Schindler will Kosten senken und plant Abbau von 2000 Stellen
Der Lift- und Rolltreppenhersteller Schindler leidet
unter der von der Corona-Pandemie ausgelösten Rezession und hat im Halbjahr einen Gewinneinbruch verbucht. Der Konzern will mit
einer Restrukturierung und Kostenmassnahmen auf die tiefere Nachfrage
reagieren. In den nächsten zwei Jahren sollen dabei auch rund 2'000 Stellen
gestrichen werden.
Quelle: Schindler Aufzüge AG
Schindler-Aufzug am Hauptbahnhof Zürich, Symbolbild.
«Die Bedingungen haben sich in den letzten Monaten weiter verschlechtert», wird Schindler-CEO Thomas Oetterli in der Mitteilung zitiert. «Wir müssen nun handeln und Kosten entlang der kompletten Wertschöpfungskette reduzieren.»
Beim geplanten Stellenabbau wird auch die Konzernzentrale nicht ausgenommen. Man wolle wettbewerbsfähig bleiben, um die Wachstumsstrategie weiter verfolgen zu können. Nur mit angepasster Kostenstruktur werde es gelingen das Unternehmen langfristig gesund zu erhalten.
Hohes Mass an Unsicherheit
Die Corona-Pandemie habe zu einem hohen Mass an Unsicherheit bezüglich wirtschaftlicher Entwicklungen geführt und weltweit würden alle Indikatoren rückläufige Wirtschaftsleistungen anzeigen. Entsprechend rechnet das Management mit negativen Auswirkungen auf die Märkte für Aufzüge und Fahrtreppen.
Eine Erholung auf das Niveau von 2019 wird frühestens 2022 erwartet. Zudem wird die weitere Aufwertung des Schweizer Franken als Faktor beim Konzernumsatz und bei den Kosten genannt. In einzelnen Märkten werde es jedoch weiter Wachstumschancen geben.
Trotz des starken Frankens und den negativen Effekten für Umsatz und Ergebnis sei Schindler in den vergangenen zehn Jahren stark gewachsen und die Zahl der Mitarbeiter sei um rund 24'000 auf derzeit 65'000 gestiegen, betont der Konzern. Die geplanten Massnahmen sollen über die nächsten zwei Jahre umgesetzt werden und die Kosten hierfür werden auf 150 Millionen Franken beziffert.
Tieferer Umsatz und Gewinneinbruch im Halbjahr
Die tiefere Nachfrage hat sich auch in den Zahlen zum
ersten Halbjahr niedergeschlagen, wobei die Einbussen jedoch etwas weniger
gravierend ausfielen als von den Analysten befürchtet. So sank der
Auftragseingang in der Berichtsperiode im Vergleich zum Vorjahr um
12 Prozent auf 5,36 Milliarden Franken, und der Umsatz um 8,7 Prozent auf 4,96 Milliarden. Die Rückgänge in Lokalwährungen betrugen nur 6,6 beziehungsweise 3,1 Prozent, woran der starke Franken-Effekt abzulesen ist.
Die Regionen Amerika und Asien-Pazifik waren am stärksten von der globalen Rezession betroffen, schreibt das Unternehmen weiter. In der Region EMEA und in China sei der Auftragseingang im Neuanlagengeschäft auf dem Niveau des Jahres 2019 gehalten worden. Der Betriebsgewinn auf Stufe EBIT ging zum Vorjahr um 29 Prozent auf 421 Millionen Franken zurück und die Marge auf 8,5 von 11,0 Prozent. Der Konzerngewinn lag mit 313 Millionen um 28 Prozent tiefer.
Der Umsatz- und Margenrückgang sei auf Lockdown-bedingte temporäre Fabrikschliessungen sowie stillstehende Baustellen in mehreren Ländern zurückzuführen, schreibt Schindler. Zudem haben bereits in den ersten sechs Monaten hohe Restrukturierungskosten von 77 Millionen Franken (VJ 11 Mio) das Ergebnis belastet. Der Konzern nennt hier etwa die Fabrikschliessung in Spanien und Initiativen zur Effizienzsteigerung in ausgewählten Ländern als Kostentreiber.
Ausblick leicht angepasst
Der bisherige Ausblick für das Gesamtjahr wurde leicht angepasst und fällt etwas optimistischer aus als zuvor. Für das Gesamtjahr 2020 rechnet das Management nun mit einer Umsatzentwicklung in Lokalwährung in einer Spanne von unverändert bis -6 Prozent (zuvor -10%). Bei Restrukturierungskosten im Gesamtjahr von 130 Millionen wird ein Konzerngewinn in einer Spanne zwischen 680 und 720 Millionen erwartet. (awp sda pb)