Neue archäologische Funde im Simmental bei Boltigen
Das Simmental war in der Stein- und Bronzezeit erstaunlich belebt. Das zeigen neue archäologische Funde bei Boltigen. Zu den geborgenen Gegenständen gehört neben Steinwerkzeugen auch der äusserst seltene Fund eines Kupferbarrens.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner
Oberseite des bronzezeitlichen Kupferbarrens aus dem «Chuttlerenwald» bei Boltigen.
Dank des Einsatzes eines ehrenamtlichen Mitarbeiters des Archäologischen Dienstes wurden im Simmental 3900 Jahre alte Spuren aus der Bronzezeit entdeckt, heisst es in einer Mitteilung der Berner Bildungs- und Kulturdirektion.
Ulrich Erb habe im sogenannten «Chuttlerenwald» in der Gemeinde Boltigen systematisch Maushügel, Erosionshalden und Wurzelstöcke abgesucht und dabei Hunderte von Keramikscherben und Knochen geborgen. Zu den Gegenständen gehören neben Steinwerkzeugen auch der äusserst seltene Fund eines Kupferbarrens.
Am Ort der Funde könnte zudem eine ausgedehnte Siedlung oder ein kultischer Platz (Opfer- oder Bestattungsplatz) gewesen sein, wie es weiter heisst. So legen etwa Knochen eines Kleinkindes nahe, dass die Menschen in der Zeit um 1800 v. Chr. einen Felsüberhang an der Südflanke der Geländeerhebung als Bestattungsplatz nutzten.
Mittelsteinzeitliche Fundstellen am Jaunpass
Bei Begehungen auf der Berner Seite des Jaunpasses stellte Erb noch ältere Gegenstände fest: Die dort gefundenen Steingeräte stammen aus der Mittelsteinzeit und sind etwa 9500 Jahre alt. Damals waren die Menschen nicht sesshaft und betrieben noch keine Landwirtschaft, heisst es weiter. Sie lebten von der Jagd und vom Sammeln.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes des Instituts für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern wurden im letzten Herbst bei einem anderen Felsüberhang Sondierungen durchgeführt. Die Fundstelle liegt am Fuss einer steilen Felswand unterhalb des Jaunpasses und war bis anhin nicht bekannt. Zwei kleine Sondierschnitte erbrachten dabei dann den Nachweis einer Nutzung in der Urgeschichte.
Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Philippe Joner
Mittelsteinzeitliche Radiolaritartefakte aus der Sondierung beim Felsüberhang im Gebiet Underi Büeli in Boltigen.
Das spärliche Fundmaterial umfasst neben Holzkohle und Knochenfragmenten einige Feuersteingeräte. Diese belegen laut Direktion ebenfalls, dass der Ort in der mittleren Steinzeit um 6000 v. Chr. begangen wurde. Die Gegenstände wurden aus Radiolarit gefertigt. Dieses Gestein eigne sich gut für Werkzeuge und komme in der Region häufig vor.
In diesem Jahr sind laut der Direktion weitere Sondierungen im Simmental vorgesehen. Diese würden neue Informationen über die steinzeitliche Siedlungsgeschichte versprechen.
Gut geschützte Siedlungsreste im Boden lassen
Archäologische Fundstellen im Berner Oberland sind laut Mitteilung nach wie vor vergleichsweise selten. Die neusten Entdeckungen in Boltigen seien deshalb ein wichtiger Beitrag zur Urgeschichte des Simmentals und würden sich mit anderen Neuentdeckungen, wie den Funden vom Ammertenhorn an der Lenk, zu einem Mosaik der Vergangenheit zusammenfügen.
Solange die Funde gut geschützt und die Fundstellen nicht durch Bau- oder Forstarbeiten bedroht sind, bleiben diese jahrtausendealten Siedlungsreste besser im Boden. Der Archäologische Dienst führt Ausgrabungen deshalb nur dort durch, wo es wegen äusserer Umstände nicht vermieden werden kann.
Die neuen Fundstellen werden aber im Archäologischen Inventar verzeichnet. Das gesammelte Wissen sei somit für die Zukunft gesichert, heisst es. (mgt/pb)
Quelle: Michel Mauvilly, St. Silvester FR
Sondierungen im Jahr 2022 beim Felsüberhang im Gebiet Underi Büeli in Boltigen.