutschland. Das Innerschweizer Unternehmen kauft das Bauchemie-Unternehmen MBCC Group. Der Unternehmenswert wird mit 5,5 Milliarden Franken angegeben.
Quelle: zvg, Sika
Sika-Hauptsitz in Zürich.
Das gekaufte Unternehmen ist das ehemalige Bauchemiegeschäft
der BASF und erzielt einen Jahresumsatz von 2,9 Milliarden Franken, wie Sika am
Donnerstag bekannt gab. Zum Vergleich: Sika machte zuletzt einen Jahresumsatz
von rund 8 Milliarden Franken.
«Die Übernahme wird Sikas Angebot in vier von fünf Kerntechnologien und sieben von acht Zielmärkten ergänzen und erweitern sowie die geografische Präsenz des Unternehmens stärken», erklärte der Schweizer Konzern. Ab dem ersten vollen Geschäftsjahr nach Abschluss der Transaktion werde sich der Deal deutlich positiv auf den Ertrag pro Sika-Aktie auswirken.
Bis zu 180 Millionen Synergien
Die MBCC Group hat ihren Hauptsitz in der deutschen Stadt Mannheim und ist im Bereich Bausysteme und Zusatzmittel tätig. Rund 7500 Mitarbeitende sind an mehr als 130 Betriebsstätten in über 60 Ländern für das Unternehmen tätig.
Die komplementären Betriebs- und Produktionsstandorte von Sika und der MBCC Group führen laut Mitteilung zu Umsatz- und Kostensynergien. Insgesamt werden bis 2025 jährliche Synergien von 160 bis 180 Millionen Franken erwartet. Der Kaufpreis entspricht dem 11,5-fachem Verhältnis von Unternehmenswert (Enterprise Value) zu erwartetem Pro-forma-EBITDA 2022. Dieses Verhältnis soll sich unter Berücksichtigung aller erwarteten Synergien auf 8,5 verringern.
«Gemeinsam werden wir unser komplementäres Angebot an Produkten und Dienstleistungen über den gesamten Baulebenszyklus hinweg stärken», erklärte Sika-Chef Thomas Hasler: Mit dem kombinierten Portfolio wolle man nachhaltiges Bauen ermöglichen.
Mehr nachhaltige Produkte
Sika erziele bereits heute 70 Prozent des Umsatzes mit Produkten, die einen positiven Nachhaltigkeitsbeitrag leisten. Bei der MBCC Group seien mehr als 35 Prozent des Portfolios besonders umweltfreundlich. «Durch den Zusammenschluss will Sika künftig 80 Prozent des Umsatzes mit Produkten erzielen, die einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten», erklärte der Schweizer Konzern.
Der Kauf werde die Sika-Wachstumsstrategie 2023 nochmals beschleunigen – auch über diesen Zeitraum hinaus. «Für das Jahr 2023 erwartet das gemeinsame Unternehmen einen Umsatz von über 13 Milliarden Franken.» Der Zusammenschluss schaffe ein ausgewogenes Produktportfolio, in dem Sika in allen Zielmärkten zwischen 1 und 2 Milliarden Franken Umsatz erzielen werde. Die Kunden würden von einem erweiterten und effizienteren Vertriebsnetz in allen Kernmärkten profitieren.
Finanzierung über Überbrückungskredit
Die Finanzierung der geplanten Transaktion erfolge über einen Überbrückungskredit. Sika wolle ihr starkes Investment-Grade-Rating aufrechterhalten und strebe eine langfristige Finanzierungsstruktur aus Barmitteln, Bankkrediten und Kapitalmarktinstrumenten an.
Sika gibt sich überzeugt, alle nötigen Genehmigungen der Behörden zu erhalten. Der Abschluss der Akquisition wird für die zweite Hälfte des Jahres 2022 angestrebt. (awp sda)
Sika wollte die BASF-Bauchemie 2019 nicht kaufen
Sika hätte das jetzt gekaufte Bauchemiegeschäft von Konkurrent BASF bereits vor zwei Jahren haben können – und das viel billiger. Doch der damalige Konzernchef Paul Schuler erteilte eine Absage.
«Wir hatten schon im Februar gesagt, dass wir nicht dabei sind», stellte Schuler im Jahre 2019 mehrfach klar. «Das Geschäft gefiel uns zwar», räumte er damals ein. Es sei aber schnell klar geworden, dass allein schon aus kartellrechtlichen Erwägungen ein solcher Deal nicht in Frage käme.
Schliesslich verkaufte BASF das Bauchemiegeschäft an den
US-Finanzinvestor Lone Star. Der Preis betrug damals 3,17 Milliarden Euro.
Jetzt legt Sika 5,5 Milliarden Franken auf den Tisch. Auch LafargeHolcim soll
laut Medienberichten an dem Bauchemiegeschäft von BASF interessiert gewesen
sein.