11:12 BAUBRANCHE

Pufferzone soll Naturgebiete vor Lichtsmog schützen

Geschrieben von: Stefan Gyr (stg)
Teaserbild-Quelle: Léo Constantin, zvg

Die Lichtverschmutzung belastet auch Naturschutzgebiete. Das belegt eine Masterarbeit an der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Als Lösung werden darin Pufferzonen vorgeschlagen. Auf eine Distanz von bis zu einem Kilometer sollen die Lichtemissionen begrenzt werden.

Naturschutzgebiet Katzensee Lichtverschmutzung

Quelle: Léo Constantin, zvg

Die nächtliche Lichtbelastung im Naturschutzgebiet Katzensee wurde auch mit einer Fischaugenkamera erfasst.

«Die Lichtverschmutzung hat nachteilige Auswirkungen auf die biologische Vielfalt», schreibt Léo Constantin in seiner Masterarbeit an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Darin hat er untersucht, welcher Belastung durch nächtliche Beleuchtung Naturschutzgebiete im Kanton Zürich ausgesetzt sind.

Die schädlichen Auswirkungen nächtlicher Lichtemissionen auf die Tier- und Pflanzenwelt, aber auch auf die menschliche Gesundheit stehen seit einiger Zeit im Blickpunkt von Umweltschutz und Medizin. Vor allem im Sommer ist die künstliche Beleuchtung für nachtaktive Tiere ein Problem. Insekten werden von Strassenlaternen angezogen und verbrennen mitunter an der Lichtquelle. Zugvögel, die im Frühling und Herbst in der Nacht unterwegs sind, werden durch Lichtglocken über dem Siedlungsgebiet in ihrer Orientierung gestört. Doch auch der Biorhythmus von Mensch, Tier und Pflanze gerät durch das Kunstlicht durcheinander. Pflanzen etwa werfen das Laub im Herbst später ab, wenn die Dauer des Tags durch Beleuchtung künstlich verlängert wird.

Wenn die Nacht zum Tag wird

Die technologische Weiterentwicklung hin zu LED-Leuchten ermöglichte in letzter Zeit immer grössere Helligkeiten bei gleichbleibendem oder sogar geringerem Stromverbrauch. Dadurch hat sich die Problematik in den letzten Jahren noch verschärft: Die gegen oben gerichteten Lichtemissionen beispielsweise haben sich laut dem Bundesamt für Umwelt allein zwischen 1994 und 2012 hierzulande mehr als verdoppelt. Dunkelheit ist in der dicht besiedelten Schweiz rar geworden: Es gibt kaum noch Orte, die nachts nicht von künstlichem Licht erhellt werden.

Um das Ausmass der Lichtverschmutzung in den Zürcher Naturschutzgebieten auf regionaler Ebene zu ermitteln, griff Léo Constantin auf Satellitenaufnahmen zurück. Ergebnis: In den hellsten 13 Prozent der Reservate fällt die Hälfte des gesamten Lichtsmogs an, der in den Naturschutzgebieten auftritt. 68 Prozent der Naturreservate weisen eine geringe Lichtverschmutzung auf. Kiesgruben sind etwas heller als trockene Wiesen, Feuchtgebiete oder Moore. Die Helligkeit eines Reservats hängt von der Nähe zur Siedlung mit ihren Lichtquellen ab. Dabei kann eine kleine Siedlung innerhalb von einem Kilometer den gleichen Lichtverschmutzungseffekt haben wie eine grössere Siedlung in fünf Kilometern Entfernung.

Katzensee stark belastet

Die Satellitendaten sagen aber wenig über die Lichtverhältnisse vor Ort aus, wie Constantin erklärt. Denn die Zusammensetzung der Landschaft, die räumliche Anordnung der Siedlung und die Geländeform könnten die Verteilung des Lichts in der Umwelt beeinflussen.

Im Naturschutzgebiet Katzensee bei Zürich erfasste er die lokale Lichtverschmutzung. Das Gebiet gilt als Naturlandschaft von nationaler Bedeutung. Seit 1912 steht es unter Schutz. 600 Arten von Blütenpflanzen wurden hier nachgewiesen. Unter den Pflanzen wie auch unter den hier lebenden Brutvögeln, Amphibien, Reptilien und Insekten befinden sich zahlreiche seltene Vertreter.

Ab hier ist dieser Artikel nur noch für Abonnenten vollständig verfügbar.

Jetzt einloggen

Sie sind noch nicht Abonnent? Übersicht Abonnemente

Geschrieben von

Ehemaliger Redaktor Baublatt

Stefan Gyr war von April 2015 bis April 2022 als Redaktor für das Baublatt tätig. Seine Spezialgebiete waren politische, rechtliche und gesellschaftliche Fragen sowie Themen der Raumentwicklung.

E-Mail

Auch interessant

Anzeige

Firmenprofile

Rollende Werkstatt Kran AG

Finden Sie über die neuen Firmenprofile bequem und unkompliziert Kontakte zu Handwerkern und Herstellern.

Reports

analyse

Kostenfreie Reports zur Bauindustrie

Jetzt noch mehr inhaltsstarke Quartalsanalysen, kostenlos für Baublatt Abonnent*innen. Neben der Baublatt Analyse, die neu «Baublatt Project Categories» heisst, erhalten Sie ab April 2025 zwei brandneue Reports als Zusatz. Erfahren Sie hier was «Baublatt Top Players» und «Baublatt Regional Projects» zu bieten haben – wie gewohnt digital, prägnant und graphisch auf den Punkt gebracht.

Dossier

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten
© James Sullivan, unsplash

Spannendes aus Print und Online für Abonnenten

Dieses Dossier enthält die Artikel aus den letzten Baublatt-Ausgaben sowie Geschichten, die exklusiv auf baublatt.ch erscheinen. Dabei geht es unter anderem um die Baukonjunktur, neue Bauverfahren, Erkenntnisse aus der Forschung, aktuelle Bauprojekte oder um besonders interessante Baustellen.

Bauaufträge

Alle Bauaufträge

Newsletter abonnieren

newsico

Mit dem Baublatt-Newsletter erhalten Sie regelmässig relevante, unabhängige News zu aktuellen Themen der Baubranche.