Schweizer Hochbau und Corona: Erholung verzögert sich
Einen Rückgang der Bautätigkeit für 2020 von 3.1 Prozent und einen Rückgang für 2021 von1.8 Prozent – das prognostizieren die Experten von BAK Economics für die Schweiz.
Quelle: Angela Compagnone, Unsplash
Mittelfristig wird sich die Bautätigkeit laut BAK Economics wieder steigern.
Ausschlaggebend für das Sinken der Bautätigkeit ist zum einen der zyklische Abschwung im Wohnbau, dem wichtigsten Hochbausegment. Zum anderen wirken sich die Covid-19-Pandemie und die damit verbundenen Massnahmen negativ auf die Bautätigkeit aus. Weil die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie vor allem auf dem Arbeitsmarkt bis 2021 bestehen bleiben dürften, verzögert sich laut den BAK-Ökonomen die erwartete Erholung der Bautätigkeit.
Allerdings rechnen sie mittelfristig in allen Regionen wieder mit einer steigenden Bautätigkeit, die höchsten Wachstumsperspektiven sehe Sie vor allem in den Regionen Zürich/Aargau und im Bassin Lémanique.
Verzögerungen, Verschiebungen oder Annullierungen von Bauprojekten
Für 2020 sagt BAK Economics ein Minus von 3.1 Prozent voraus, für 2021 ein Minus um 1.8 Prozent. Der Arbeitsvorrat der im Bau befindlichen Hochbauprojekte für 2020 sei gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken, teilt das Wirtschaftsforschungs- und Beratungsinstitut mit. Auch das Volumen der Baubewilligungen und Baugesuche sei im ersten Halbjahr 2020 weiter gefallen. Diese Indikatoren sprächen dafür, dass sich die Hochbautätigkeit in einem zyklischen Abschwung befinde.
Überdies rechnet BAK Economics mit Auswirkungen der Covid-19-Pandemie: Während des Lockdown waren hauptsächlich das Tessin und kurzfristig auch der Kanton Genf von flächendeckenden Baustellenschliessungen betroffen. Hingegen schränken die anschliessend ergriffenen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie die Effizienz des Baustellenbetriebes schweizweit ein. Die BAK-Experten nehmen an, dass zusätzlich aufgrund der wirtschaftlichen Folgen und der herrschenden Unsicherheit mit Verzögerungen, Verschiebungen oder gar Annullierungen von geplanten Bauprojekten gerechnet werden muss. Und diese Wiederum in besonderem Masse beim Betriebsbau.
Stärkste Auswirkungen im Betriebsbau
Wenn auch der erwartete Abschwung grundsätzlich alle Bausparten betrifft, trägt der Rückgang im Wohnbau wegen seines grossen Volumengewichtes massgeblich zur Entwicklung bei.
Nachdem die Baubewilligungen Mitte 2018 den Zenit erreicht hatten, entwickelten sie sich seither rückläufig. Laut den BAK-Economics-Ökonomen dürfte dies unter anderem auch eine Antwort auf die in der Schweiz insgesamt steigenden Leerstände sein.
Die stärksten Auswirkungen der Pandemie erwarten sie im Betriebsbau, weil Bauprojekte von stark in Mitleidenschaft gezogenen Branchen wie dem Tourismus in der Betriebsbausparte erfasst werden. Derweil sind zyklische bedingte Auswirkungen im Infrastrukturbau bedeutender, als die von der Pandemie ausgelöste Verluste. Die Baubewilligungen und Baugesuche befänden sich seit geraumer Zeit auf einem Abwärtstrend, wodurch ein Rückgang der Bautätigkeit nicht über-raschen sollte, heisst es in der Medienmitteilung.
Aussichten bis 2026: Energetische Sanierungen und Umbauten
Mittelfristig rechnet BAK Economics wieder mit einer steigenden Hochbautätigkeit. Jedoch werde die Dynamik im Wohnbau voraussichtlich deutlich schwächer ausfallen als in der Vergangenheit. Die Perspektiven für den Infrastruktur- und Betriebsbau erachten die Experten des Instituts als robust.
Die in den Zentren knapper werdenden Baulandreserven und eine schwächere Dynamik der Zuwanderung dürften sich gemäss BAK Economics Faktoren insbesondere im Wohnbau limitierend auswirken.
Derweil dürften von energetischen Sanierungen von der Umbau- und Sanierungstätigkeit positive Impulse ausgehen. Ein wichtiger Wachstumstreiber für den Betriebsbau seien die intakten mittelfristigen Aussichten für die Schweizer Wirtschaft, hält BAK Economics fest. Gute Wachstumsperspektiven ortet das Institut im Lager-und Hallenbau, da Transport- und Logistiktätigkeiten im Zuge der Covid-19-Pande-mie an Bedeutung gewonnen haben. Auch im Infrastruktur-Hochbau falle das Wachstumstempo mittelfristig im Vergleich zu den letzten Jahren etwas weniger kräftig aus. Dies, weil durch das starke Wachstum der letzten Jahre bereits ein Teil des Nachholbedarfs abgebaut worden ist. (mai/mgt)