08:48 BAUBRANCHE

PwC-Studie: Bau in der Schweiz muss umdenken

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Nicht die Billigsten, sondern die Besten werden in der Schweizer Baubranche überleben, so das Fazit einer neuen Studie des Beratungsunternehmens PwC. Statt Austauschbares zu leisten, sollten sich die Akteure im Markt klar differenzieren.

Baukrane, Symbolbild.

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Baukrane, Symbolbild.

Die Schweizer Baubranche kämpft vielerorts seit Jahren mit mangelnder Ertragskraft. Die Hauptgründe dafür sind der Preiskampf aufgrund des Überangebots an austauschbaren Leistungen, mangelnde Integration von Planung und Ausführung und teils wenig Innovation. Zudem ist aktuell auch der Bau von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen und hat mit einem absehbaren Rückgang der Bautätigkeiten zu rechnen. Doch wie müssen sich die Unternehmen der Baubranche positionieren, um dennoch eine Zukunft zu haben?

Das Beratungsunternehmen PwC Schweiz beantwortet diese Frage im Rahmen einer neuen quantitativen Studie, für die es rund 130 Entscheidungsträger von Schweizer Bauakteuren befragt hat, die in Projektierung, Hochbau und/oder Tiefbau aktiv sind und für Privatkunden, Gewerbe- und Industriekunden, die öffentliche Hand und institutionelle Anleger bauen. Eingeflossen sind zudem die persönlichen Ansichten von bekannten Branchengrössen wie SBV-Direktor Benedikt Koch.

Differenzierung und Pioniergeist

Das Fazit der Studienautoren liest sich dringlich: Wer im Bau rentabel überleben will, muss jetzt umdenken, sich klar im Markt differenzieren und die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen. Veränderung und Innovation seien in der Bauindustrie unabdingbar. «Auch schon vor der Corona-Krise zeichnete sich ab, dass ein Paradigmenwechsel erforderlich ist, um im Bau Bestand zu haben – und dies obwohl die Schweizer Baubranche in zahlreichen Lebensbereichen auch in Zukunft eine tragende Rolle spielen wird», meint Roland Schegg, Leiter Consulting Familienunternehmen und KMU bei PwC Schweiz.

Gemäss 90 % der Teilnehmenden an der Studie liegen die grössten Herausforderungen in der mangelnden Differenzierung (88 %), im Preiskampf (85 %) und der Zinswende (88 %). Unternehmen müssten heute also den Mut haben, die Dinge anders zu machen als ihre Mitbewerber. Dies gilt insbesondere dann, wenn es darum geht, kompetitive Preise zu bieten. Wer zum Beispiel einen durchdachten Ansatz für Arealentwicklungen vorlegen oder komplexe Überbauungen handhaben kann, grenze sich klarer gegenüber Mitbewerbern ab und realisiere grössere Gewinnspannen, so die Autoren. Ferner seien Kreativität, Pioniergeist, eine integrale Führung und Ausdauer unabdingbar für den Fortbestand in der Baubranche.

Vorsprung durch Digitalisierung

Insbesondere die Digitalisierung birgt gemäss der Studie interessantes Potenzial, das meist noch nicht richtig ausgeschöpft wird. Der Einsatz digitaler Technologien hat zwar schon vor Jahren begonnen, vor allem jedoch in Supportprozessen wie Administration, Marketing, Kommunikation oder beim Zeichnen der Pläne. Damit ist es aber nicht getan. Auch Kernprozesse wie Realisierung und Betrieb müssen nun zweckmässig digitalisiert werden, wie aus der Studie klar hervorgeht. Digitale Lösungen erlauben es grundsätzlich, alle am Bau Beteiligten frühzeitig einzubeziehen und Nachjustierungen auch in der Realisierungsphase vorzunehmen.

Hier liegt also das grosse Digitalisierungspotenzial, denn so können sich entlang der Wertschöpfungskette neue Modelle mit integrierter Kooperation bilden. Insbesondere könnten die heute vielfach abgetrennten Plan- und Ausführungsprozesse intelligent verbunden werden. Gerade auch die teils enormen Fehlerkosten auf dem Bau könnten damit gezielt bekämpft werden. Doch obwohl 87 % der Unternehmen in der Digitalisierung eine Chance sehen, räumen ihr nur 62 % einen hohen Stellenwert ein, noch weniger ist dies in kleinen Unternehmen der Fall. Zurecht frage man sich, ob hier eine Chance noch brach liegt, so die Autoren.

Das Gewusst-wie ist zentral

Natürlich sind die einzelnen Faktoren auf dem Weg zu optimierten Prozessen immer nur so gut wie sie angewendet werden: Eine Kombination aus neuen Technologien, digitalen Modellen und innovativen Materialien kann nur erfolgreich und nachhaltig beständig sein, wenn der Mensch sie richtig anzuwenden weiss. Mobilisiert ein Unternehmen das gesamte Potenzial vom Lehrling und Arbeiter über die Fachkraft und den Polier bis zum Bauführer und der Geschäftsleitung für das gemeinsame Ziel, erzeugt es Hochleistung – sei es hinsichtlich Effizienz, Fehlerkosten oder Innovationen. Dazu sind föderale Führungsmodelle gefragt, die auf Respekt und Wertschätzung basieren.

Bei Materialien und Verfahren sind ebenfalls innovative Ansätze erkennbar. Diese nehmen globale Megatrends wie Nachhaltigkeit, Automatisierung oder Digitalisierung auf und haben das Potenzial, die Baubranche zu revolutionieren. Doch noch nicht vieles davon sei massentauglich. «Um diesen innovativen Weg zu gehen und auch in Zukunft bestehen zu können, braucht es daher auch Mut und Weitsicht», so Schegg.

Corona-Krise trübt Stimmung

Die Baustudie von PwC Schweiz wurde seit März 2020 kurz vor Fertigstellung aufgrund der Corona-Krise um weitere Analysen zu den Auswirkungen von Covid-19 auf die Zukunftserwartungen der Bauakteure ergänzt. Aus den zusätzlichen Rückmeldungen wurden die Einschätzungen «seit Covid-19» abgeleitet und diese der ursprünglichen Einschätzung «vor Covid-19» gegenübergestellt.

Deutlich wird bei dieser Gegenüberstellung, dass die Bauakteure die Zukunftsperspektiven ihres Unternehmens im Kontext der Corona-Krise deutlich negativer einschätzen als zuvor: Neu sind nur noch 58 % der Studienteilnehmenden positiv gestimmt (92 % vor Covid-19) und die negativen Erwartungen haben sich verfünffacht. Mehr als je zuvor ist nun also ein Umdenken in der Bauindustrie erforderlich.  (gd/mgt)

Weitere Informationen unter www.pwc.ch/baustudie

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