Monatsstatistik September 2020: Zwischenhoch in garstigem Umfeld
Die Anzeichen für eine positive Entwicklung des Schweizer Bauhauptgewerbes haben sich im September wieder etwas verbessert. Die Summe geplanter Bauprojekte erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um 14,4 Prozent, wobei der Rückgang vom Vormonat (-33,0 %) nur zum Teil kompensiert werden konnte. Die Zahl der Gesuche verbuchte ein Plus von 13,2 Prozent nach einem guten Vormonat (+13,9 %).
Quelle: Stefan Schmid
Corona dürfte beim Wohn- und Bürobau zu einer Wachstumsdelle führen. Bild: Pfähle werden ins Flussbett der Limmat gerammt als Fundament für ein Büroprovisorium.
Wohnbau mit gutem Monat
Massgeblich ist der aufgehellte Ausblick auf den Wohnbau zurückzuführen. Die Summe für den Bau von Mehrfamilienhäusern (MFH) schwang sich wieder in den Wachstumsbereich hoch und verzeichnete immerhin ein Plus von 2,2 Prozent. Im Vormonat sah es noch düster aus, als die Segmentsumme um 36,2 Prozent einbrach. Entsprechend blieb der Dreimonatsdurchschnitt 8,4 Prozent unter dem Vorjahreswert, was auch die bisherige Entwicklung widerspiegelt. Denn die per Ende September im Jahr aufgelaufene Summe (Year to Date – YTD) sank im Vergleich zur Vorjahresperiode um 8,3 Prozent. Falls sich das Segment im letzten Quartal nicht noch deutlich steigern kann, dürfte die Bautätigkeit des MFHSegments vor einer Abschwächung stehen.
Beim Wohnbau setzten die Einfamilienhäuser (EFH) Impulse. Im letzten Monat erhöhte sich die Projektsumme um 25,5 Prozent, was dank guten Vorgaben im Juli und August beim Dreimonatsdurchschnitt zu einem satten Plus von 19,8 Prozent reichte. Dank einer stabilen ersten Jahreshälfte des Segments waren auch mehr Aufträge vorrätig (YTD: +8,2 %).
Sehr volatiler Industriebau
Ebenfalls wieder bessere Zahlen vermeldete im September der Industriebau. Die geplante Bausumme erhöhte sich um 67,1 Prozent und machte den Rückgang vom August (-77,1 %) grösstenteils wieder wett. Weil während des Lockdown die Investitionen über mehrere Monate zurückgefahren wurden und auch der Start ins Jahr nur mässig gelang, reduzierte sich die YTD-Summe im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent.
Den Rückgang abbremsen konnte der Bürobau. Die Summe ging bei den Bürobauten gegenüber dem Vorjahresmonat um 14,0 Prozent zurück, im August hatte sie sich sogar fast halbiert (-47,3%). Dass es übers Jahr gesehen nicht noch schlimmer kam, ist den ausserordentlich hohen Werten der Bausumme in den Monaten des ersten Quartals zuzuschreiben. Insgesamt lag die YTD-Summe 10,3 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Spital- und Schulbau gegenläufig
In die Höhe geschossen sind die Monatswerte projektierter Bausummen bei Schulen und Spitälern. Übers Jahr gesehen ist die Entwicklung aber gegenläufig. Grund für Zuversicht bietet aber vor allem das Spitalsegment, in dem markant höhere Investitionsvolumina vorgesehen sind als im Vorjahr (YTD: +36,7 %), während sich die Summe für den Bau von Schulen weit unter dem Stand des Vorjahres befand (YTD-Summe: -32,7 %). Nach wie vor ist das Tourismussegment stark von den Folgen der Reisebeschränkungen betroffen, was im September auch auf die Investitionsbereitschaft durchschlug (-76,7 %). Der Dreimonatsdurchschnitt lag 52,7 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Auch verbuchte das Segment den schlechtesten Monatswert der letzten zehn Jahre (YTD: -43,3%).
Fast Vorjahresniveau
Dynamisch entwickelte sich im letzten Monat die Bausumme in der Deutschschweiz (+19,5%), auf Vorjahresniveau lagen die Werte in der Romandie (-1,1%) und im Tessin (-0,5%). Während in der Deutschschweiz das geplante Bauvolumen nach neun Monaten fast den Stand der Vorjahresperiode erreichte (YTD: -2,2%) und das Tessin das letztjährige Ergebnis egalisieren konnte, dürfte es in der Romandie Einbussen erleiden (YTD: -16,5%). Positiv aufgefallen sind die anhand von Gesuchen ermittelten Summen in den Kantonen St.Gallen (+61,6%), Bern (+26,4%), Zürich (+2,3%) sowie im Waadtland (+51,7%) und in Genf (+7,4%). Gesunken sind die Hochbausummen im Wallis (-51,4%) und in Luzern (-32,5%).