Schweizer Arbeitsmarkt: Situation entspannt sich weiter
Erstmals seit März letzten Jahres, das heisst seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie, ist die Arbeitslosenquote in der Schweiz wieder unter 3 Prozent gefallen. - Die Lage am Arbeitsmarkt hellt sich damit weiter auf.
Die Aussichten präsentieren sich auch weiterhin vielversprechend. Zumindest laut Aussagen von Boris Zürcher, Leiter
der Direktion für Arbeit im Seco. "Wir sehen ein insgesamt positives Bild.
Wir erwarten einen anhaltenden Rückgang der Arbeitslosenquote auf breiter Front
in allen Branchen und Regionen", sagte er anlässlich der
neuesten Arbeitslosenstatistik des Seco. Sie weist für den Juni 131'821 Personen als arbeitslos
bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) gemeldet aus. Das sind 11'145 weniger als im Mai. DIe Arbeitslosenquote ist damit im Vergleich zum Vormonat auf 2,8 von 3,1 Prozent gesunken.
Erholung stärker und früher als erwartet
Seit Januar, als die Quote mit 3,7 Prozent ihren höchsten
Stand seit Frühjahr 2010 erreicht hatte, sei die Quote deutlich gefallen, so
Zürcher weiter. Laut Zürcher ist dies ein Indiz für eine rasche Erholung des Arbeitsmarktes:
"Die Erholung ist damit stärker ausgefallen und früher eingetreten, als
wir erwartet hatten." Den Rückgang im Juni führt er je hälftig auf
die gute Konjunktur und auf saisonale Gründe zurück.
Baubranche und im Gastgewerbe
Insbesondere auf dem Bau und im Gastgewerbe ist die Situation besser als auch schon. Das Gastgewerbe profitiert einerseits vom Beginn der Sommersaison und andererseits von den Lockerungen hinsichtlich der wegen der Pandemie verhängten Restriktionen.
Ein Zeichen für die Erholung am Arbeitsmarkt ist auch die Zahl der gemeldeten offenen Stellen: SIe lag Ende Juni mit knapp 61'000 um beinahe 10 Prozent über dem Stand von Ende Mai und war beinahe doppelt so hoch wie im Juni vor einem Jahr. "Wir verzeichnen die höchste je gemeldete Zahl an offenen Stellen. Dies zeigt eine hohe Dynamik am Arbeitsmarkt an", erklärte Zürcher.
Weniger Kurzarbeit
Zu Beginn des Jahres respektive im Januar und Februar zog die Kurzarbeit wegen der vom Bund im zweiten Corona-Lockdown verhängten Massnahmen bekanntlich wieder an. Nach dem Rückgang im März ging die Kurzarbeit im April, zu dem nun aktuelle Zahlen vorliegen, erneut zurück. In diesem Monat waren 304'284 Personen von Kurzarbeit betroffen, das waren knapp 11 Prozent weniger als im Monat davor. Gemäss Zürcher reduzierte sich sowohl die Nutzung der Kurzarbeit als auch der insgesamt entschädigte Arbeitsausfall. Im Durchschnitt lag der Anteil an ausgefallenen Arbeitsstunden im Juni bei 40 Prozent, im April waren es noch 60 Prozent.
Langzeitarbeitslosigkeit stabilisiert
Kaum verändert zeigt sich derweil die Situation der Langzeitarbeitslosen. Zirka ein Viertel der gemeldeten Arbeitssuchenden sind seit mehr als 12 Monaten arbeitslos und gelten damit als Langzeitarbeitslose. Konkret sind dies per Ende Juni 34'234 Personen, entsprechend einer Quote von 0,7 Prozent. Damit ist die Zahl gegenüber dem Vormonat Mai um knapp 1 Prozent zurückgegangen, womit sich die Situation gemäss Zürcher stabilisiert hat. Er stellt die Quote von 0,7 Prozent in Relation zum prozentualen Anteil der Langzeitarbeitslosen auf dem Höhepunkt der Finanzkrise vor über 10 Jahren. Damals erreichte diese im Maximum einen Wert von 0,8 Prozent.
"Die Entwicklung der Langzeitarbeitslosigkeit zeigt ein Abbild der aktuellen Krise", sagte Zürcher. Es brauche etwas Zeit, bis die Zahl derjenigen zurückgehe, die schon lange nach einer Arbeit suchen. Mit der Verlängerung der Bezugsdauer von Arbeitslosenunterstützung werde den Arbeitnehmern diese Zeit aber auch verschafft. (sda/awp/mai)