Monatsstatistik November 2022: Höhenflug nach Schwächephase
Das Schweizer Bauhaupt- und Ausbaugewerbe kann auf einen äusserst starken November zurückblicken, der so kaum zu erwarten war. Zwar konnte schon im Oktober der leichte Rückgang, der sich seit Mitte des Jahres vollzogen hatte, gestoppt werden. Doch im November stieg die auf Basis von Gesuchen ermittelte Bausumme im Vergleich zum Vorjahresmonat um satte 17,2 Prozent auf den höchsten Wert der letzten zehn Jahre. Die Zahl der Gesuche legte um 17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu.
Quelle: Stefan Breitenmoser
Der Nebel lichtet sich nicht nur hinter der Zentrumsüberbauung Bollpark Süd bei Bern, sondern auch allgemein für die Schweizer Bauwirtschaft, die nach turbulenten Vormonaten wieder Schwung gewinnt.
Dieses Ergebnis rückte auch den Dreimonatsdurchschnitt wieder ins Positive, lag er doch um 3,7 Prozent über dem Vorjahreswert. Betrachtet man das bisherige Jahr, liegt man nun ungefähr gleichauf mit dem aufgrund von Nachholeffekten sehr starken 2021. Denn die im Jahr aufgelaufene Summe (Year to date) der wichtigsten Segmente befand sich nach elf Monaten um 0,4 Prozent über dem Vorjahreswert, wie die Zahlen der Docu Media Schweiz GmbH zeigen. Nach eher turbulenten Vor-monaten deutet somit alles auf einen versöhnlichen Jahresausklang hin.
Romandie holt auf
Ausschlaggebend für das starke November-ergebnis war vor allem die Romandie, wo die Bausumme im Vergleich zum eher schwachen Vorjahresmonat um 73,6 Prozent gesteigert werden konnte. Doch auch in der Deutschschweiz scheint man langsam wieder den Tritt zu finden. Denn nach einer kurzen Schwächephase seit Mitte des Jahres kletterte die Bausumme um 7,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Aufgrund der unter den Erwartungen liegenden Vormonate befand sich in der Deutschschweiz der Dreimonatsdurchschnitt aber noch um 3,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Im Tessin hingegen bewegte man sich ungefähr auf dem Niveau des Vorjahresmonats (+3,0 %).
Ein Blick auf die einzelnen Kantone zeigt, dass in der Romandie mit Ausnahme des Wallis alle Kantone ihre Bausummen im Vergleich zum Vorjahresmonat ankurbeln konnten. In der Deutschschweiz hingegen fielen die Bausummen in den wichtigen Kantonen Zürich (-32,6 %) und Thurgau (-39,4 %). Dafür zeigten sich die Kantone Bern (+14,5 %) und Luzern (+7,3 %) erholt. Entscheidend für den Anstieg in der Deutschschweiz waren die kleineren Kantone Schaffhausen, Glarus oder Uri, welche die Bausummen im Vergleich zum Vorjahresmonat vervielfachten konnten.
Erstaunlicher Bürobau
Gut erholt präsentierte sich im November auch der Bau von Mehrfamilienhäusern (MFH). Das Tief scheint zumindest überwunden, wies dieses Segment doch bereits im Oktober ein positives Ergebnis auf. Im November betrug das Plus im Vergleich zum Vorjahresmonat 43,8 Prozent, auch das Ergebnis des Vormonats wurde bei Weitem übertroffen, war dies doch der mit Abstand beste November der letzten zehn Jahre. Leider gilt dies nicht für den Wohnbau im Allgemeinen. Denn das Einfamilienhaus-Segment schwächelt weiterhin, sank doch die Bausumme im Vergleich zum Vorjahresmonat abermals um 7,1 Prozent. Für den Industriebau verliefen sowohl der November (-13,4 %) als auch das bisherige Jahr (YTD: -9,5 %) unterdurchschnittlich. Immerhin lässt die Anzahl der eingereichten Gesuche für dieses Segment auf ein hohes Bauvolumen in petto schliessen. Ganz anders verhält es sich dagegen mit dem von einigen Leuten bereits abgeschriebenen Bürobau. Nicht nur konnte dieses Segment die Bausumme im November mehr als verdoppeln, sondern es kann bereits jetzt auf ein erstaunlich gutes Jahr zurückblicken (YTD: +34,8 %). Beigetragen zum überraschend starken Ergebnis im November haben ausserdem der Schulbau und der Tourismussektor. Insbesondere Letzterer scheint sich nach einer schwierigen Zeit langsam regeneriert zu haben (YTD: +21,1 %). Das weckt Hoffnung für die Zukunft.