Monatsstatistik Dezember 2020: Verheissungsvoller Abschluss
Nicht nur für das Schweizer Bauhauptgewerbe war es ein schwieriges Jahr. Umso mehr dürfte es erfreuen, dass zumindest die Zahlen des Monats Dezember Anlass zur Hoffnung geben. Denn noch nie in den letzten zehn Jahren – auch nicht in den Rekordjahren 2011 und 2012 – gingen im Schlussmonat so viele Baugesuche ein.
Quelle: Stefan Breitenmoser
Während einige Bausektoren wegen Corona ein schwieriges Jahr hinter sich haben, bildet das Segment Infrastrukturbau einen Lichtblick.
Gegenüber dem Vorjahresmonat stieg die Zahl der Gesuche gar
um 35,5 Prozent. Gleiches gilt für die aufgrund der Gesuche ermittelte
Bausumme, die ein Rekordhoch erreichte und im Vergleich zum Vorjahresmonat gar
um fast 49,6 Prozent zulegen konnte.
Relativiert werden die Zahlen allerdings, wenn man das ganze
Jahr betrachtet. So war 2020 bei den Baugesuchen eine Zunahme von 9,1 Prozent
zu verzeichnen. Doch lag die im Jahr aufgelaufene Bausumme (Year to Date – YTD)
auf dem tiefsten Wert der vergangenen zehn Jahre. Im Vergleich zum ebenfalls
nicht glorreichen Jahr 2019 ergab sich noch ein Minus von 0,9 Prozent.
Romandie holt auf
Auf die Sprachregionen runtergebrochen hat die Romandie abermals einen Grossteil zu den guten Dezemberzahlen beigetragen, konnten doch die Baugesuche im Vergleich zum Vorjahresmonat um 47,0 Prozent zulegen, was sich in einem satten Plus von 85,9 Prozent auf die Bausumme niederschlug.
Auch in der Deutschschweiz steigerten sich sowohl die Baugesuche (+31,4%) als auch die Bausumme (+44,2%). Die italienische Schweiz verzeichnete zwar markant mehr Gesuche (+59,7%), die sich jedoch nicht auf die Bausumme (-5,0%) auswirkten. Zur Zunahme beim gleitenden Dreimonatsdurchschnitt trugen alle Regionen ihren Teil bei, am stärksten die Bausumme in der Romandie.
Obwohl der Dreimonatsdurchschnitt in allen Sprachregionen deutlich im Plus lag, sah es übers Gesamtjahr gesehen anders aus. Denn hier verzeichnete die Romandie zwar ein Plus von 3,1 Prozent bei den Gesuchen, jedoch ein Minus von 7,6 Prozent bei der Bausumme, was dem tiefsten Wert der letzten zehn Jahre entspricht.
Die Deutschschweiz konnte 2020 bei den Gesuchen einen neuen YTD-Rekordwert und ein Plus von 12,1 Prozent zum Vorjahr verbuchen. Die YTD-Summe legte dort zwar um 1,2 Prozent zu, sie blieb aber unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Schlechter sieht es im Tessin aus, wo die Summe schon im Jahr zuvor stark absackte. Den Wert konnte man zwar halten, aber die Zahl der Gesuche vermittelt wenig Optimismus.
Vorsicht der öffentlichen Hand
Die Baugesuche und -summen nahmen im Vergleich zum Dezember 2019 in fast allen Kantonen zu. Insbesondere war dies in den bevölkerungsreichen Kantonen Zürich, Bern, Waadt und Aargau der Fall. Auch hier trübt jedoch ein Blick auf das ganze Jahr das positive Dezemberbild. Die aufgelaufene Summe verringerte sich nämlich insbesondere in den Kantonen mit grösseren Städten. Bei den kleineren Kantonen wie Uri, Schwyz oder Basel-Land vermochten einzelne Grossprojekte das Bild etwas aufzuhellen.
Immerhin wurden im Hochbau wieder mehr Gesuche eingereicht als im Vorjahresmonat. So zogen die geplanten Investitionen im Wohn- wie im Gewerbebau wieder stark an. Im Wohnbausegment konnte die Summe für den Bau von Einfamilienhäusern erneut stärker zulegen als jene für Mehrfamilienhäuser. Ein Lichtblick bildete auch der Infrastrukturbau. Bei der Ganzjahresbetrachtung wird allerdings offensichtlich, dass 2020 insbesondere die öffentliche Hand vorsichtig war mit der Ausschreibung von Aufträgen.
Insgesamt kann aber konstatiert werden, dass gegen Ende des Jahres und vor allem im Monat Dezember noch viele Bauvorhaben aufgegleist wurden, die sich im Verlaufe des Jahres angesammelt hatten. Das verbessert die Jahreszahlen und somit die Aussicht für das Baugewerbe erheblich und gibt Hoffnung, dass es in diesem Jahr schneller aufwärts gehen könnte als noch vor wenigen Monaten vermutet. Ob dies aber tatsächlich der Fall sein wird, bleibt aufgrund der hohen Corona-Fallzahlen und den damit zusammenhängenden Schwierigkeiten abzuwarten.