14:09 BAUBRANCHE

Naturparadies Flughafen Zürich: Pisten und Pirole

Geschrieben von: Ben Kron (bk)
Teaserbild-Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Vogt, Jules / CC BY-SA 4.0

Rund um den Flughafen Zürich liegt ein grosses Naturschutzgebiet, in dessen Bruchwäldern und Flachmooren viele seltene Tier- und Pflanzenarten leben. Vom Flugbetrieb gänzlich unbeeindruckt.

Landeanflug zum Flughafen Zürich-Kloten

Quelle: Ben Kron

Landeanflug zum Flughafen Zürich-Kloten: Flugbetrieb und Naturschutz sind eng miteinander verflochten.

Die Moorlandschaft ist geprägt von sanften Hügeln und weiten Feldern, durchsetzt mit Büschen und Bäumen, in denen Vogelschwärme lärmen. Bunte Blumenfelder wiegen sich im Wind, darüber rüttelt ein Wanderfalke, der auf Mäusejagd ist. Doch dann ist der schnelle Vogel verschwunden, denn ein viel grösserer rauscht mit Getöse heran: Ein Flugzeug landet auf dem Flughafen Zürich-Kloten.

Naturschutzgebiet geschaffen

Dieser wurde ab 1946 in einem Feuchtgebiet gebaut und beanspruchte einige der grossen, geschützten Riedflächen der Ebene zwischen Kloten und Oberglatt. Um diesen Verlust auszugleichen, wurde in unmittelbarer Nähe der Pisten und mit grossem baulichen Aufwand eine wertvolle, historisch gewachsene Kulturlandschaft erhalten und ein Naturschutzgebiet geschaffen. Ungestört von Starts und Landungen leben seither in den geschützten Bruchwäldern, Riedwiesen und Flachmooren zahlreiche Vögel, Fledermäuse, Amphibien, Fische, Reptilien, Libellen und Pflanzen. Darunter sind auch Arten, die im Mittelland selten geworden sind, wie der Pirol oder die Grauammer.

Dazu jagen Füchse, Hermeline und das sehr seltene Mauswiesel nach Beute. Sogar zwei Biberfamilien haben sich wieder in Pistennähe angesiedelt. Hier sind die Tiere sicher vor Joggern, Hunden und Katzen: Nur wenige Wege führen durch das Gebiet neben dem Flughafen, das vor allem ein Paradies für Hobby-Ornithologen und andere Freizeitforscher ist. 

Bau des Flughafens Zürich

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Vogt, Jules / CC BY-SA 4.0

Der Bau des Flughafens ab 1946 beanspruchte einige der wertvollen Grünflächen, die teils mit grossem Aufwand versetzt wurden.

Biber schafft Biodiversität

Die Rückkehr der Biber freut die Wildtierhüter des Flughafens, denn wo der Nager hinkommt, schafft er neue Lebensräume und Biodiversität. Zugleich müssen die Tierhüter den Biber von gewissen Stellen fernhalten: Die von ihm geschaffenen Teiche ziehen viele Vögel an. Befindet sich der Teich aber zu nahe bei den Pisten, könnten die Vögel startenden und landenden Flugzeugen in die Quere kommen. So hatten die Tiere am Pistenrand einen See gestaut, der Enten anlockte und den Flugbetrieb zu gefährden drohte. 

Diese Gefahr des sogenannten Vogelschlags wird durch den «Beaver Deceiver» gebannt, einen speziellen Anti-Biber-Zaun, den man zusammen mit dem kantonalen Amt für Landschaft und Natur anbrachte. Seither staut der fleissige Nager wieder an unbedenklichen Stellen der Glatt oder anderer Fliessgewässer. 

Die Wildhüter müssen auch die Mäusepopulation rund um die Pisten im Zaum halten: Diese sind Beute für Rotmilane, Mäusebussarde und Graureiher, die ihrerseits eine Gefahr für den Flugbetrieb darstellen können. Daneben besteht ihre Hauptaufgabe darin, die Landschaft und ihre Bewohner zu pflegen und zu schützen. Sogar eine Zählung der Tiere nehmen die Wildhüter vor. Dank ihrer vielfältigen Arbeit funktioniert in der Riedlandschaft rund um den Flughafen Zürich das Nebeneinander von wirtschaftlicher Nutzung und Bewahrung der Umwelt.

Moor-Verpflanzung mit Gradallbagger

Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Steiner, Ruedi / CC BY-SA 4.0

Hier eine Moor-Verpflanzung mittels Gradallbagger mit hydraulischem Teleskopausleger.

Flughafen mit Park

Die Flughafen Zürich AG ist dabei, den Butzenbüelhügel in einem umfassenden Projekt neu zu gestalten. Es geht um eine Fläche von 80 000 Quadratmetern, die dem Naturschutz und Waldgesetz unterliegt und vom Neubau «The Circle» umgeben ist. Geschaffen werden soll ein Erholungsraum als neue Hybridform aus Park und Wald. Damit will man künftig einer der wenigen Flughäfen weltweit sein, die über einen Park verfügen.

Sonderausgabe zur Flughafenregion

Die FRZ Flughafenregion Zürich veröffentlicht im August gemeinsam mit dem Baublatt eine Sonderausgabe. InFachbeiträgen werden unter anderem laufende oder geplante Projekte vorgestellt und die aktuelle Situation der Region beleuchtet. Alle Beiträge sowie weitere Hintergrundartikel zum Thema werden in unserem Dossier «Die Flughafenregion im Fokus» gesammelt.

Geschrieben von

Freier Mitarbeiter für das Baublatt.

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