Schweizer Aluminiumindustrie lässt Pandemie-Talsohle hinter sich
Gegenüber dem Vorjahr konnte die Schweizer Aluminiumwirtschaft 2021 ein Absatzplus von 13 % verzeichnen. Laut Branchenverband „alu.ch“ ist damit die pandemiebedingte Talsohle durchschritten. Für 2022 rechnet er mit einer stabilen Entwicklung auf „gutem Niveau“. Allerdings spürt die Branche auch in der Schweiz die Auswirkungen des Ukrainekriegs.
Quelle: Alchemist-hp (talk) (www.pse-mendelejew.de), eigenes Werk, FA
Die geätzte Oberfläche eines hochreinen Aluminium-Barrens.
Mit dem konjunkturellen Aufschwung haben sich im 2021 für
die aluminiumverarbeitenden Schweizer Unternehmen die Aufträge aus allen
Sparten laut „alu.ch“ „ausgesprochen positiv“. Die Innovationsstärke und hohe Qualität gepaart
mit schneller Reaktions- und Anpassungsfähigkeit sowie aussergewöhnlich
zuverlässigen Lieferzeiten, hätten nach der Coronakrise einen positiven Effekt
ausgelöst.
Gestiegene Herstellungskosten wegen geringerem Rohstoff- und Materialangebot
Allerdings haben das kleine Rohstoff- und Materialangebot
auf dem Weltmarkt zu massiv höheren Herstellungskosten geführt, ebenso die
gestiegenen Energiepreise, wie der Medienmitteilung von „alu.ch“ zu entnehmen
ist. Dennoch ist die Nachfrage - zum Beispiel aus der Baubranche - „gleichbleibend
ungebrochen gross“ geblieben. Die sprunghaft nach oben kletternden Metallpreise
und Lieferunterbrüche hätten im vergangenen Jahr einige Kunden teilweise sogar
zu regelrechten Panikkäufen veranlasst, um die eigenen Reserven zeitnah
aufzustocken, heisst es weiter.
Lediglich die Aufträge aus der Automobilindustrie sind im Jahresverlauf 2021 weiterhin zyklisch und befinden sich auf einem gemäss „alu.ch“ insgesamt noch nicht befriedigenden Niveau. Der Verband erklärt dies vor allem mit dem Chipmangel und den Produktionstopps bei den Fahrzeugherstellern.
Gut gefüllte Lager der Aluminiumindustrie im 2021
Mit gut gefüllten Lagern hat sich die Schweizer
Aluminiumindustrie schliesslich als wirtschaftspolitisch stabiler und sicherer
Hafen erwiesen, auch in der Rohstoffkrise im vergangenen Herbst. Die starke
globale Verknappung habe für Rekordpreise und enorme Störungen in den
Lieferketten, gesorgt, schreibt „alu.ch“. Das galt unter anderem für das
Legierungselement Magnesium, jedoch hatte China als weltweiter Magnesiumhauptlieferant
seine Produktion schneller als erwartet wieder aufgenommen.
Zudem konnten die Schweizer Walz- und Presswerke ihre
abgelieferten Tonnagen von 189'200 Tonnen im 2020 auf 214'700 Tonnen im 2021 erhöhen.
«Gesamthaft entspricht dies einem Absatzplus von 13 % im Vergleich zum
Vorjahr», erklärt Marcel Menet, Geschäftsführer von „alu.ch“.
Branche im 2022: Hohe Auslastungen dank Bau
Für hohe Auslastungen sorgen laut dem Verband nach wie vor
das Bauwesen, nebst der Industrie und der Verpackung. Ebenso ist die Nachfrage
im Transportwesen anhaltend hoch. Hier seien insbesondere in der Schweiz
entwickelte und gefertigte Leichtbauteile aus Aluminium gefragt, schreibt „alu.ch“.
Gemäss einer Umfrage unter den Vorstandsmitgliedern des Verbands entwickelt
sich der Geschäftsverlauf im 2022 bislang stabil positiv. Die Auftragsbücher
seien eigentlich gut gefüllt. Im Ergebnis werde allerdings auf gutem Niveau mit
einem leichten Rückgang gerechnet.
Sorgt Ukrainekrieg für einen Kostensturm?
„Die gestörten Lieferketten durch die Coronakrise sind noch nicht wieder im Lot. Nun verschärft der Krieg in der Ukraine diese Situation zusätzlich“, sagt Verbandspräsident Roland Hörzer. Denn neben Chips fehlen den Fahrzeugherstellern jetzt noch verschiedene andere Komponenten. Zum Beispiel Kabelbäume, die jeweils in grosser Zahl aus der Ukraine angeliefert worden sind. Diese Problematik betrifft auch verschiedenste Elektronikbauteile im Elektro- und Maschinenbau, zwei weitere wichtige Anwendermärkte der Schweizer Aluminiumindustrie.
Vermehrt sei man dadurch wieder mit stockenden
Bestelleingängen oder gar ganzen Auslieferungsstopps konfrontiert, so Hörzer. Die
Folgen der Sanktionen auf die volatilen Energie- und Metallpreise sind zudem
nicht absehbar: Es ziehe ein Kostensturm auf, der auch die Schweizer
Aluminiumindustrie vor noch grössere unternehmerische Herausforderungen stelle,
sagt Hörzer weiter. „Unsere Mitgliedsunternehmen nehmen ihre Verantwortung im
volkswirtschaftlichen Kontext in dieser neuen Zeit sehr ernst, um faire und
wirtschaftlich verträgliche Lösungen angesichts der Preiserhöhungen zu finden“,
hält derweil Verbandsgeschäftsführer Menet dazu fest.
Eine Abhängigkeit von Aluminiumlieferungen aus Russland besteht mit einem Anteil von weniger als 2 % nicht. (mai/mgt)