Rohstoffsicherung: Braucht es mehr Hartstein für Strasse und Schiene?
Der Verkehr auf Schiene und Strasse dürfte in den nächsten Jahrzehnten zunehmen, was wiederum zu mehr Strassen- und Schienenbauprojekten und –sanierungen führen dürfte. Damit dürfte es mehr Hartstein als Rohstoff brauchen. Möglicherweise auch aus ausländischer Produktion. Dies zeigt der aktuelle Rohstoffsicherungsbericht «Hartstein – Bedarf und Versorgungssituation in der Schweiz» den der Bundesrat heute zur Kenntnis genommen hat.
Angesichts des für die Schweiz prognostizierten Verkehrswachstums auf Schiene und Strasse dürfte der Druck auf die Fahrbahnen in den kommenden Jahrzehnten steigen. Und damit auch auf den Hartstein als Rohstoff, der beim Bau und Unterhalt eine wegen seiner ausgesprochenen Widerstandsfähigkeit eine zentrale Rolle spielt. Sei es als Gleisschotter im Schienenbett oder als Hartsplitt in den Deckschichten von Autobahnen oder Kantonsstrassen.
Qualitativ geeignete Hartsteinvorkommen sind in der Schweiz geologisch gesehen zwar reichlich vorhanden. Allerdings überlagern sich Abbaustandorte in vielen Fällen mit Schutzgebieten oder sie liegen in Regionen von touristischer Bedeutung. Zudem stossen in den betroffenen Gebieten mögliche Rohstoffabbauerweiterungsprojekte oft auch auf Widerstand.
Die Prognose Entwicklung der Hartsteinversorgung weise auf einen möglichen Rückgang der inländischen Produktion ab 2023 hin, sofern die in den kantonalen Richtplänen festgesetzten Abbauerweiterungsprojekte nicht rechtzeitig bewilligt werden, wie es in der Medienmitteilung des Bundesrats heisst. Ein solcher Fall hätte einen Anstieg beim Import von Hartsteinprodukten zur Folge, insbesondere beim Gleisschotter.
Weitere Abbaugebiete und Kreislaufwirtschaft
Die Nutzung des Untergrunds respektive die Bewilligung für die Gewinnung von mineralischen Rohstoffen liegt in der Hoheit von Kantonen und Gemeinden. Die Vorlaufzeiten für den Erhalt einer Abbaubewilligung sind lange. Denn die vielfältigen Schutz- und Nutzinteressen müssen abgewogen werden, was wiederum einer frühzeitigen, koordinierten Planung zwischen den betroffenen Behörden und der Industrie bedarf.
Soll die Versorgung mit Hartstein möglichst mit der inländischen Produktion sichergestellt werden, wie es der Sachplan Verkehr festhält, braucht es kurz- bis mittelfristig die Bewilligung von Erweiterungsprojekten und längerfristig die Festsetzung weiterer Abbaugebiete in den kantonalen Richtplänen. Zudem erachtet es die Begleitgruppe des Berichts als sinnvoll, wenn die rohstoffgeologische Landesaufnahme der bedeutenden Hartsteinvorkommen weitergeführt wird. Um die primären Hartsteinvorkommen zu schonen, soll laut Bericht die Weiterentwicklung des Recyclings von Gleisschotter und Hartsplitt vorangetrieben und der Einsatz an qualitativ bestem Hartstein für Fahrbahnstrecken mit hoher Belastung priorisiert werden.
Der Bericht entstand unter der Federführung der Landesgeologie von swisstopo in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) und der Fachgruppe Georessourcen Schweiz der ETHZ (FGS) sowie einer Begleitgruppe, bestehend aus Bundesämtern (ARE, ASTRA, BAV, BFS, SECO), Kantonsvertreterinnen und -vertretern (AG, BE, SG, VD), Industrieverbänden (arv, cemsuisse, VSH), den SBB, der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz (SL-FP) und dem Netzwerk Mineralische Rohstoffe Schweiz (NEROS). (mgt/mai)