Neustark: 69 Millionen Franken für Wachstumsfinanzierung
Das Jungunternehmen Neustark verwandelt mit einem Karbonatisierungsprozess Abbruchbeton in eine Kohlenstoffsenke. Nun konnte das Unternehmen weitere Investoren für die Wachstumsfinanzierung gewinnen.
Quelle: zvg
Zur Kernkompetenz von Neustark gehört die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre und die dauerhafte Einlagerung im Granulat von Abbruchbeton. Bild: Vogelperspektive einer der CO2-Speicheranlagen in der Schweiz.
Biogenes Gas direkt bei Emissionsquellen abfangen, verflüssigen und zu nahen Betrieben von Baustoffrezyklierern transportieren. Danach wird das Abbruchgranulat mit Kohlendioxid begast, was einen beschleunigten Mineralisierungsprozess auslöst mit der Folge, dass sich das CO2 durch Karbonatisierung dauerhaft in Poren und an Oberflächen des Granulats bindet. Die Technologie von Neustark kann Granulat von abgerissenen Gebäuden oder andere mineralische Abfälle wie Schlacken oder Betonrestwasser verwerten.
Durch die Verwandlung von Abbruchbeton und dessen Rückführung in die Wertschöpfungskette entsteht eine Kohlenstoffsenke. Die Hebelwirkung solchenr Negativemissionen ist ausserordentlich bedeutend, weil im Kampf gegen die Klimaerwärmung schwer vermeidbare Emissionen aus der Atmosphäre entfernt und über Hunderttausende von Jahren gebunden werden. Das Potenzial bei Abbruchmaterial ist riesig. Mit über eine Milliarde Tonnen pro Jahr ist Abbruchbeton der grösste Abfallstrom der Welt. Wenn das Netto-Null-Ziel bis 2050 erreicht werden soll, muss die CO2-Entfernung exponentiell beschleunigt werden.
Interesse von Investoren und Bauindustrie
Das Mitte 2019 gegründete Unternehmen will bis im Jahre 2030 rund eine Million Tonnen CO2 dauerhaft aus der Atmosphäre entfernen. Die Latte ist damit hoch gesetzt. Um das Ziel zu erreichen, konnte Neustark das Vertrauen weiterer Investoren gewinnen und 69 Millionen Dollar für die Wachstumsfinanzierung einsammeln.
Angeführt wird die Finanzierungsrunde von Decarbonization Partners, bei der BlackRock und Temasek engagiert sind. Blume Equity, ein Wachstumsinvestor für Climate-Tech, beteiligte sich ebenfalls. Die neuen Investoren seien als Ergänzung zu den bestehenden Geldgebern wie Siemens Financial Services, Verve Ventures und ACE Ventures zu sehen. Darüber hinaus hat sich die UBS mit einer Fremdfinanzierung an der Runde beteiligt, wie es in der Mitteilung von Neustark heisst.
Vorab sollen mit den Mitteln aus der Finanzierungsrunde die Märkte in Europa, Nordamerika und im asiatisch-pazifischen Raum bearbeitet werden. Zusammen mit Partnerunternehmen im Bereich Baustoffrecycling hat Neustark derzeit 19 Anlagen zur Abscheidung und Speicherung von CO2 in der Schweiz, Österreich, Liechtenstein und Deutschland in Betrieb. Vierzig weitere Anlagen sind aktuell europaweit im Bau.
Grösste Anlage in Biberist in Betrieb genommen
Vor einem Jahr konnte das Schweizer Jungunternehmen in Biberist SO bereits die bis dahin grösste Anlage mit einer Speicherkapazität von rund 1000 Tonnen CO2 pro Jahr in Betrieb nehmen und zugleich die in den Bereichen Abbruchrecycling und Betonproduktion tätige Alluvia AG sowie Vigier Beton als industrielle Partner mit ins Boot holen.
Und im Herbst letzten Jahres hat der Baustoffkonzern Holcim die bestehende Partnerschaft mit einer strategischen Kooperationsvereinbarung erweitert, indem der er sich verpflichtet, weltweit an den Standorten mit Baustoffrecyclingwerken die CO2-Speichertechnologie von Neustark einzuführen. Mit ersten stationären Anlagen ein Jahr zuvor sammelte Neustark Erfahrung für Anwendungen der Technologie im industriellen Massstab. Bisher konnte Neustark zudem fast 120'000 Tonnen CO2-Entfernungszertifikate verkaufen. (mgt/sts)