Monatsstatistik März 2020: Tourismuskantone unter Druck
Die Bausumme der geplanten Objekte sank in der Deutschschweiz im März im Vergleich zum Vorjahresmonat um nur noch 2,4 %, dies nach verhaltenerem Jahresbeginn. In den Tourismuskantonen verschlechterte sich die Lage jedoch wegen der Coronakrise weiter.
Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Baukonjunktur sind derzeit schwer abzuschätzen. Sicher ist hingegen, dass die aktuelle Krise auch die Datenbasis der Baublatt-Monatsstatistik tangiert. Da die Kantone Genf, Neuenburg, Tessin und Waadt seit Mitte März Baugesuche nur noch in beschränkter Anzahl oder gar nicht mehr publizieren, sind die für die West- und Südschweiz vorliegenden Daten wenig aussagekräftig. Die nachfolgende Analysefokussiert deshalb auf den deutschsprachigen Landesteil.
Die Bausumme der geplanten Objekte in der Deutschschweiz sank im März gegenüber dem Vorjahresmonat nur noch um 2,4 %, nachdem zu Jahresbeginn weit deutlichere Rückgänge zu verzeichnen waren (Februar: -10,5 %; Januar: -22,5 %). Zur Erholung kam es, obwohl die Anzahl der Baueingaben nach überdurchschnittlichen Monaten (Februar: +7,9 %; Januar: +7,6 %) seitwärts tendierte (-0,1 %). Offensichtlich wurden im März trotz Coronakrise wieder mehr gewichtige Grossprojekte eingegeben. Nichtsdestotrotz lag der gleitende Dreimonatsdurchschnitt bei der geplanten Bausumme immer noch um 12,4 % unter dem Wert des Vorjahresquartals. Dafür verharrte der Kurzfristtrend bei der Anzahl der Baueingaben im positiven Bereich (+4,8 %).
Quelle: Stenna Flims
Touristische Grossprojekte wie der Ende 2018 eröffnete Stenna-Komplex in Flims GR (Bild) sind derzeit rar.
Die Lage in den einzelnen Deutschschweizer Kantonen variierte jedoch sehr. In den Tourismuskantonen akzentuierte der März etwa die negative Entwicklung im aufgelaufenen Jahr (YTD). Wohl wegen des Coronavirus besonders unter Druck war die geplante Bausumme in Luzern (März: -51,5 %; YTD: -54,2 %), in Graubünden (-45,4 %; -24,4 %) und im Wallis (-36,7 %; -20,6 %). Unterdurchschnittlich zeigte sich zudem der Kanton St.Gallen, dessen Wirtschaftsleistung weit weniger vom Tourismus abhängt (März: -36,4 %; YTD: -24,6 %). Ein starkes Zeichen nach schwachem Jahresauftakt setzten bezüglich der geplanten Bausumme die Kantone Aargau (März: +26,2 %; YTD: -6,6 %), Bern (+17,5 %; -21,1 %) und Basel-Landschaft (+9,3 %; -32,0 %). Leicht rückläufig zeigte sich das Bauwirtschafts-Schwergewicht Zürich (März: -3,5 %; YTD: -5,4 %).
Weniger MFH-Projekte
Auf hohem Niveau etwas abgeschwächt war im März das gewichtige Deutschschweizer Wohnbausegment als Ganzes. Bei den mehrgeschossigen Renditeobjekten (MFH) sanken im Vorjahresvergleich sowohl die geplante Bausumme (-1,5 %) als auch die Anzahl der Baueingaben (-6,7 %). Gleichzeitig wurden zwar mehr Einfamilienhäuser (EFH) projektiert (+2,2 %), dies jedoch mit einer etwas geringeren geplanten Bausumme als im Vorjahresmonat (-1,3 %). Damit präsentiert sich die Wohnbau-Bilanz im aufgelaufenen Jahr (YTD) wie folgt: Während das MFH-Segment schrumpfte (Bausumme: -11,6 %; Anzahl: -7,7 %) wuchs das EFH-Segment leicht (+0,7 %; +6,0 %).
Der Tourismus war im März bezüglich Bauinvestitionen weiterhin sehr zurückhaltend – wenig überraschend angesichts der Coronakrise. Die geplante Bausumme sank im Vergleich zum Vorjahresmonat um 36,1 %, im aufgelaufenen Jahr betrug das Minus fast identische 36,2 %. Im Industrie- und Gewerbesektor nahm die Bausumme gegenüber dem schwachen Vorjahresmonat zwar um 13,5 % zu, dennoch resultierte beim YTD-Vergleich ein Rückgang um 9,3 %.