Monatsstatistik Juli 2021: Ausgeprägter Röstigraben
Nach einem starken Jahresstart schwächte sich im Mai und Juni die Dynamik im Schweizer Bauhauptgewerbe wieder etwas ab. Der Rückgang muss zwar im Zusammenhang mit Nachholeffekten nach dem ersten Lockdown gesehen werden, doch zeigen im Juli insbesondere die Zahlen für die Deutschschweiz wieder stark nach oben.
Quelle: Stefan Breitenmoser
In den letzten Jahren wurde viel in Gesundheitsbauten investiert (im Bild die Baustelle des Kantonsspitals Graubünden). Deshalb darbt dieses Segment zurzeit ein wenig.
So erhöhte sich die anhand von Gesuchen ermittelte Bausumme im Vergleich zum Vorjahresmonat um 13,7 Prozent auf den zweithöchsten Stand der letzten zehn Jahre. Die Anzahl Gesuche stieg um 9,5 Prozent fast auf den Rekordwert aus dem Jahr 2012. Allerdings zeigt sich, dass diese grundsätzlich positive Entwicklung nicht für die gesamte Schweiz gilt.
Während nämlich die projektierte Bausumme in der Deutschschweiz mit einer Zunahme von 25,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat stark zulegte und auf den höchsten Stand der Dekade kletterte, sank diese in der Westschweiz um 25,1 Prozent auf den tiefsten Stand der letzten zehn Jahre.
Das Tessin zeigte sich mit einer Zunahme von 44,6 Prozent bei der Bausumme gegenüber dem Vorjahresmonat ebenfalls gestärkt. Doch trotz eines erfreulichen Julis stand der gleitende Dreimonatsdurchschnitt der Bausumme aufgrund der schwachen Vormonate 4,0 Prozent unter dem Vorjahreswert. Dank des starken Starts ins 2021 lag die im Jahr aufgelaufene Bausumme (YTD) aber immer noch 6,8 Prozent über dem Vorjahr.
Rekordwerte in der Deutschschweiz
Aufgrund der enttäuschenden Zahlen der Romandie dürfte es nicht weiter erstaunen, dass alle Westschweizer Kantone mit Ausnahme von Neuenburg und dem Wallis bei der projektierten Bausumme gegenüber dem Vorjahresmonat schlechter abschnitten. Etwas Hoffnung liefert einzig die Anzahl der Baugesuche, die in der Westschweiz immerhin nur 1,7 Prozent unter dem Vorjahresmonat lag.
Etwas unterschiedlicher entwickelte sich die projektierte Bausumme in den Deutschschweizer Kantonen. So lag sie beispielsweise in Bern um 31,1 Prozent unter dem Vorjahresmonat, während die Kantone Aargau (+139,9 %), Luzern (+49,9 %), St. Gallen (+38,2 %) und Zürich (+19,4 %) allesamt zulegen konnten. Erfreulich ist auch, dass die Anzahl der Baugesuche in der Deutschschweiz um 13,3 Prozent auf den höchsten Wert der Dekade wuchs.
Wohnbau als Motor
Besonders stark florierte im Juli insgesamt der Wohnbau, wie die von Docu Media Schweiz GmbH erhobenen Zahlen zeigen. Dass der Bau von Einfamilienhäusern (EFH) boomt, ist nämlich schon länger so und dürfte ebenfalls im Zusammenhang mit der Pandemie stehen. So stieg die projektierte EFH-Summe im Juli um 12,1 Prozent. Im Gegensatz zum EFH-Bau stagnierte der Bau von Mehrfamilienhäusern (MFH) aber in den letzten Monaten.
Glücklicherweise gilt dies nicht für den Juli. Denn die projektierte Bausumme in MFH erhöhte sich gegenüber dem Vorjahresmonat um satte 12,7 Prozent, was gleichbedeutend mit dem besten Juli-Ergebnis der letzten zehn Jahre ist. Zwar lag der gleitende Dreimonatsdurchschnitt für die MFH gegenüber dem Stand des Vorjahres immer noch 2,2 Prozent im Minus, dafür erreichte die YTD-Summe in Plus von 2,9 Prozent. Da sich auch die projektierte EFH-Summe aufs bisherige Jahr gerechnet gegenüber 2020 um 20,7 Prozent erhöhte, kann von einem bislang starken Jahr für den Wohnbau gesprochen werden.
Erstaunlich ist auch das Plus von 70,7 Prozent im Bürobau. Jedoch muss diese Zunahme im Zusammenhang mit dem Juli 2020 gesehen werden, als der Bürobau regelrecht einbrach. Sowieso gleichen die Zahlen des Bürobaus dieses Jahr einer Achterbahnfahrt, was vor allem an der grossen Unsicherheit bezüglich des künftigen Bürobedarfs liegen dürfte.
Positiv entwickelten sich im Juli auch die projektierten Bausummen im Bildungssegment (+96,4 %) und im Tourismussegment (+60,4 %). Dies dürfte für einige Erleichterung sorgen, litten doch beide Segmente im Vorjahr stark unter den Folgen der Pandemie.
Weniger Impulse dürften dafür vom Gesundheitswesen ausgehen, was vor allem damit zu tun hat, dass in den letzten Jahren viel in Spitäler investiert wurde. Dennoch kann man zusammenfassen, dass es im Juli wieder aufwärts ging. Wenn nun auch die Romandie in der zweiten Jahreshälfte etwas nachlegt, dürfte es ein verheissungsvolles Jahr für die Bauwirtschaft werden.