12:20 BAUBRANCHE

Prinz Charles „not amused“ über Richard Rogers

In diesen Tagen begann ein Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit dem Baustopp einer Wohnüberbauung von Richard Rogers in London. Auslöser war Prinz Charles, der einmal mehr eine Attacke gegen moderne Architektur geritten ist.

Filigran und elegant hätten sie werden sollen, die Gebäude der Wohnüberbauung aus Stahl und Glas auf einem ehemaligen Kasernengelände im noblen Londoner Chelsea. Architekt wäre der Pritzker-Preisträger Richard Rogers gewesen. Doch nun wurde das rund drei Milliarden Pfund teure Bauvorhaben gestoppt. Grund: Prince Charles als chronischer Verfechter traditioneller Architektur war „not amused“ über das Projekt, was er dem Emir von Katar, dem das Grundstück gehört, beim Tee mitteilte. Nun hat dieser das Baugesuch zurück gezogen. Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ)berichtet, läuft in diesen Tagen ein Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit dem Projekt an. Allerdings ist der Thronfolger nur indirekt daran beteiligt: Bei dem Prozess geht es um die Klage der Planungsfirma, die Partnerin im Baukonsortium für die Überbauung war. Nachdem das Projekt nun scheitert, fordert sie von der Immobilieninvestorin Qatari Diari insgesamt 81 Millionen Pfund zurück. Der Anwalt der Planungsfirma wirft laut NZZ der Qatari Diari vor, dass sie das Baugesuch nach Prince Charles’ Einmischung unrechtmässig zurückgezogen habe.

„Monströse Furunkeln“ und andere Katastrophen

Prince Charles wehrt sich allerdings bereits länger gegen das Projekt. Er hat schon zwei Monate vor dem Treffen mit dem Emir dem Staatsoberhaupt von Katar seine Meinung per Brief kund getan und ihm laut NZZ gleich auch den Entwurf eines Architekten beigelegt, der in seinen Augen passender ist. Prince Charles Attacken gegen moderne Architektur sind legendär. Und für Richard Rogers sind sie nichts Neues: Denn der königliche Archtitekturkritiker hatte 1984 Rogers Erweiterung der Londoner National Gallery zu Fall gebracht, die er als „monströse Furunkel“ betitelt hatte. Für den Erweiterungsbau zeichnete schliesslich Robert Venturi verantwortlich.

Auch andere Werke Rogers waren Charles schon nicht genehm. Etwa der Lesesaal der British Library oder der Vorlesungssaal der University of Essex, den er als „Mülleimer“ geisselte. „Charles weiss wenig über Architektur“, äusserte sich Richard Rogers in einem Interview mit der Tageszeitung „The Guardian“ zu Charles’ Kritik. Der Prinz diskutiere nicht, wirft ihm Rogers weiter vor. In einer Demokratie sei dies inakzeptabel und rechtswidrig. „Ich denke er verfolgt dieses Thema, weil er einen Job sucht, in diesem Sinne hat er meine Sympathie“, resümiert Rogers. „Denn eigentlich ist er ja arbeitslos. Dies sagt wiederum etwas über die Situation der königlichen Familie aus. Ich denke nicht, dass er böse ist. Er ist bloss verleitet worden.“ (mai)

Linktipp: Website des Büros von Richard Rogers, www.richardrogers.co.uk

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