Schweizer zögern bei Unternehmensgründung
Obwohl Schweizerinnen und Schweizer eine positive Einstellung zum Unternehmertum haben, zögern viele, wenn es darum geht, tatsächlich mit einer eigenen Firma zu starten. Dies geht aus dem Global Entrepreneurship Monitor (GEM) für 2015/2016 hervor.
Zwischen 2013 und 2015 haben nur 7,3 Prozent der Schweizer eine Firma gegründet. Dabei glauben 44 Prozent, dass sie für diesen Schritt eigentlich über genügend Erfahrungen und Kompetenzen verfügen. Und während etwa in Israel und in Portugal für fast zwei Drittel der 18- bis 64-jährigen eine Unternehmensgründung als Karriereoption in Frage kommt, sind es in der Schweiz nur 40 Prozent. Damit liegt die Schweiz auf dem 18. Platz von 22 Ländern mit einer innovationsstarken Volkswirtschaft.
Die Autoren folgern daraus, dass die Anreize, Unternehmer zu werden, und die unternehmerische Ausbildung in der Schweiz heute nicht genügen. Die Beratungsangebote für Start-ups müssten verbessert werden. Optimierungspotenzial haben dem GEM zufolge auch die steuerlichen Anreize für Investitionen in Start-ups. Zudem müssten die Finanzierungsmöglichkeiten ausgeweitet werden, heisst es in einer Mitteilung vom Donnerstag.
Doch dies dürfte kaum der einzige Grund sein. Eine weitere Ursache für die schweizerische Zurückhaltung bei der Unternehmensgründung könnten auch der allgemein hohe Lebensstandard und die tiefe Arbeitslosenquote im Land sein. Diesen Schluss legt zumindest ein Vergleich zwischen den Resultaten aus der Deutschschweiz und der Westschweiz nahe: Denn während nur 6,7 Prozent der Deutschschweizer ihr eigenes Unternehmen gründen wollen, sind es in der Westschweiz 8,8 Prozent. Die höhere Arbeitslosenquote in den Kantonen der lateinischen Schweiz habe höchstwahrscheinlich einen Einfluss auf die Absicht, ein eigenes Unternehmen zu gründen und unabhängig zu werden, schreiben die Autoren.
Der Global Entrepreneurship Monitor fand 2015 in 62 Ländern statt und analysierte die Einstellung der Bevölkerung zu Unternehmensgründungen. Der Bericht für die Schweiz wurde von der Hochschule für Wirtschaft in Freiburg verfasst. Grundlage waren über 2000 telefonische Befragungen sowie 36 Interviews mit Experten. (mai/sda)
Hier können sie ein PDF des globalen Reports mit Zusammenfassungen zu den einzelnen Ländern herunterladen: www.gemconsortium.org/report (Englisch)