14:28 BAUBRANCHE

Photovoltaik: Meyer Burger bleibt nun doch in Deutschland

Teaserbild-Quelle: Pixabay_Public Domain-ähnlich

Ein neues Kapitel in der unendlichen Geschichte an Neuausreichtungen beim leidgeprüften Solarunternehmen Meyer Burger: Der Umzug des ostdeutschen Werks in die Vereinigten Staaten wird auf halbem Weg abgebrochen. Künftig produziert das Unternehmen weiter in Deutschland und den USA.

Der geplante Aufbau einer Solarzellenfertigung in Colorado Springs sei derzeit nicht finanzierbar und werde deshalb gestoppt, teilte das Unternehmen am Montag mit. Somit kommt die in Aussicht gestellte Zusammenarbeit mit einem US-amerikanischen Technologiekonzern vorerst auch nicht zustande.

Der laufende Umbau der Gruppe und die Verlagerung der Produktion in die USA kostet Geld:  Meyer Burger wollte für die Umsetzung verschiedene Quellen anzapfen. Im Februar war die Finanzierungslücke  auf rund 450 Millionen Franken beziffert worden. So wurde im April ein weiteres Mal das Kapital erhöht, um die Ausbaupläne in den USA zu finanzieren. Darüber hinaus befand sich Meyer Burger  in Verhandlungen mit einer US-Grossbank über Kreditverträge.

Höhere Kosten und Risiken für Finanzierung von Investitionsgütern in den USA

Die Hoffnungen auf einen neuen Finanzplan haben sich jedoch vorerst zerschlagen. "Dies hat vielfältige Gründe", sagte CEO Gunter Erfurt heute Montag an einer Telefonkonferenz. Ein Hauptgrund dafür sieht er in den zuletzt deutlich gestiegenen Kosten und Risiken für die Finanzierung von Investitionsgütern in den USA. Weil nun auf das Projekt in Colorado Springs verzichtet wird, wird die künftige Finanzierungslücke von Meyer Burger aber deutlich
kleiner: "Das ist die gute Nachricht", so Erfurt an. Die Gespräche und Verhandlungen hinsichtlich eines Finanzplans
seien weiterhin im Gang, erklärte der CEO weiter. Auch der erwähnte Technologiekonzern sei als möglicher Partner noch nicht vom Tisch. Genauere Details zum Mittelbedarf von Meyer Burger kann er derzeit noch nicht nennen.

Schliessung  Werk in Thalheim steht nicht mehr zur Debatte

Die heute Montag publizierte Neuausrichtung sieht vor, dass die im sächsischen Thalheim nördlich von Leipzig produzierten Solarzellen für die Auslastung des Modulproduktionswerks in Goodyear in Arizona verwendet werden. Beide Werke haben die gleiche Nominalkapazität und passen daher zueinander. Die Schliessung des Werks in Thalheim,
wo rund 350 Personen beschäftigt werden, steht somit nicht mehr zur Debatte.

Zur Erinnerung: Seit der Neuausrichtung im Sommer 2020 stellt der bisherige Solarzulieferer seine eigenen Solarzellen und PV-Module her. 2020 wurde beschlossen die Produktion von Solarzellen- und Modulen nach Ostdeutschland zu legen, gelockt von finanziellen Unterstützungen der deutschen Regierung. Ab 2021 lief dann in zwei Werken in Ostdeutschland die Produktion an. Nur kurze Zeit später begann Meyer Burger indes auf die USA als Produktionsstandort zu schielen. Die finanziellen Versprechungen aus Übersee im Zusammenhang mit dem "Inflation Reduction Act" schienen noch verheissungsvoller.

In der Folge investierte Meyer Burger  in eine Produktionsanlage für Solarmodule in Goodyear im Bundesstaat Arizona und schmiedete auch Pläne für das Werk in Colorado Springs, das Projekt, das jetzt abgeblasen wurde. Dort sollten die Solarzellen für den Bau der Module in Goodyear hergestellt werden sollten.

Abermalige Neuausrichtung von Meyer Burger schockiert Finanzmärkte

Bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit der Module in den USA, macht sich Erfurt keine grossen Sorgen. Im Gegensatz zum völlig unregulierten Markt in Europa werde das dramatische Überangebot aus China in den USA nicht akzeptiert und die heimische Produktion geschützt. Solarzellen 'Made in USA' berechtigen etwa zu Steuergutschriften. 

Im Zuge der Neuausrichtung wurde auch das Ausscheiden von Mark Kerekes, Vertreter des Grossaktionärs Sentis Capital, aus dem Verwaltungsrat bekannt gegeben. Die erneute Neuausrichtung schockiert die Finanzmärkte. Die Aktie bricht am Montagmorgen um rund die Hälfte ein. (awp/sda/mai)

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