Neues Belgrad: mysteriöses Riesen-Bauprojekt
Das Bauvorhaben „Beograd na vodi“ umfasst die Entwicklung eines Teils der serbischen Hauptstadt Belgrad. Glastürme und Shoppingmalls soll es geben. Und viele Arbeitsplätze. Aber das Projekt scheint mysteriös zu sein. So fanden etwa keine Wettbewerbe statt – und die Bevölkerung wurde offenbar völlig im Dunkeln gelassen.
Schon als vor einigen Monaten erste Visualisierungen eines neuen Belgrads auftauchten, umgab sie ein Nimbus von Unglaubwürdigkeit. Die Infos flossen spärlich. So hiess es bezüglich Finanzierung lediglich, dass Investoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten für das mehr als drei Milliarden Dollar teure Vorhaben auftreten würden. Über das Projekt namens „Beograd na vodi“ war etwas mehr bekannt: So hiess es, dass es ein Gebiet von rund 180 Hektaren am rechten Ufer des Flusses Save umfasst. Kernstück soll ein 200 Meter hoher Glasturm sein. Ganz in der Nähe soll eine riesige Shoppingmall zu Stehen kommen. Die Investoren versprachen ausserdem 20‘000 Arbeitsplätze und Wohnraum für 14‘000 neue Einwohner.
Man sollte meinen, dass sich die Einwohner Belgrads, die unter hoher Arbeitslosigkeit leiden, über so viel neue Arbeit freuen. Doch weit gefehlt. Eine Umfrage von citylab.com hat nämlich ergeben, dass die Menschen das Projekt „hassen“. Vielleicht deshalb, weil die Entwicklung des Areals offenbar ohne jede Mitsprache der Bevölkerung vonstattengegangen zu sein scheint – von Architekturwettbewerben ganz zu schweigen. So heisst es denn auch von Fachleuten, dass der Masterplan „unansehlich“, „professionell absolut inakzeptabel“, „klischeehaft“ und „ausschliessend“ sei. Ausserdem scheint es Bedenken bezüglich der Bezahlbarkeit zu geben, und auch, dass das Projekt die Risiken von Überschwemmungen und Grundwasser ignoriert. (pd/mt)