Schweiz: Klimawandel bedroht Infrastuktur
In der Schweiz könnte der Klimawandel jährlich Kosten von bis zu einer Milliarde Franken verursachen. Dies, weil Hitzeperioden, Steinschläge und Felsstürze zunehmen und damit Schienen und Strassen beschädigen können. Aber auch, weil wegen höherer Temperaturen und mehr Trockenheit die Einnahmen der Wasserkraftwerke sinken. Diesen Schluss zieht eine im Auftrag des Bundesamts für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) erstellte Studie. Das Papier ist heute am Infrastrukturtag in Zürich präsentiert worden.
Quelle: Sarah Loetscher, Pixabay-Lizenz
Der Klöntalersee in Glarus während einer Sommerdürre.
Dass der Klimawandel auch die Infrastrukturen des Verkehrs und der Energieversorgung beeinträchtige, finde seltener Platz in der öffentlichen Wahrnehmung, heisst es in der Medienmitteilung des Uvek. - Höhere Temperaturen, unregelmässigere Niederschläge und trockenere Sommer schmälern die Produktion von Kern- und Wasserkraftwerken, wie Ökonom Christian Jaag an der jährlichen Infrastrukturtagung des Uvek erklärte. Er beziffert die Ertragsausfälle für die Energiewirtschaft um das Jahr 2050 auf einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag.
Murgänge, Überschwemmungen und Bergstürze
Bei den Verkehrs-Infrastrukturen werde der Klimawandel mit Murgängen, Überschwemmungen oder Bergstürzen auch Strassen und Schienen treffen, so Jaag. Die Kosten schätzt er auf einen tiefen dreistelligen Millionenbetrag. „Höhere Temperaturen erfordern Investitionen in Strassen, die der Hitze standhalten“, so Jaag weiter. „Sie reduzieren aber Kälteschäden. Bei der Bahn erfordern Extremtemperaturen eine Reduktion des Fahrtempos, was Verspätungskosten verursacht.“
Insgesamt geht er davon aus, dass die Schäden an Schweizer Infrastrukturen und die Produktionsausfälle bei Energie-Infrastrukturen bis 2050 die Grössenordnung von rund einer Milliarde Franken pro Jahr erreichen werden. Zudem weist das Wissen über die Folgekosten des Klimawandels bei Infrastrukturen seines Erachtens erhebliche Lücken auf. Prognosen seien daher mit Vorsicht zu geniessen.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga sieht die Studie als „Weckruf für Bund, Kantone und Gemeinden“. Die Schäden an den staatlichen Infrastrukturen durch den Klimawandel stellten alle drei Ebenen vor neue Herausforderungen. Die Finanzierung der absehbaren Reparatur- und Präventionskosten könne etwa für kleinere Kantone oder Gemeinden zu einem Kraftakt werden.
„Aktionsplan zur Anpassung an den Klimawandel“
Für einen gezielten Schutz staatlicher Infrastrukturen kündigte die Uvek-Vorsteherin einen „Aktionsplan zur Anpassung an den Klimawandel“ an. Der Plan soll Massnahmen enthalten, die dem Schutz der Infrastrukturen dienen. So sollen bei der Raumplanung die Risiken des Klimawandels einfliessen.
Vorgesehen ist zudem ein Forschungsprogramm zur Verbesserung der Wissensbasis. Allerdings bleibe die Reduktion von CO2-Emissionen der Kern der nationalen und internationalen Klimapolitik, denn nur so lasse sich der Klimawandel begrenzen, unterstrich Sommaruga: Weniger CO2 sei „die günstigste und wirksamste Massnahme“ zum Schutz der Infrastrukturen. Es brauche darum ein griffiges CO2-Gesetz, mehr Wasser- und Solarenergie sowie klimafreundliche Finanzflüsse. (mai/mgt)