Neues Biozentrum in Basel: Aufarbeitung der pannenreichen Baugeschichte
Die Komplexität des Bauprojekts Biozentrum der Universität Basel ist unterschätzt worden. Zu diesem Schluss kommt eine externe Analyse der pannenreichen Baugeschichte, die von den Kantonen Basel-Stadt und Baselland in Auftrag gegeben wurde.
Quelle: Universität Basel, Mark Niedermann
Das neue Biozentrum der Universität Basel. (Symbolbild)
Die Unterschätzung der Komplexität habe zu einer tiefen Kostenschätzung und zu einem unrealistischen Terminplan geführt, wurden die Ergebnisse der Analyse am Dienstag in einer Medienkonferenz der Regierungen der beiden Basel zusammengefasst. Mit der Analyse beauftragt worden war das auf Baufragen spezialisierte Zürcher Beratungsunternehmen Brandenberger und Ruosch.
Das hochkomplexe Bauvorhaben sei bereits zu Beginn des ganzen Vorhabens zu wenig präzise bestellt worden, sagte ein Vertreter des Beratungsunternehmens. Es sei nicht genau definiert worden, was der hochkomplexe Bau leisten müsse und unter dem Strich seien vielleicht zu viele Wünsche der Bauherrschaft eingeflossen.
Mängel bei Ausschreibung von Projekt
Mängel orteten die Analysten auch bei der Ausschreibung des Projekts beziehungsweise beim Planerwahlverfahren. Die Wahl eines anonymen Verfahrens habe verhindert, die Kompetenzen von Schlüsselpersonen von Beginn weg einschätzen zu können. Auch sei der städtebauliche Aspekt zu stark gewichtet worden. Und schliesslich sei man mit der Berücksichtigung eines Nachwuchsteams ohne Kompensation in der Gesamtleitung ein grosses Risiko eingegangen.
Die Analyse hält aber auch fest, dass die professionelle Projektabwicklung auf Seiten der Kantone gewährleistet gewesen sei. Die sich anbahnenden Schwierigkeiten seien erkannt worden, es sei aber nicht gelungen, die Kontrolle über den Bau in Zusammenarbeit mit dem Generalplaner im genügenden Masse aufrecht zu erhalten.
Blick nach vorne gerichtet
Den beiden Kantonen, die als Bauherren in der Verantwortung standen, gehe es nun nicht um die Aufarbeitung der Vergangenheit, sagte der Baselbieter Finanzdirektor Anton Lauber (Die Mitte). Es gehe vielmehr darum, prospektiv die Lehren zu ziehen, um künftig solche Pannen vermeiden zu können. «Weitere Grossprojekte werden kommen», sagte er.
Die beiden Bauverantwortlichen in den Regierungen, Esther Keller (GLP BS) und Isaac Reber (Grüne BL) sagten, dass bereits erste Lehren aus der Aufarbeitung gezogen worden seien. Eine so komplexe Projektorganisation wie im Fall des Biozentrums mit zwei Kantonen und der Universität, werde es nicht mehr geben, sagte Reber. Und Keller garantierte, dass man künftig auf risikoreiche Mischmodelle wie die Kombination von Generalunternehmer und Einzelleistungsträger verzichten werde.
Mehrkosten über 100 Millionen Franken
Mit dem Bau des 72 Meter hohen Biozentrums war 2013 begonnen worden. Der Bezug war ursprünglich für 2017 geplant. Immer wieder kam es jedoch beim historisch grössten Hochbauvorhaben der öffentlichen Hand zu Verzögerungen mit der Folge von massiven Kostenüberschreitungen. Statt den prognostizierten 337 Millionen kostete der Bau am Schluss über 430 Millionen Franken – ohne Gewähr, wie Lauber sagte.
Mit der jetzt vorgelegten externen Analyse ist die Vergangenheitsbewältigung noch nicht abgeschlossen. Im Kanton Basel-Stadt nimmt auch die Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rats als Parlamentarische Untersuchungskommission (PUK) das Baudebakel unter die Lupe. Die PUK wird ihren Bericht spätestens Ende Juni 2022 vorlegen. Der Bericht kostet voraussichtlich eine Million Franken.
Am vergangenen Dienstag war der nun als Leuchtturm der
universitären Life Sciences gefeierte Bau offiziell eingeweiht worden. (sda/pb)