Nagra macht Bohrkerne aus 50 Jahren Forschung öffentlich zugänglich
Nach über 50-jähriger Forschungsarbeit hat die Nagra in Mellingen AG ihr Bohrkernarchiv eröffnet. Tausende von Gesteinsproben, die im Rahmen der Suche nach einem Atomendlager aus dem Boden gebohrt wurden, sind künftig für die Öffentlichkeit zugänglich.
Quelle: Nagra
Tausende von Gesteinsproben sind im Archiv zu sehen. Die ältesten wurden 1983 in Böttstein AG gebohrt, die neusten stammen von 2022 in Bachs ZH.
«Mir als Geologe liegt das sehr am Herzen», sagte Nagra-CEO Matthias Braun am Dienstag zur neuen Ausstellung. Bis knapp 2500 Meter tief nahm die Nagra Proben, wie Mediensprecher Patrick Studer einem Mitarbeiter von Keystone-SDA sagte. Die daraus gewonnenen Bohrkerne seien ein Schatz, der Einblick in die letzten 200 Millionen Jahre Erdgeschichte in der Nordschweiz gebe.
Ein grosser Teil des Wissens der Nagra, die im Auftrag des Bundes in Stadel ZH in der Region Nördlich Lägern einen Standort für ein Tiefenlager für radioaktive Abfälle gefunden habe, basiere auf den ausgestellten Gesteinsproben, teilte die Nagra mit. Diese reichen von den ersten Nagra-Bohrungen aus den 1980er-Jahren bis hin zum letzten Bohrkern aus dem Jahr 2022.
Bohrungen von 1983 bis 2022
Die meisten Proben lagern luftdicht verpackt in Holzkisten, die in hohen Regalen gelagert sind. Alle angeschrieben mit dem Ort, wo sie aus dem Untergrund geholt wurden. Die ältesten wurden 1983 in Böttstein AG gebohrt, die neusten stammen von 2022 in Bachs ZH.
Neben den Bohrkernen sind in der Ausstellung im Industriegebiet von Mellingen AG aber auch versteinerte Korallen, Überreste von Ur-Reptilien und verschiedenste Gesteinsarten zu sehen. Schautafeln zeigen, wo überall zwischen dem Aargauer Jura und dem Schaffhauser Randen gebohrt wurde und auf welche Überraschungen die Forscher stiessen.
Im Standortgebiet Nördlich Lägern wurde so beispielsweise in 915 Metern Tiefe ein Pelagosaurus, – eine Art ausgestorbenes Krokodil – erbohrt, das vor über 100 Millionen Jahren hier lebte. Seine versteinerten Überreste sind nun hinter Plexiglas zu bestaunen.
Einlagerung erstmals 2050
Das in Stadel ZH geplante Tiefenlager, dessen Bau 2032 beginnen und in dem 2050 erstmals Abfall eingelagert werden soll, ist in einer Tiefe von etwa 850 Metern unter dem Boden geplant. Im Archiv zu sehen sind Bohrproben von Opalinuston, wie er in einer etwa 100 Meter dicken Schicht unter Stadel zu finden ist.
Im Rahmen eines Besuchstags ist das Bohrkernarchiv am Samstag, 15. Juni erstmals öffentlich zugänglich. Danach können Gruppen sich bei der Nagra für eine kostenlose Führung anmelden. «Unser Archiv soll eine Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Gesellschaft sein und den Austausch zwischen diesen beiden Sphären ermöglichen», sagte Nagra-CEO Braun. (sda/pb/mgt)
Quelle: Nagra
Das Bohrkernarchiv verfügt über eine kleine Ausstellung.