Nordtangente Basel: Nötig und doch bis heute umstritten
Nötig und doch bis heute umstritten Lange verfielen die Fassaden im St. Johann, weil sich bis zum Abschluss des Baus der Nordtangente Blechlawinen im nicht endenden Strom durchs Quartier quälten. Über 50 Jahre zogen sich Planung und Bau hin. Heute ist das Quartier gerade bei jungen Familien sehr beliebt.
Das teuerste Stück Schweizer Strasse, das je gebaut wurde, ist grossteils gar nicht sichtbar, denn es verläuft fast vollständig im Untergrund von Basel. Die Nordtangente, ein gerade nur 3,2 Kilometer langes Stück Stadtautobahn, hat rund 1,55 Milliarden Franken verschlungen. Vor allem, weil sie zu 87 Prozent unterirdisch unter dicht bebautem Gebiet verläuft. 50 Jahre dauerten Planung und Bau. Eröffnung war schliesslich im Jahr 2007. Übers Knie gebrochen wurde hier also mit Sicherheit nichts. Die Nordtangente verbindet die schweizerischen Autobahnen A2 / A3 mit der französischen A35 und der deutschen A5. Sie führt den Transitverkehr durch Tunnels und über die untere Ebene der doppelstöckigen Dreirosenbrücke über den Rhein. Ganze Stadtquartiere wurden dafür umgestaltet und teilweise neu gebaut.
«Mordtangente»
Der SIA hat nun in einem halbtägigen Werkstattgespräch einen Rückblick gewagt, um die Versprechungen und Befürchtungen, die mit dem Bau einhergingen, aus heutiger Sicht zu überprüfen. «Die Meinungen reichen von ‹Mordtangente› bis zu ‹Befreiungsschlag für die Stadt›, fasst Raumplaner Peter Keller, Mitorganisator des Gesprächs, das Spektrum der Meinungen während Planungs- und Bauzeit in einen Satz. «Was wir dort gesehen haben, wird auch bei der Einhausung der A1 in Zürich wieder Thema werden. Das Ziel bei solchen Operationen ist ja heute nicht nur, dass der Patient nicht stirbt, sondern auch, dass alle Betroffenen von der Operation profitieren.»