Monatsstatistik Juni 2020: Die Aufholjagd ist gestartet
Das Schweizer Bauhauptgewerbe sendet nach der Aufhebung des Lockdowns ein starkes Lebenszeichen. Die Bausumme der geplanten Objekte stieg gegenüber dem Vorjahresmonat um 26,3% auf den höchsten Juniwert seit 2012.
Quelle: Claudia Bertoldi
Konjunkturstütze im Grossformat: Ende Juni werden in Bülach die Untergeschosse des künftigen Glasi-Wohnhochhauses betoniert.
Nachdem die Corona-Krise noch in den beiden letzten Monaten deutliche Spuren hinterlassen hatte (Mai: -10,0%, April: -20,9%), ist die Trendwende umso erfreulicher. Das positive Bild rundete die Anzahl der Baugesuche ab, die im Juni ebenfalls um gut ein Viertel anstieg. Dadurch erholte sich auch der gleitende Dreimonatsdurchschnitt: Die geplante Bausumme lag nur noch um 2,3% unter dem Vorjahresquartal, die Baugesuchanzahl sogar um 6,8% darüber.
Treiber der veritablen Juni-Aufholjagd waren eingereichte Baugesuche für Einfamilienhäuser (EFH) und Mehrfamilienhäuser (MFH). Der Corona-bedingte Rückstau führte in den beiden Wohnbaugeschäftsfeldern zu einem kräftigen Schub: Sowohl die geplanten Bausummen (EFH: +24,5%; MFH: +30,2%) als auch die Anzahl der Baugesuche (EFH: +31,0 %; MFH: +22,0%) erhöhten sich im Vorjahresvergleich deutlich. Im aufgelaufenen Jahr (YTD) lag damit die Bausumme der geplanten EFH-Objekte um 3% über Vorjahr und bei den MFH-Objekten noch um 4,9% unter dem Zehnjahresmittel.
Überregionaler Nachholbedarf
Im Juni wurden zudem auffallend viele Büro- und Bildungsbauten eingegeben: Die geplante Bausumme nahm um 18,2 % respektive 10,9% zu. In anderen Sektoren
war man spürbar pessimistischer unterwegs und entsprechend zurückhaltend bezüglich Bauinvestitionen. Gegenüber dem Vorjahr brach die Bausumme der Eingaben im Tourismus richtiggehend ein (-63,7 %), im Industrie- und Gewerbesektor nahm sie um 7,7 % ab.
Der krisenbedingte Nachholbedarf bei den Baueingaben zeigte sich im Juni in allen drei Sprachgebieten. Am deutlichsten nahm die Gesamtbausumme gegenüber dem Vorjahr in der Südschweiz zu (+52,7 %), erhöhte sich aber auch kräftig in der Deutsch- (+28,4 %) und Westschweiz (+14,9 %). Für das aufgelaufene Jahr (YTD) fällt damit die Zwischenbilanz deutlich erfreulicher aus: Im Vergleich mit der gleichen Vorjahresperiode legte die Gesamtbausumme in der Südschweiz um 3,0 % zu, das Minus in der Deutschschweiz betrug nur noch 2,1 % und die Romandie konnte zumindest bereits wieder einen Teil des Corona-bedingten Schadens wettmachen (-17,9 %).
Während einige Kantone vergleichsweise gut durch die schwierigen letzten Monate kamen, mussten andere bluten, wie der Blick auf den gleitenden Dreimonatsdurchschnitt der Gesamtbausumme zeigt. Zuwächse gab es etwa bei den bedeutenden Bauregionen Bern (+15,7 %) und St. Gallen (+2,8 %) zu verzeichnen. Mit Rückgängen auf immer noch hohem Niveau waren hingegen die Schwergewichte Aargau (-12,9 %), Waadt (-11,6 %) und Zürich (-10,5 %) konfrontiert. Positiv stimmt aber die Tatsache, dass die beiden Letzteren im Juni einen richtigen Zwischensprint hinlegten, bei dem sie die Gesamtbausumme gegenüber dem Vorjahresmonat glatt verdoppelten.